Themenbild: Illustration zum Thema Hass im Internet, aufgenommen
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
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Chronik

Junge Frauen vermehrt Opfer von Hass im Netz

Im Internet Hasskommentare abzugeben fällt vielen Usern leichter, als im realen Leben auf Konfrontation zu gehen. Frauen, vor allem junge Frauen, die sich beruflich oder privat in der Öffentlichkeit bewegen oder sich für Menschenrechte oder Umweltschutz engagieren, sind besonders betroffen. Anzeigen gibt es wenig – die Dunkelziffer ist weitaus höher.

Die 16-jährige Lea Klimmer ist im Vorstand der Aktion kritischer Schülerinnen und Schüler (aks). Wie die meisten Mädchen kennt sie sexistische Angriffe – und weiß, wie sich das anfühlt: „Als erstes ist es ein kleiner Schock, wie sich manche Menschen trauen mit dir zu reden. Sie nehmen sich den Platz und den Raum, dir Nacktfotos, die sogenannten Dickpicks, zu schicken. Man geht respektlos mit dir um und nimmt dir den Rang in der Gesellschaft.“ Das sei kein schönes Gefühl.

Täter ausfindig machen

Wenn Mädchen oder Frauen sich im Internet politisch oder gar feministisch äußern, sind verbale Attacken oftmals vorprogrammiert. Als inkompetent hingestellt zu werden ist fast schon normal. Aber, man kann die Plattformen auch nutzen, sagt die Vizebürgermeisterin von Bregenz und Abgeordnete im Landtag, Sandra Schoch.

Nämlich, indem man die Täter ausfindig macht und man kann in den Plattformen Sachen ansprechen und damit Themen vorgeben. Auch kann man sich vernetzen und sich im Falle von Angriffen Hilfe holen: „Was ich habe ist ein soziales Netzwerk, die ich kurzfristig aktivieren kann über Telegram und Whatsapp. Da sage ich, ich werde gerade attackiert, kann man mich von der Seite unterstützen“, erklärt Schoch. Umgekehrt mache sie das auch für Kolleginnen.

Sexismus schon an Volksschulen Thema

Bezirksinspektor Frank Jentsch von der Kriminalprävention im Landeskriminalamt ist regelmäßig zum Thema „Hass im Netz“ in Schulen und Lehrbetrieben. Er kennt viele Geschichten von betroffenen Mädchen. In der Gaming-Szene etwa, meldeten sich viele junge Frauen unter Männernamen an, um nicht abgewertet und belästigt zu werden.

Mittlerweile ist Sexismus auch an Volksschulen, also bei Sieben- und Achtjährigen, schon Thema und bedarf der Aufklärung, sagt Jentsch: „Wenn man beispielsweise Whatsapp her nimmt, das ist ab 16 Jahren, was haben die da drinnen verloren? Die schicken teilweise keine harmlosen Bilder herum, sondern halt auch Nacktbilder, die sie im Internet aufgabeln. Teilweise auch von sich selber.“ Man sehe die Sexualisierung in der Gesellschaft färbe teilweise schon auf die Jüngsten ab.

Keine Isolation zulassen und Täter anzeigen

Nicht wenige Opfer ziehen sich nach vermehrten Attacken auch im realen Leben zurück in die Isolation. Jentsch rät Betroffenen das nicht zuzulassen und die Täter anzuzeigen: „Der Täter bleibt ungeschoren und macht genau so weiter wie bisher. Mitunter fühlt er sich mit seinem Handeln und Tun noch bestätigt.“ Seit 1. Jänner dieses Jahres gibt es ein Gesetzespaket gegen „Hass im Netz“ – damit Opfer sich besser zur Wehr setzen können.