Spielzeug im Autismus-Zentrum
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Gesundheit

Autismus-Diagnosen dauern oft mehrere Jahre

Warum dauert es so lange, bis bei Flüchtlingskindern festgestellt werden kann, ob sie eine Beeinträchtigung haben? Diese Frage wirft der Fall des zehnjährigen Edison auf, der beinahe nach Nigeria abgeschoben worden wäre, Radio Vorarlberg hat bei der Bildungsdirektion nachgefragt.

Der autistische Edison und seine Familie sind knapp der Abschiebung nach Nigeria entgangen, zumindest vorerst. Die Behörden prüfen jetzt seine Diagnose. Die liegt erst seit Juni vor und ist nie im Asylverfahren berücksichtigt worden. Edison besucht seit vier Jahren die Sonderschule in Dornbirn, vor einem Jahr hat man ihm erst offiziell zuerkannt, dass er eine besondere Betreuung braucht.

Langes Warten auf Diagnose

Warum dauert es so lange bis bei einem Flüchtlingskind eine schwere geistige Beeinträchtigung festgestellt wird? Das fragen sich viele, nachdem eine nigerianische Familie mit einem autistischen Kind fast abgeschoben worden wäre.

Bildungsdirektion wusste nicht um Bleiberecht

Die Bildungsdirektion sagt, dass sie wegen dem Datenschutz gar nicht wusste, dass der Zehnjährige noch kein Bleiberecht hat und wie dringend eine Autismus-Diagnose gewesen wäre.

Monika Steurer, die als Qualitätsmanagerin für die Sonderschule in Dornbirn zuständig ist meint: „Also wir machen die Erfahrung, dass fast alle diese Kinder im Verhalten etwas anders sind, als wir das gewohnt sind. Sie sind oft sehr verschlossen, sie sind manchmal ganz zurückgezogen, andere sind relativ aggressiv. Sie sind es nicht gewohnt, mit anderen Kinder zusammen zu sein und man muss sie ankommen lassen und schauen wie man sprachliche Barrieren überwinden kann.“ Das sei ein Prozess. Man müsse ihnen Zeit lassen und könne sie nicht gleich mit Testungen und Abklärungen belasten.

Abdeckung von Kinderpsychiatern zu niedrig

In Fall von Edison und seiner Familie hat es fast zwei Jahre gedauert, das sei aber normal so Steurer. Der Schwerpunkt läge in der ersten Zeit auf dem Ankommen, auf dem Erwerb der Sprache.

Steurer meint auch: „Gerade im Zuge der Pandemie hat sich herausgestellt, dass im Bereich der Kinderpsychiatrie und Psychologie die Abdeckung nicht hoch genug ist.“ Die Ärzte seien sehr belastet und es dauere schon mitunter ein halbes Jahr, bis man einen ersten Termin bekomme. Man müsse aber davon ausgehen, dass mehrere Termine notwendig seien und so vergingen dann doch drei bis vier Monate bis eine Abklärung da sei.

In der Schule sei es insofern kein Thema gewesen, weil man natürlich Diagnosen hatte und auf den Jungen sehr gut eingehen konnte, mit eins zu eins Betreuung und Kleingruppen. Man habe ihn einfach sehr behutsam begleitet und er habe auch große Fortschritte gemacht. Aber die Autismus-Diagnose, die jetzt fürs Asyl notwendig war, die sei eben nicht bekannt gewesen und sei nicht vorgelegen.