Diese Hilfe könne vor allem in den Nachbarstaaten Afghanistans geleistet werden, so der Innenminister. Dort ist nach Meinung internationaler Experten zunächst mit großen Fluchtbewegungen zu rechnen. In Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan und Pakistan ist man beunruhigt, bzw. richtet bereits Pufferzonen ein.
Caritas-Spendenaktion: Katastrophenfonds für Afghanistan und Haiti
Keine schnelle Zunahme in Vorarlberg erwartet
Laut Bernd Klisch, dem Leiter der Caritas Flüchtlingshilfe in Vorarlberg, ist nicht damit zu rechnen, dass aufgrund der jüngsten Entwicklungen in Afghanistan eine große Anzahl Geflüchteter nach Vorarlbeg kommt. „Es ist nie so einfach, dass nach einer Krise in einem Land alle Flüchtlinge nach Europa stürmen. Die Fluchtbewegung ist immer zunächst im eigenen Land und dann in den benachbarten Ländern.“
Flucht erst nach Jahren in weiter entfernte Länder
Normalerweise setzt erst nach Jahren die Flucht in weiter entfernt gelegene Länder ein, so Klisch: „Es gibt keine lineare Beziehung wie: Jetzt haben wir eine Krise in Afghanistan und morgen mehr Asylanträge. So ist das nicht.“
Ein Drittel der Geflüchteten aus Afghanistan
Jeder dritte Asylwerber, der in Vorarlberg lebt, kommt aus Afghanistan. Jeder Fünfte aus Syrien und jeder Sechste aus dem Irak. Das geht aus den Flüchtlingszahlen hervor, die das Land Vorarlberg jeden Monat veröffentlicht. Viele der nach Vorarlberg geflüchteten Menschen sind noch recht jung – ein Drittel ist unter 18 Jahre. Und fast zwei Drittel der Asylwerber sind männlich.
Gantner rechnet derzeit nicht mit akuter Situation
Zuletzt sind die Flüchtlingszahlen in Vorarlberg leicht gesunken. Sicherheitslandesrat Christian Gantner (ÖVP) betont aber, dass sich das – gerade wegen Krisen wie in Afghanistan – bald ändern könnte: „Wir erwarten keine solchen Verhältnisse wie beispielsweise 2015. Wir sind hier aber im ständigen Kontakt mit dem Bund, was die Entwicklungen in Afghanistan betrifft. Hier sehen wir, dass derzeit die Flucht vorwiegend von Familienverbänden geschieht und die auch in erster Linie in Nachbarländer ausweichen und wir derzeit mit keiner akuten Situation rechnen.“
Afghanen in Vorarlberg in Sorge
Die Flüchtlingshilfe der Caritas spürt die Auswirkungen der Afghanistan-Krise bereits. Sie betreut aktuell 370 Afghanen in Vorarlberg. Viele von ihnen seien besorgt, sagt Flüchtlingshilfe-Leiter Bernd Klisch: „Sie sind wahnsinnig verunsichert und sorgen sich um ihre Familien. Neben der Sorge um die eigene Familie ist es die Entwicklung des Landes selbst, die sie verunsichert. Einer drückte es so aus: Unser Land ging kaputt.“
100 Betten in Reserve
Die Caritas betreibt 75 Flüchtlingsunterkünfte im ganzen Land. Die Zahl der betreuten Asylwerber ist nach Angaben von Klisch recht konstant. „Wir nehmen zwar Flüchtlinge auf, aber es ziehen auch immer wieder Flüchtlinge aus, weil sie schon ein Bleiberecht bekommen haben, selbst eine Wohnung oder Arbeit finden. In den letzten Monaten hatten wir immer so zwischen 900 und 1.000 Flüchtlingen betreut. Wir haben immer einen Puffer von ca. 100 Betten, die schnell belegt werden können, falls es doch einmal mehr sein sollten.“ Die meisten Asylwerber sind im Bezirk Feldkirch untergebracht, die wenigsten im Bezirk Bludenz.