Desiro ML
Philipp Horak/ÖBB
Philipp Horak/ÖBB
wirtschaft

Ersatz für Talent 3: Neue Züge bei Siemens bestellt

Nach dem langen Warten auf die zunächst bestellten Talent-3-Züge von Alstom/Bombardier, ist nun Ersatz gefunden: Die ÖBB erteilten den Zuschlag für 21 Desiro-ML-Züge von Siemens. Die ersten neuen Züge sollen ab Ende 2022 in Vorarlberg eingesetzt werden.

In Vorarlberg werden ab Ende 2022 Elektrotriebzüge von Siemens rollen. Das haben die ÖBB am Dienstag auf Grundlage einer Zustimmung des Aufsichtsrats der ÖBB-Personenverkehr AG bekanntgegeben. Die Siemens Mobility Austria GmbH sei als Bestbieter aus dem Vergabeverfahren hervorgegangen, hieß es. Die Ausschreibung war im Jänner 2021 erfolgt, nachdem es Vertragspartner Alstom/Bombardier nicht geschafft hatte, die bestellten Talent-3-Züge zu liefern.

Eigenes Fahrradabteil und mehr Sitzplätze

Die ersten Siemens-Elektrotriebzüge vom Typ Desiro ML sollen ab Ende 2022 auf Vorarlbergs Strecken unterwegs sein. Bis Mitte 2023 soll die Lieferung komplett sein, insgesamt wurden 21 Züge bestellt. Desiro-Schnellbahnen kommen bei den ÖBB bereits zum Einsatz.

Siemens garantiere den ÖBB die vertraglich vereinbarte Konfiguration für die 21 Desiro-ML-Züge. Dazu gehörtem vor allem auch ein eigenes Fahrradabteil und eine deutliche Erhöhung der Sitzplatzkapazitäten im Vergleich zu jetzt, so der Vorarlberger Verkehrslandesrat Johannes Rauch (Grüne).

Fünf Zugsgarnituren kommen für den Herbst

Man werde sehr genau drauf achten, dass „nach den unrühmlichen Vorgängen um die Talent-3–Garnituren“ nun geliefert werde, was seit Jahren versprochen sei: mehr Platz für Fahrgäste und Fahrräder, mehr Sitzplätze und mehr Komfort im Nahverkehr, so Rauch.

Bis zum Einsatz der neuen Züge werden ab Schulbeginn zusätzliche fünf Garnituren Talent 1 nach Vorarlberg kommen, um genügend Platz für die ab Herbst deutlich steigende Anzahl von Fahrgästen bieten zu können. Mit den neuen Garnituren und dem Ersatzkonzept bis zur Anlieferung könnten die ÖBB die Anforderungen aus dem Verkehrsdienstvertrag für Vorarlberg erfüllen, so Landesrat Rauch.

Fotostrecke mit 7 Bildern

Desiro ML
Philipp Horak/ÖBB
Desiro ML
Philipp Horak/ÖBB
Desiro ML
Philipp Horak/ÖBB
Desiro ML
Philipp Horak/ÖBB
Desiro ML
Philipp Horak/ÖBB
Desiro ML
Philipp Horak/ÖBB
Desiro ML
Philipp Horak/ÖBB

Talent 3 sollte zur Gymnaestrada kommen

Obwohl die Talent-3-Züge bereits seit Jahresmitte 2019 auf Vorarlbergs Schienen unterwegs sein sollten – zum Weltturnfest Gymnaestrada –, gibt es für das Modell bis heute keine Zulassung der Europäischen Eisenbahnagentur. Für Vorarlberg waren 21 dieser Züge (Auftragswert: 150 Mio. Euro) bei Bombardier bestellt worden, für Tirol 25 – laut der Tageszeitung „Standard“ könnten für Tirol zu einem späteren Zeitpunkt nun ebenfalls Desiro ML Züge abgerufen werden.

Die ÖBB hatten zum Jahresende 2016 mit Bombardier eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet, die den Kauf von bis zu 300 Zügen und ein Gesamtvolumen von 1,8 Milliarden Euro vorsah. Vorübergehend fand ein Probebetrieb mit Talent-3-Zügen in Vorarlberg statt.

ÖBB und Land wollen sich schadlos halten

Bereits im Mai hatten die ÖBB und Landesrat Rauch angekündigt, sich in der Angelegenheit auf Kosten von Alstom/Bombardier finanziell schadlos halten zu wollen. Die Vertragsstrafen könnten sich auf bis zu 1,5 Millionen Euro pro nicht geliefertem Zug belaufen, berichtete der „Standard“ unter Berufung auf Insider. Der Alstom/Bombardier-Konzern habe jedenfalls vorgesorgt, für wackelige oder „belastete“ Bombardier-Aufträge seien insgesamt 1,1 Milliarden Euro rückgestellt worden.