Pressetag Bregenzer Festspiele
©anja koehler | andereart.de
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Bregenzer Festspiele

Mit zwei weiteren Premieren geht es ins Finale

Die Bregenzer Festspiele gehen mit zwei außergewöhnlichen Musiktheaterproduktionen kommende Woche ins Finale. Im Theater am Kornmarkt ist Rossinis Oper „Die Italienerin in Algier“ zu sehen und auf der Werkstattbühne steht die Uraufführung der Oper „Wind“ von Alexander Moosbrugger auf dem Programm.

Inspiration für Moosbruggers erste Oper war das 1499 gedruckte, reich bebilderte, rätselhafte Traum-Buch „Hypnerotomachia Poliphili“. Das Renaissance-Werk erzählt die Geschichte des Poliphilo, der nach seiner Polia sucht, es steckt aber auch voller fantasievoller Garten-, Landschafts- und Architekturbeschreibungen. Für die audio-visuelle Umsetzung in Bregenz hat die bildende Künstlerin Flaka Haliti einen ganz in weiß gehaltenen Klangraum entworfen. Dominierend sind Luft- und Tonströme, ausgestoßen von 172, in Inseln angeordneten, bis zu neun Meter langen Orgelpfeifen.

Moosbrugger
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Alexander Moosbrugger

Erzählung mit vielen Perspektivwechseln

Das Stück sei „ein Traum im Traum“, erläuterte Moosbrugger am Donnerstag. Es handle sich um eine Erzählung mit vielen Perspektivwechseln, unterschiedlichen Zeitebenen und Tonalitäten. Die vielstimmige, mehrsprachige Klangkulisse wird erzeugt unter anderem von den Sängern Hanna Herfurtner und Hagen Matzeit, drei Solisten des Klangforums Heidelberg, zwei Erzählenden und dem Streichquartett Quatuor Diotima unter Klangregie von Thomas Hummel vom SWR Experimentalstudio, die Regie obliegt Leonora Scheib.

„Die Italienerin in Algier“ auf eine Luxusjacht

Im Opernstudio, mit dem die Festspiele junge Sänger fördern, verlegen Regisseurin Brigitte Fassbaender, Ausstatter Dietrich von Grebmer und Dirigent Jonathan Brandani die Handlung von Rossinis „Die Italienerin in Algier“ auf eine Luxusjacht. Für die in der Oper geschilderten Zwischenmenschlichkeiten habe sie sich von der Beziehung des Reeders Onassis zu Maria Callas inspirieren lassen, so Fassbaender. Sie schätze das sängerische Niveau der jungen Sänger, „es sind tolle Talente dabei, offen und unroutiniert“. So stehe Maria Barakova, die die Rolle der Isabella singt, „mit einem Fuß in einer Weltkarriere“, prophezeite Fassbaender. Die 23-jährige russische Mezzosopranistin zeigte sich dankbar. „Ich hörte viel Gutes über die Bregenzer Festspiele, es war mein Traum, hier zu sein“, erklärte sie. Sie habe sich zwei Jahre auf die Rolle vorbereitet.

Wind
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„Belcanto sieht am Blatt einfach aus, aber es ist schwer zum Leben zu bringen“, so Dirigent Brandani. Wer nur vom Blatt spiele, was Rossini notierte, habe nichts verstanden, denn seine Musik biete viel Raum für Ornamente und sei sehr witzig. Gemeinsam mit den jungen Sängern habe er sich also auf eine „Entdeckungsreise“ begeben, „und sie sind mir gefolgt“. Die Verlegung der Handlung in eine nähere Zeit, die ohne ein märchenhaftes Algier und damit verbundene Projektionen auf die arabische Welt auskommt, sei ein bewusstes Abstandnehmen gewesen, so Fassbaender. Sie bevorzuge für die 1813 uraufgeführte Komische Oper eine „moderne Lesart, aber absolut stückgerecht“.

„Rigoletto“: Bisher keine Regenabsage

Intendantin Elisabeth Sobotka zeigte sich zehn „Rigoletto“-Vorstellungen vor Schluss sehr zufrieden mit der Saison. „Es läuft unglaublich gut“, fasste Sobotka zusammen. Bisher musste keine Seebühnen-Aufführung wegen Regens abgesagt werden, 2021 sahen bereits mehr als 120.000 Besucher die Verdi-Oper. Sie zeigte sich dankbar, vor vollen Rängen spielen zu dürfen. Die positiven Rückmeldungen des Publikums zeigten, wie wichtig das gemeinschaftliche Bühnenerlebnis sei. Die Bregenzer Festspiele dauern noch bis 22. August.