Österreichs Gletscher sind weiter auf dem Rückzug. Im Bild: Blick vom Schweikertsee auf den Schweikertferner und den Fuß des Rofelewand-Massivs in den Jahren (v.l.) 2011, 2014, 2016 und 2018. –
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Umwelt

ZAMG: Klimaerwärmung um fünf Grad droht

Seit Beginn der Industrialisierung ist es hierzulande um rund zwei Grad wärmer geworden. Das belegen die Statistiken der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Folgt keine Trendumkehr, wird die Erwärmung bis zum Jahr 2100 bei mindestens fünf Grad liegen.

Einige Folgen der gobalen Erwärmung sind heute schon unumkehrbar. Das ist eine zentrale Aussage des Klimaberichts des Weltklimarats IPCC, der am Montag in Genf veröffentlicht wurde. Zu diesen Folgen zählen der Anstieg der Meeresspiegel und das Abschmelzen der Gletscher – mehr dazu in news.ORF.at: Einige Folgen bereits „unumkehrbar“.

Jahrelang arbeiteten mehr als 700 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt an der Erstellung – nicht zuletzt, um der Politik eine Art Gebrauchsanweisung im Umgang mit der Klimakrise in die Hand zu geben – mehr über den Weltklimarat IPCC in news.ORF.at: Gebrauchsanweisung für die Klimakrise.

ZAMG: Hitzebelastung führt zu Gesundheitsproblemen

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat am Montag ihre Studien und Einschätzungen zu den konkreten Folgen für Österreich erläutert. Demnach wird es hierzulande im Jahr 2100 mindestens fünf Grad wärmer sein, wenn die Treibhausgasemissionen nicht gestoppt werden.

Marc Olefs, Leiter der Klimaforschung der ZAMG betont im ORF Radio Vorarlberg-Interview, dass damit Wetterextreme weiter zunehmen werden. Die massive Zunahme der Hitzebelastung gehe einher mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen – „wir schlafen schlechter, wir sind weniger produktiv, aber auch die Sterblichkeit nimmt zu“, so Olefs. Neben diesem Problem der Hitzebelastung führe die Erwärmung auch dazu, dass mehr Wasser aus dem Boden verdunste und somit Trockenperioden, die vor allem auch für die Landwirtschaft ein Problem seien, länger und intensiver werden können.

Skifahren nur noch in höheren Lagen

Die Erwärmung, die in allen Höhenlagen etwa gleich stark sei, gehe natürlich auch einher mit einer langfristigen Abnahme der natürlichen Schneebedeckung der Gletscher, aber auch des Permafrostes, so der Klimaforscher weiter. Ob man in Zukunft Ski fahren könne, hänge von der Höhe und den Kosten ab, denn auch für die technische Beschneiung würden die atmosphärischen Bedingungen schlechter. „Das heißt, die Zeitfenster, in denen man technisch beschneien kann, werden seltener und kürzer“, so der Olefs.

Den Prognosen der ZAMG zufolge bleibt es in den kommenden Jahrzehnten nur noch oberhalb von etwa 1.500 bis 2.000 Meter kalt genug für Schneefall. In tieferen Lagen wird es stattdessen immer öfter regnen. Zum Beispiel hat in Österreich die Zahl der Tage mit einer Schneedecke in Wien, Innsbruck und Graz in den vergangenen rund 90 Jahren um etwa 30 Prozent abgenommen.

Eisberge und Schollen treiben am Meer
APA (AFP/Sabourin)
Die Eisberge schmelzen

Investition in grüne Technologien

Aber was wird das für das Leben und den Tourismus in Österreich bedeuten? Wäre Österreich dann sozusagen eine mediterrane Landschaft ohne Meer? „Ganz so ist es nicht“, sagt Klimaforscher Olefs. Das seien sozusagen die wenigen positiven Seiten der Klimaerwärmung für Österreich, „dass man in den Sommermonaten gerade in den höher gelegenen alpinen Bereichen im Vergleich zum immer heißer werdenden Mittelmeer immer noch angenehmere Temperaturen erleben könnte“. Aber, so Olefs: „Gleichzeitig erhöhen sich auch Intensität und Anzahl der extremen Wetterereignisse, die diese Begünstigung auch überschattet.“

Auf die Frage, ob sich durch die Erwärmung auch Chancen in Österreich ergeben, sagt Olefs: Die größte Chance, die sich biete, sei die für die Wirtschaft, in möglichst effektive und kostengünstige Entwicklung von grünen Technologien zu investieren, die man an andere Länder verkaufen kann und somit eine Vorreiterrolle einnehmen könne.

Hitzerekorde in den vergangenen Jahren

Seit Beginn der Industrialisierung ist es laut der ZAMG-Statistik hierzulande bereits um rund zwei Grad wärmer geworden. Wie stark sich die zwei Grad in Österreich bereits auswirken, zeigen Hitzetage mit mindestens 30 Grad Celsius. Laut ZAMG gab es im Zeitraum 1961 bis 1990 in den meisten Landeshauptstädten pro Jahr zwischen fünf und elf solcher Tage, die Rekordwerte lagen bei 20. Im Zeitraum 1991 bis 2020 verzeichneten die Klimaforscher bereits zwischen 16 und 22 Hitzetage, und die Rekorde lagen bei über 40.

„Das könnte sich fortsetzen: Der derzeit noch extreme Wert von 40 Hitzetagen pro Jahr in Österreich wird bei einem weltweit ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen am Ende des Jahrhunderts der Normalfall sein“, so die ZAMG in einer Aussendung. Die Höchstwerte würden dann „in einem derzeit noch völlig unvorstellbaren Bereich von 60 bis 80 Tagen über 30 Grad pro Jahr liegen“.

ZAMG: Noch kann gegengesteuert werden

Aber auch die ZAMG betonte, dass die verheerenden Zukunftsprognosen nicht eintreffen müssen, wenn noch gegengesteuert wird. Bei Einhaltung des Pariser Klimaziels könnte sich die Erwärmung in Österreich und weltweit in den nächsten Jahrzehnten knapp über dem aktuellen Niveau einpendeln, heißt es – mehr dazu in oesterreich.ORF.at: Österreich drohen bis zu fünf Grad mehr.

In Österreich besonders starker Temperaturanstieg

In der Sendung „Vorarlberg heute“ erklärte am Montag der ORF-Meteorologe und Wettermoderator Thomas Rinderer die Folgen des Klimawandels für Österreich. In Österreich werden die Temperaturen stärker ansteigen als in anderen Ländern der Welt, so Rinderer.

Meteorologe zu Klimabericht

ORF-Wetterexperte Thomas Rinderer über die Prognosen des Weltklimarates.

Hammerer: Setzen unseren Wohlstand aufs Spiel

Die Vorarlberger Grünen-Sprecherin Eva Hammerer rief anlässlich des am Montag veröffentlichten Berichts des Weltklimarates zum Handeln auf. In Vorarlberg bedeute das konkret: Weiterhin den öffentlichen Verkehr, die Radwege, die ökologische Landwirtschaft, nachhaltiges Bauen und Wohnen ausbauen und fördern.

„Wenn wir an den alten Lösungen und vermeintlich bequemen Gewohnheiten festhalten, welche überhaupt erst die Klimakrise herbeigeführt haben, setzen wir uns, unseren sozialen Zusammenhalt und auch unseren Wohlstand aufs Spiel“, so Hammerer in einer Aussendung. Die Politik und die Wirtschaft seien jetzt und unbedingt in der Verantwortung, zum Klimaschutz beizutragen und den Menschen klimafreundliches Verhalten zu ermöglichen.

Klimakrise: Einige Folgen bereits „unumkehrbar“

Gerade die naturwissenschaftlichen Grundlagen der Klimakrise werden gerne infrage gestellt. Am Montag hat der Weltklimarat (IPCC) einen umfangreichen Bericht dazu vorgelegt. Einige Kernpunkte: Die Erde erwärmt sich rascher als erwartet, Wetterextreme wie Hitzewellen und starke Niederschläge werden häufiger, die Ursachen dafür seien „eindeutig“ menschengemacht.