Investorenmodell in Damüls – 160 neue Wohnungen entstehen hier auf einen Schlag
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Politik

Bürgermeister gegen Investorenmodell

Immer mehr Gemeinden überlegen, dem so genannten „Investorenmodell“ den Kampf anzusagen. Dabei errichten Hotelbetriebe Ferienwohnungen und verkaufen diese an Investoren. Lech hat das vor kurzem verboten – nun wollen auch andere Gemeinden etwas dagegen unternehmen.

Es ist ein Problem, das man nicht nur in Lech kennt: ein Hotelbetreiber baut ein neues Gebäude und verkauft die Wohnungen darin an finanzkräftige Investoren. Die Folge: viele Wohnungen bleiben die meiste Zeit des Jahres leer, die Betten kalt, erklärt der Lecher Bürgermeister Stefan Jochum: „In den letzten Jahren haben wir verstärkt bemerkt, dass die Menschen, die das kaufen, gar nicht mehr herkommen."

Die Investoren würden sich einen Teil eines Hotels oder eine Wohnung nur kaufen, damit sie in Österreich in einem sicheren Land in einer bekannten Tourismusdestination einen Besitz haben, sagt Jochum – als reine Geldanlage: "Also da gibt’s viele Häuser und Teile von Hotels, die Besitzer haben, die noch gar nie da waren.“

ERFA-Gemeinden suchen Lösung

In Lech haben sich am Mittwoch die Tourismusgemeinden der sogenannten „Erfahrungsausaustausch-Gruppe“ (ERFA) getroffen. Gemeinsam haben die Bürgermeister Lösungsansätze in Sachen „Investorenmodell“ besprochen, erklärt der Mittelberger Bürgermeister Andi Haid: „Wir sind als ERFA-Gemeinden schon länger auf dem Weg, uns gegen diesen Ausverkauf der Heimat zu wehren und wir werden alle Möglichkeiten suchen, es den Investoren letztlich auch so zu machen, dass es keine dieser Modelle mehr gibt.“

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Investorenmodell in Damüls – 160 neue Wohnungen entstehen hier auf einen Schlag
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Lech hat jetzt einen zweijährigen Baustopp für Investorenmodelle verhängt

Gemeinden werden überrannt mit Anfragen

Für Stefan Strolz, den Bürgermeister von Warth, liegt die Entscheidung darüber aber bei jeder Gemeinde selbst: „Wir haben selbst in Warth zwei Investorenmodelle, die derzeit sehr gut geführt werden und die wir damals auch zugelassen haben.“ Inzwischen werde man, gerade auch wegen der Pandemie, förmlich überrannt: "Es kommen laufend Anfragen von Investorenmodellen und dazu brauchen wir ein Werkzeug, mit dem wir entgegenwirken können.“

„Das kann es für die Zukunft nicht sein“

„Wir müssen alles daransetzen, dass unsere Dörfer auch unsere Dörfer bleiben", so der Lecher Bürgermeister: "Wenn plötzlich 15 oder 20 Häuser dazukommen oder Projekte mit 200 oder 300 Betten in einem Ortsteil, die dann autark für sich sind – dann kann es das für die Zukunft nicht sein und da müssen wir alles daransetzen, dass diese Investorenmodelle in dieser Form nicht kommen.“

Ganz ohne Investoren wird schwierig

Ganz ohne Geld von Investoren wird es aber auch künftig nicht gehen. Auch das ist den Bürgermeistern bewusst, so Klaus Bitschi, Bürgermeister von Brand: „Das ist definitiv eine schwierige Situation, weil auf der anderen Seite Wachstum eine Zielsetzung ist, zumindest bei uns in Brand. Wir reden von 300 bis 500 Betten – nur mit Einheimischen diese Investitionen zu stemmen, wird fast nicht möglich sein. Also muss man irgendwo einen Mittelweg finden.“

Raumplanungsgesetz soll geändert werden

Das gemeinsame Ziel der ERFA-Bürgermeister: das „Investorenmodell“ muss aus dem Raumplanungsgesetz verschwinden. Gespräche mit dem Land zu einer Gesetzesänderung laufen bereits. In den kommenden Wochen will man da einen großen Schritt vorankommen.

Bürgermeister gegen Investorenmodell

Immer mehr Vorarlberger Tourismusgemeinden wehren sich gegen das sogenannte „Investorenmodell“. Weil Hotelbetriebe Wohnungen an Investoren verkaufen, drohe ein Ausverkauf der Heimat, so die Kritik. In Lech ist diese Praxis bereits verboten worden, nun überlegen auch andere Gemeinden ähnliche Schritte.