Wellen brechen am Ufer bei Bregenz
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Wetter

Extreme nehmen auch in Vorarlberg zu

Auch in Vorarlberg nehmen außergewöhnliche Wetterlagen immer mehr zu. In der Landeshauptstadt Bregenz etwa hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die durchschnittliche Zahl der Hitzetage mit mehr als 30 Grad Celsius verdreifacht. Und auch heftige Niederschläge wie in der vorigen Woche werden laut Experten zunehmen.

Katastrophale Überschwemmungen in Deutschland und verheerende Waldbrände in Kanada und Russland: Meteorologen und Klimaforscher führen die messbare Zunahme der Wetterextreme mehrheitlich auf den Klimawandel zurück.

Natürlich hat es schon immer Extremwetterereignisse gegeben, erklärt ORF Vorarlberg Meteorologe Thomas Rinderer: „Es ist aber tatsächlich so, dass es dadurch, dass es bei uns wärmer wird, auch mehr Niederschläge gibt. Pro Grad Temperaturzunahme kann die Luft um etwa sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen.“

Bei uns im Alpenraum ist es seit der industriellen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts schon um knapp zwei Grad wärmer geworden: „Jetzt kann man sich ausrechnen, dass es dementsprechend auch mehr Niederschläge gibt.“

Verwundbarkeit hat zugenommen

Extremereignisse sind aber nicht nur auf den Klimawandel zurückzuführen, betont Rinderer: „In den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten ist unsere Verwundbarkeit außergewöhnlich angestiegen. Menschen dringen immer mehr in Regionen vor, die früher unbesiedelt waren. Wenn dort früher Muren oder Lawinen abgegangen sind, hat das keinen Menschen interessiert. Aber jetzt gibt’s halt Schaden, vielleicht sogar Personenschaden und das nehmen wir auch alle wahr.“

ORF-Mitarbeiter Thomas Rinderer
Maurice Shourot
ORF Vorarlberg Meteorologe Thomas Rinderer

Extrem-Ereignisse werden zunehmen

Vorarlberg ist bei diesen Extremwetter-Ereignissen der letzten Woche vergleichsweise glimpflich davongekommen. Das muss aber nicht immer so bleiben: Der Klimawandel wird sich auch auf Vorarlberg stärker auswirken, ist der Meteorologe überzeugt: „In Zukunft werden die Ereignisse natürlich häufiger werden. Wir werden mehr, wir werden weiter in die Natur vordringen. Der Klimawandel wird fortschreiten, es wird wärmer werden, die Luft kann noch mehr Wasser aufnehmen. Und das ganze Zusammenspiel bedeutet natürlich für uns mehr Verwundbarkeit. Es wird in Zukunft sicher mehr Schadensereignisse geben.“

Wirtschaftliche Folgen absehbar

Auch wirtschaftliche Auswirkungen werden nicht ausbleiben, meint Rinderer: „Vorarlberg hängt ganz stark am Wintertourismus und da spüren wir die Probleme jetzt schon: kleinere Skigebiete unter 1.500 Metern haben seit vielen Wintern schon zu kämpfen, weil einfach der Schnee fehlt. Das wird sich weiter zuspitzen.“ Auch die heißen Sommer, die wir mehr und mehr erleben, werden mehr ältere und kranke Menschen gefährden: „In Europa sterben mehr Leute an Hitzefolgen, als an Kälte.“

Überflutung Doppelmayr
Maurice Shourot
Extreme Regenfälle werden voraussichtlich zunehmen, meint der ORF Meteorologe

Begrünung statt Klimaanlagen

Vorarlberg allein wird den Klimawandel nicht bekämpfen können. Aber die Auswirkungen könne man abfedern, ist Rinderer überzeugt: „Gerade Städte sind vom Klimawandel extrem betroffen, weil sich Städte durch den ganzen Beton viel mehr aufheizen. Der Unterschied zwischen z.B. dem Wiener Stadtrand und der Innenstadt beträgt oft mal fünf bis sechs Grad!“ Also ist es wichtig, dass man Grünflächen bildet bzw. bestehen lässt und nicht alles verbaut. Wo das nicht möglich ist, sind Dach- oder Wand-Begrünungen wichtig, sagt Rinderer: „Denn wir werden mit der Hitze leben müssen in der Stadt und im besten Fall keine Klimaanlagen kaufen, weil die das Ganze nur weiter vorantreiben.“