Für die Eröffnung im Festspielhaus wurde eigens ein Coronavirus-Präventionskonzept erarbeitet. Durch das Programm führte Puppenspieler Nikolaus Habjan. Der traditionelle Empfang für die Bevölkerung auf dem Vorplatz des Festspielhauses musste coronavirusbedingt entfallen. Der Festspielbezirk war allerdings für Genesene, Getestete und Geimpfte geöffnet.
Van der Bellen: „Pandemie hat an vielen Frauen gezehrt“
In seiner Rede sprach Bundespräsident Van der Bellen nach vielen Monaten der Pandemie – „Lassen Sie uns hoffen, dass wir das Gröbste hinter uns haben“ – über Zusammenhalt und Gleichberechtigung. Die Pandemie habe an vielen Frauen „wirklich gezehrt“, Betreuungsarbeit und Homeschooling seien im Wesentlichen an den Frauen hängengeblieben, so der Bundespräsident: „Das sollten wir nicht hinnehmen. Es braucht eine Änderung in den Köpfen aller und den Geldbörsen der Frauen.“ Er verstehe nicht, warum man es Frauen möglichst schwer mache, Chancen auf dem Arbeitsmarkt wahrzunehmen.
Kritik an Umgang mit den Institutionen des Staates
In Sachen Politik sagte der Bundespräsident – ohne konkret zu werden, aber ganz offensichtlich in Anspielung auf den Untersuchungsausschuss zum „Ibiza“-Video –, dass die Leute sehr unzufrieden seien, wie mit den Institutionen des Staates umgegangen werde, insbesondere mit der Verfassung. Er sei selbst erstaunt gewesen, „dass mich ein über 100 Jahre alter Artikel der Verfassung zu Tätigkeiten veranlasst hat“, so Van der Bellen.
Am meisten Sorge bereite aber die Klimakrise mit all den schrecklichen Hitze- und Überflutungsbildern der vergangenen Wochen, betonte Van der Bellen: „Wir müssen uns Sorgen machen. Zu den Menschenpflichten gehört es, finde ich, unser Haus den nächsten Generationen in Ordnung zu übergeben.“ Man dürfe aber nicht in einen Fatalismus verfallen oder allzu pessimistisch werden, „wir wissen schon, dass wir das Zeug haben, mit Krisen fertigzuwerden“. Es müsse aber jeder das Seine beitragen, und: „Wir werden unsere Lebensweise umstellen müssen.“
Für Festspiel-Präsident ein „vernünftiges Abenteuer“
In seiner Rede bezeichnete Festspiel-Präsident Hans-Peter Metzler die Festspiele als „vernünftiges Abenteuer“: „Vernünftig, weil wir das Grundbedürfnis der Menschen nach künstlerischer Erfahrung bedienen, und zwar in doppelter Hinsicht: in der Ausübung und im Genießen.“
Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) unterstrich in ihrer Ansprache die Bedeutung von Kunst und Kultur: „Wir brauchen das Schöne, das Menschliche, den Widerspruch, die Reibung, das Verblüffende, die Fantasie, den kritischen Blick. Ohne Kunst können wir überleben, aber unser Menschsein kann das nicht.“
Aus der Seebühnenproduktion „Rigoletto“ zitierte Mayer den Herzog von Mantua: „Ohne Freiheit gibt es keine Liebe.“ In den vergangenen eineinhalb Jahren seien wir nicht frei gewesen, „manche wissen erst jetzt, was wir verloren hatten“, so die Staatssekretärin. Ohne Freiheit aber gebe es die Kunst nicht.
Festspiele starten in die 75. Auflage
Von 21. Juli bis 22. August wird Giuseppe Verdis „Rigoletto“ 28-mal auf der Seebühne aufgeführt. Den künstlerischen Anfang der diesjährigen Festspiele macht Arrigo Boitos „Nero“ im Festspielhaus.
Die Festspiel-Verantwortlichen – Präsident Hans-Peter Metzler, Intendantin Elisabeth Sobotka und der kaufmännische Direktor Michael Diem – fühlen sich für den „Re-Start“ des Festivals unter „3-G-Bedingungen“ bestens gerüstet. Nach einer nasskalten Woche mit viel Niederschlag kündigte sich für den Beginn der Festspiele kaiserliches Sommerwetter an.
Die „Rigoletto“-Premiere am Donnerstag werden damit knapp 7.000 Besucher auf der Seebühne genießen können. Noch am Montagabend wurde wie üblich die Generalprobe für Verdis Oper gespielt, mit Julia Jones am Pult der Wiener Symphoniker – seit 1946 das Hausorchester der Festspiele – dirigiert erstmals eine Frau das Spiel auf dem See. Vor zwei Jahren mit großer Begeisterung aufgenommen, soll „Rigoletto“ auch heuer – in veredelter Form – das Publikum entzücken.
„Nero“ eröffnet Festspiele
Mit großer Spannung und Vorfreude erwartet wird ebenso die Aufführung von Boitos „Nero“ am Mittwoch. Der Eröffnungstag gehört künstlerisch wie immer in einem Reprisenjahr am See der Hausopern-Premiere. „Nero“, an dem der als Verdi-Librettist bekannte Boito 56 Jahre lang arbeitete, wurde postum 1924 in Mailand uraufgeführt und wird heute selten gespielt. Von „Nero“ spricht Intendantin Sobotka als einem „nie vollendeten Werk“, das sie schon lange begleite. Boito habe damit eine neue Art Gesamtkunstwerk geschaffen.
Zweite Spielzeit für „Rigoletto“
Auch die Seebühne ist bereit für „Rigoletto“. Nach der pandemiebedingten Zwangspause findet am Donnerstag die Premiere der Wiederaufnahme des Spiels auf dem See vor knapp 7.000 Zuschauern statt – mehr dazu in Zweite Spielzeit für „Rigoletto“ (vorarlberg.ORF.at).
Abseits der Großproduktionen
Aber auch abseits der beiden Hauptproduktionen weiß das Festspielprogramm mit etlichen Höhepunkten aufzuwarten. So wird etwa die 75-jährige Zusammenarbeit mit den Wiener Symphonikern in den Orchesterkonzerten – unter anderem Richard Wagners „Rheingold“ und Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ – klanggewaltig zum Ausdruck kommen. Beide Festkonzerte werden vom neuen Chefdirigenten Andres Orozco-Estrada geleitet.
Neues zu hören gibt es auf der Werkstattbühne, nämlich die Uraufführung der Opernatelier-Produktion „Wind“ des Vorarlberger Komponisten Alexander Moosbrugger. Als österreichische Erstaufführung zu sehen ist die in internationaler Koproduktion entstandene interdisziplinäre Filmoper „Upload“ von Michel van der Aa. Das Opernstudio, in dem junge Sänger gefördert werden, wird im Vorarlberger Landestheater am Kornmarkt Gioachino Rossinis „Die Italienerin in Algier“ geben.
In der Sparte Schauspiel wird am Kornmarkt in Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin Heinrich von Kleists „Michael Kohlhaas“ in der Inszenierung von Andreas Kriegenburg aufgeführt. Erstmals kooperieren die Festspiele auch mit dem Bregenzer Theater Kosmos. Gezeigt wird die Uraufführung von Bernhard Studlars „Lohn der Nacht“, das Siegerstück des Wettbewerbs der Österreichischen Theaterallianz.
Programm-Highlights des Festspiele
Eigentlich hätte dieses Jahr auf der Seebühne bereits „Madame Butterlfly“ aufgeführt werden sollen. Aber da im vergangenen Jahr ein Spielen auf dem See nicht möglich war, erwacht der überdimensionale Clown noch einmal zum Leben .