Gesundheitsexperte Armin Fidler
ORF Vorarlberg
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Coronavirus

Fidler: Gute Gründe für Verschärfung

Viele Nacht-Gastronomen und insbesondere junge Menschen sehen die für Donnerstag angekündigten Verschärfungen der Coronavirus-Maßnahmen nicht ein. Dennoch sind diese nötig, sagt der Covid-Beauftragte der Landesregierung, Armin Fidler, vor allem aus medizinischer, aber auch aus wirtschaftlicher Sicht.

Die Fallzahlen steigen zwar auch in Vorarlberg, aber auf einem sehr niedrigen Niveau. In den Spitälern muss kein einziger Covid-Patient behandelt werden. Zudem ist schon mehr als die Hälfte der gesamten Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Kein Wunder also, dass etliche Wirte und vor allem viele Jugendliche und junge Erwachsene die für Donnerstag angekündigten Verschärfungen der CoV-Maßnahmen nicht einsehen – zumal diese vor allem auf die Nachtgastronomie zielen.

Aus lockerem Sommer gelernt

Man habe aus der Vergangenheit gelernt, sagt der Vorarlberger Gesundheitsexperte und Covid-Berater der Landesregierung, Armin Fidler. Auch im vergangenen Sommer waren die Zahlen niedrig und die Lockerungen daher groß. Dann brachte die dritte Welle die Intensivstationen an den Rand des Möglichen.

Zwar ist jetzt mehr als die Hälfte der Vorarlberger Bevölkerung bereits vollständig geimpft, dafür hat sich aber das Corona-Virus verändert, sagt Fidler: „Dadurch, dass die Delta-Variante doppelt so infektiös ist wie das Originalvirus, ist hier doch noch Potenzial drin. Im Moment spielt sich im klinischen Bereich nichts bis sehr wenig ab, aber man hat einfach Angst, dass sich das möglicherweise doch noch ändern könnte.“

Vor allem jüngere Nicht- oder Teil-Geimpfte

Die Besorgnis rührt unter anderem auch daher, dass die aktuellen Infektionen vor allem jene Bevölkerungsgruppen betreffen, die nicht oder noch nicht vollständig geimpft sind, so Fidler: „Hauptsächlich sind das die 15- bis 19-Jährigen als Gruppe Nr.1 mit dem stärksten Anstieg, gefolgt von den 20- bis 35-Jährigen. Also hauptsächlich junge Menschen, die natürlich auch sozial und im Reiseverhalten sehr aktiv sind. Da erwarten wir auch weiterhin einen relativ zügigen Anstieg.“

Auch wenn diese Bevölkerungsgruppen trotz Infektion weit weniger im Spital behandelt werden müssen als ältere, so gibt es laut Fidler auch unter ihnen immer wieder Fälle mit einem schweren Verlauf – also mit einem Aufenthalt auf der Intensivstation.

Übertragung auf Risikogruppen möglich

Zudem dürfe man nicht vergessen, dass genau diese Gruppen, die sich sehr mit anderen Menschen austauschen und viel unterwegs sind, das Virus auch auf andere Menschen übertragen können, wo es dann problematisch werden könnte. Denn auch unter den Risikogruppen gibt es Leute, die nicht geimpft sind – weil sie zum Beispiel aufgrund von anderen Erkrankungen keine Spritze erhalten können.

Starke wirtschaftliche Gründe

Neben diesen medizinischen Gründen für die Coronavirus-Verschärfungen nennt Fidler aber auch einen wirtschaftspolitischen Grund – und zwar einen sehr starken, wie er sagt: „Wir wissen, dass andere Länder und da insbesondere Deutschland immer noch auf Inzidenzzahlen starren. Das heißt, auch wenn die Krankenhäuser leer sind, wir aber eine Inzidenz von über 50 haben, überlegt sich Deutschland möglicherweise, uns zum Hochinzidenzgebiet zu erklären.“

Dann habe man wieder ein Problem mit dem Tourismus, so Fidler – und zwar eines, das Österreich schon im Vorjahr einen finanziellen Schaden in Milliardenhöhe eingebracht hat. „Das will die Politik sicher kein zweites Mal riskieren“, so der Gesundheitsexperte.