Milchpilz in Bregenz
ORF Vorarlberg
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Chronik

Milchpilz feiert Geburtstag

Der Milchpilz – das heimliche Wahrzeichen von Bregenz – hat Geburtstag. Er wird heuer 68 Jahre alt. Der Milchpilz in Bregenz wurde am 20. Juli 1953 nach Bregenz geliefert. Seit 2007 steht er unter Denkmalschutz.

Am Bregenzer Bodenseeufer am Haupteingang zur Seeanlage gegenüber dem Kunsthaus Bregenz (KUB) steht das heimliche Wahrzeichen der Stadt. Mit seinen genau 60 Punkten sieht er noch weitgehend so aus wie in den 50er Jahren, als er ein beliebter Treffpunkt für Bregenzer und Feriengäste wurde.

40 Milchpilze wurden produziert

1953 produzierte die in Wangen im Allgäu ansässige Firma Waldner 40 Stück dieser Milch-Kioske, die bis nach Italien und Griechenland verkauft wurden. Mit den pilzförmigen Verkaufsständen sollte in der Nachkriegszeit der Absatz von Milchprodukten gefördert werden. Vermutlich war der Bregenzer Milchpilz der Einzige, der nach Österreich kam. Der Bregenzer Pilz ist außerdem der einzige von den vier erhalten gebliebenen, in dem immer noch Milch verkauft wird.

Milchpilz in Bregenz

Milchpilz-Nostalgie

Im Interview mit ORF Radio Vorarlberg erinnerte sich Marianne Hinterndorfer (geb. Lerchenmüller), die als Tochter des damaligen Molkereibesitzers im Milchpilz mithelfen durfte: „Ich war sechs oder sieben Jahre alt und durfte Plastikbecher waschen und Semmeln belegen. Im Sommer haben wir bis zu 1.500 Semmeln und Hunderte von Sahnbechern verkauft.“

Der Milchpilz war von 6.00 Uhr früh bis 20.00 Uhr oder 21.00 Uhr abends geöffnet und ein zentraler Treffpunkt in der Stadt, erinnern sich viele. „Während der Festspielzeit kamen die Künstler“, erinnert sich Hinterndorfer. Der nüchtern „Milchverkaufswerber“ genannte Kiosk war schlichtweg der erste Imbissstand mit einem einheitlichen Erscheinungsbild: „Es war etwas ganz Neues, vor allem auch das schnelle Trinken und Essen, quasi im Vorbeigehen. In der Früh die Straßenkehrer und Stadtgärtner, dann die Postbeamten und Kapitäne, die zu ihren Schiffen gingen.“

Bürgerproteste verhinderten Abrisspläne

In den 1990er Jahren war der Pilz den Verkehrsplanern im Weg. Nach Bürgerprotest waren die Abrisspläne vom Tisch und man hat ihn nur um einige wenige Meter an den heutigen Standort beim Bahnübergang verlagert.

Milchpilz in Bregenz
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Milchpilz steht seit 2007 unter Denkmalschutz

Der Kiosk steht seit 2007 unter Denkmalschutz. Das war seinerzeit gar nicht unumstritten. Der vom Aussterben bedrohte Kiosk wurde aber gleichwohl zum schützenswerten Baudenkmal erklärt – dank der außergewöhnlichen, aber einheitlichen Form der Verkaufsstände und ihrer Eigenschaft als Zeitdokument für die „gesunde“ Nachkriegszeit – das macht ihn zu etwas Besonderem, so die Denkmalschützer.

Letzter „echter“ Milchpilz

Eigentümer ist die Vorarlberg Milch eGen. Der Milchpilz Bregenz ist der einzige Kiosk, der heute noch seinem ursprünglichen Zweck dient, dem Verkauf von Milch und Milchprodukten, wobei das ursprüngliche Angebot um Backwaren erweitert wurde.

2015 schloss die Landeshauptstadt Bregenz mit der Vorarlberg Milch einen Optionsvertrag ab. Dieser räumt der Stadt ein dreißigjähriges Recht ein, das Objekt zum Preis von 20.000 Euro wertgesichert ankaufen zu können, um sicherzustellen, dass der Milchpilz auch künftig den Bregenzer Bürgern erhalten bleibt.