Seit fast 100 Jahren ist das Gschlief in Doren in Bewegung. Immer wieder brechen in Schüben große Mengen Erde ab – die Abbruchkante kommt dem Ortszentrum immer näher. Bei den großen Rutschungen 1988 und 1990 wurden Tausende Kubikmeter Erde in die Tiefe gerissen. Tümpel und umgestürzte Bäume schufen am Fuß der Rutschung eine urwaldähnliche Landschaft. Wie eine Wunde liegt der offene Hang direkt vor dem Ortszentrum von Doren. Die Abrisskante ist nur wenige Meter von einem Bauernhof und Gasthof entfernt.
Neue Rutschung im Jänner
Erst im Jänner ist eine weitere, große Rutschung abgegangen. Bei jedem Starkregen schwingt die Angst mit, dass wieder ein Stück der Existenz den Bach hinuntergeht, so Gasthofeigentümer Otto Nöckl: „Jetzt leben wir, glaube ich, schon in der vierten Generation damit, und es ist natürlich nicht angenehm, wenn man nicht weiß, wie es eigentlich weitergehen soll.“
Pumpbrunnen soll Erkenntnisse liefern
Das Hauptproblem ist Wasser, das unterirdisch von hinten auf die Wand drückt. Das neueste Projekt sieht vor, vom Abbruch einen etwa 200 Meter langen und drei Meter breiten Tunnel unter der Straße durchzubohren, um die Wassermengen abzuleiten.
Um zu klären, mit wie viel Wasser zu rechnen ist, soll ein Pumpbrunnen in den nächsten Wochen in Betrieb gehen, erklärt die Sektionsleiterin der Wildbach- und Lawinenverbauung, Margarete Wöhrer-Alge: „Mit diesem Brunnen wollen wir feststellen, ob es Auswirkungen auf das ganze Hangwassersystem, den Wasserdruck hinter der Abbruchwand und zusätzlich auf die Quellen verschiedener Quellbesitzer gibt.“
Tunnel soll Wassermassen ableiten
Hundert Meter unter der Abrisskante soll der Tunnel gebohrt werden. Wenn damit die Wassersituation im Griff ist, soll als Teil des Projektes der gesamte Hang wieder gesichert werden, so der Dorener Bürgermeister Guido Flatz: „Der Großteil, der hier jetzt auch verloren geht, sind Witterungserosions-Themen. Die Flanke soll dann wieder begrünt und ein Abrutschen dadurch verhindert werden.“
Doren: Entwässerungstunnel gegen Hangrutsch
Seit fast 100 Jahren ist das Gschlief in Doren in Bewegung. Immer wieder brechen in Schüben Tausende Kubikmeter Erde ab – die Abbruchkante kommt dem Ortszentrum immer näher. Jetzt hoffen alle, dass ein Entwässerungstunnel den Hangrutsch stoppen könnte.
Eigentümer würden noch mehr Boden verlieren
Den Hang bei der Abrisskante abzuflachen, würde für Familie Nöckl bedeuten, den Reitplatz und noch mehr Boden zu verlieren. Aber nach vier Generationen Kampf mit Natur und Behörden ist jetzt Licht am Ende des Tunnels, meint Nöckl: „Also eigentlich bin ich sehr zuversichtlich. Darum haben wir bei uns im Gasthof auch schon umgebaut und sind der Meinung, dass diese Variante hier Wirkung zeigen würde.“
Erste Schätzung: Zehn Mio. Euro Baukosten
Bei dem Projekt geht es langfristig auch um den Erhalt des Ortskerns und der Landesstraße. Bei der Finanzierung beteiligen sich Bund und Land, so Bürgermeister Flatz: „Es gibt erste Schätzungen von etwa zehn Millionen Euro, was die Sanierung dieser Rutschung dann tatsächlich kosten würde. Die Gemeinde Doren ist mit einem gewissen Prozentsatz immer dabei.“
Sollten die Bohrungen bis zum Herbst passende Ergebnisse liefern, geht es danach an die Detailplanungen. Frühestens in zwei oder drei Jahren könnte dann das Projekt Entwässerungstunnel umgesetzt sein.