Die Dorener Hangrutschung aus der Luft
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Chronik

Tunnel soll Dorener Rutschung stoppen

Ein Entwässerungstunnel und ein Pumpbrunnen sollen die Hangrutschung am Dorener Gschlief aufhalten. Ende Juli beginnt dazu ein Pumpversuch als Grundlage für die weiteren Planungen. Erste Schätzungen rechnen mit etwa 10 Millionen Euro Baukosten.

Seit fast 100 Jahren ist das Gschlief in Doren in Bewegung. Immer wieder brechen in Schüben große Mengen Erde ab – die Abbruchkante kommt dem Ortszentrum immer näher. Bei den großen Rutschungen 1988 und 1990 wurden Tausende Kubikmeter Erde in die Tiefe gerissen. Tümpel und umgestürzte Bäume schufen am Fuß der Rutschung eine urwaldähnliche Landschaft. Wie eine Wunde liegt der offene Hang direkt vor dem Ortszentrum von Doren. Die Abrisskante ist nur wenige Meter von einem Bauernhof und Gasthof entfernt.

Neue Rutschung im Jänner

Erst im Jänner ist eine weitere, große Rutschung abgegangen. Bei jedem Starkregen schwingt die Angst mit, dass wieder ein Stück der Existenz den Bach hinuntergeht, so Gasthofeigentümer Otto Nöckl: „Jetzt leben wir, glaube ich, schon in der vierten Generation damit, und es ist natürlich nicht angenehm, wenn man nicht weiß, wie es eigentlich weitergehen soll.“

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Die Abrisskante ist nicht weit vom Ortskern und der Landesstraße
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Die Abrisskante ist nicht weit vom Ortskern und der Landesstraße entfernt
Die Dorener Hangrutschung aus der Luft
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Das Luftbild zeigt das Ausmaß der Rutshcung und die Nähe zum Ortskern bzw. dem Gasthof
Am Fuß der Rutschung staut sich Wasser
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Am Fuß der Rutschung staut sich Wasser
Der Plan sieht einen Entwässerungstunnel vor, der den Hang entlasten soll
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Der Plan sieht einen Entwässerungstunnel vor, der den Hang entlasten soll
Die Abbruchkante müsste für den Plan abgeflacht und begrünt werden
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Die Abbruchkante müsste für den Plan abgeflacht und begrünt werden
Dieser Pumpbrunnen soll ab Ende Juli erste Erkenntnisse liefern
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Dieser Pumpbrunnen soll ab Ende Juli erste Erkenntnisse liefern

Pumpbrunnen soll Erkenntnisse liefern

Das Hauptproblem ist Wasser, das unterirdisch von hinten auf die Wand drückt. Das neueste Projekt sieht vor, vom Abbruch einen etwa 200 Meter langen und drei Meter breiten Tunnel unter der Straße durchzubohren, um die Wassermengen abzuleiten.

Um zu klären, mit wie viel Wasser zu rechnen ist, soll ein Pumpbrunnen in den nächsten Wochen in Betrieb gehen, erklärt die Sektionsleiterin der Wildbach- und Lawinenverbauung, Margarete Wöhrer-Alge: „Mit diesem Brunnen wollen wir feststellen, ob es Auswirkungen auf das ganze Hangwassersystem, den Wasserdruck hinter der Abbruchwand und zusätzlich auf die Quellen verschiedener Quellbesitzer gibt.“

Tunnel soll Wassermassen ableiten

Hundert Meter unter der Abrisskante soll der Tunnel gebohrt werden. Wenn damit die Wassersituation im Griff ist, soll als Teil des Projektes der gesamte Hang wieder gesichert werden, so der Dorener Bürgermeister Guido Flatz: „Der Großteil, der hier jetzt auch verloren geht, sind Witterungserosions-Themen. Die Flanke soll dann wieder begrünt und ein Abrutschen dadurch verhindert werden.“

Doren: Entwässerungstunnel gegen Hangrutsch

Seit fast 100 Jahren ist das Gschlief in Doren in Bewegung. Immer wieder brechen in Schüben Tausende Kubikmeter Erde ab – die Abbruchkante kommt dem Ortszentrum immer näher. Jetzt hoffen alle, dass ein Entwässerungstunnel den Hangrutsch stoppen könnte.

Eigentümer würden noch mehr Boden verlieren

Den Hang bei der Abrisskante abzuflachen, würde für Familie Nöckl bedeuten, den Reitplatz und noch mehr Boden zu verlieren. Aber nach vier Generationen Kampf mit Natur und Behörden ist jetzt Licht am Ende des Tunnels, meint Nöckl: „Also eigentlich bin ich sehr zuversichtlich. Darum haben wir bei uns im Gasthof auch schon umgebaut und sind der Meinung, dass diese Variante hier Wirkung zeigen würde.“

Erste Schätzung: Zehn Mio. Euro Baukosten

Bei dem Projekt geht es langfristig auch um den Erhalt des Ortskerns und der Landesstraße. Bei der Finanzierung beteiligen sich Bund und Land, so Bürgermeister Flatz: „Es gibt erste Schätzungen von etwa zehn Millionen Euro, was die Sanierung dieser Rutschung dann tatsächlich kosten würde. Die Gemeinde Doren ist mit einem gewissen Prozentsatz immer dabei.“

Sollten die Bohrungen bis zum Herbst passende Ergebnisse liefern, geht es danach an die Detailplanungen. Frühestens in zwei oder drei Jahren könnte dann das Projekt Entwässerungstunnel umgesetzt sein.