vkw-Vorstand Christof Germann
vkw / studio22 – marcel hagen
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„Samstag-Interview“

vkw-Vorstand: Energieziele „hoch gesteckt“

In Österreich soll es künftig mehr Strom aus erneuerbaren, also sauberen Quellen geben – das ist das Ziel der Bundesregierung. Im Samstag-Interview von ORF Radio Vorarlberg bezeichnet Christof Germann, Vorstand von Energieversorger illwerke-vkw, diese Zielsetzung im Gespräch mit Martin Kopf als ambitioniert, aber machbar.

Weniger Energie aus Öl und Kohle, dafür mehr aus Sonne, Wasser und Wind. Das ist das umwelt- und klimafreundliche Ziel der Bundesregierung. Deshalb ist diese Woche im Parlament das sogenannte Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz beschlossen worden. Bis 2030 soll es in Österreich viel mehr Strom aus sauberen Quellen geben. Für illwerke-vkw-Vorstand Christof Germann ist das konkrete Ziel von zusätzlichen 27 Terrawatt-Stunden hoch gesteckt.

„Wenn man es umlegt, ist das der zehnfache Stromverbrauch in Vorarlberg während eines Jahres. Diese 27 Terawattstunden werden ja aufgeteilt, fünf Terawattstunden sollen aus der Wasserkraft kommen und der Rest wird aufgeteilt auf Wind und Photovoltaik. Der springende Punkt wird sein: stehen auch die Mittel schlussendlich zur Verfügung, um diese ambitionierten Ziele zu erreichen?“

Das heißt, es müssen die Förderungen passen aus ihrer Sicht?

„Es wird sehr stark von den Förderungen abhängen. Im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz ist ja ein Deckel vorgesehen von einer Milliarde Euro. Und wenn man sich diese eine Milliarde Euro etwas näher anschaut, so ist es aktuell so, dass 900 Millionen Euro in die alte Ökostromförderung hineinfließen. Das heißt, aktuell würden rund hundert Millionen Euro für dieses ambitionierte Programm zur Verfügung stehen. Und da ist schon die Frage, ob die Mittel schlussendlich ausreichen, um die Ziele zu erreichen.“

Jetzt muss da eben massiv um- und teilweise auch ausgebaut werden. Ist das schon konkret etwas geplant bei illwerke/vkw hier in Vorarlberg?

„Bei uns ist die wichtigste Erzeugungsquelle naturgemäß die Wasserkraft. Vorarlberg ist ein Wasserkraft-Land. Da ist einiges im Tun bei der Leistungssteigerung von bestehenden Kraftwerken. Und daneben gibt’s natürlich die Neubauprojekte. Dazu kommt: wir möchten uns natürlich auch sehr stark im Ausbau von Photovoltaik (PV) engagieren. Es gibt in Vorarlberg rund 100 Millionen Kilowattstunden aus PV-Anlagen. Das ambitionierte Ziel des Landes Vorarlberg ist es, dass bis 2030 weitere 300 Millionen Kilowattstunden dazukommen. Und in diesem Thema wollen wir uns auch entsprechend engagieren.“

Ich nehme an, aus diesem Grund ist illwerke/vkw auch vor kurzem eingestiegen bei DOMA Solartechnik in Satteins. Ist das schon ein vorbereitender Schritt gewesen, auf dieses Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz?

„Das ist so. Wir sehen im PV Markt einen stark wachsenden Markt. Und was wir auch feststellen, wenn wir unsere Mitbewerber in anderen Bundesländern anschauen. Sie steigen alle in das Photovoltaik-Geschäft ein.“

Mehrere Photovoltaik-Anlagen auf einem Hausdach in Zwischenwasser
ORF
Auch für Energieversorger illwerke/vkw ist Photovoltaik ein rasant wachsender Zukunftsmarkt

Jetzt hat der Einstieg von illwerke/vkw bei DOMA doch auch für Kritik gesorgt. Im Land haben sich andere Solartechnik-Unternehmen ein bisschen aufgeregt und gesagt warum muss jetzt ein so großer Player da jetzt auch noch mitmischen? Können Sie diese Kritik verstehen?

„Aus Sicht der Mitbewerber kann ich es natürlich verstehen. Ich glaube, man sollte das Ganze aber nüchtern sehen. Ich habe gesagt, das ist ein extrem stark wachsender Markt – 400 Millionen Euro Invest-Volumen – und ich denke, da wird Platz für alle auf diesem Markt sein.“

Wo sollen die ganzen Solaranlagen in Vorarlberg eigentlich hinkommen? Gibts genug Hausdächer um das abzudecken? Oder müssen wir auch damit rechnen, dass künftig auf Wiesen sogenannte Solarparks entstehen?

„Die Zielsetzung in Vorarlberg ist es, die PV-Anlagen auf Dächern zu errichten. Es kommen vor allem Industriebetriebe in Frage – die haben sehr große Dachflächen – und es kommen natürlich auch die Haushaltsdächer in Frage. Das heißt, wir versuchen in Vorarlberg den Bau von PV-Anlagen auf Freiflächen zu vermeiden. Unseres Erachtens sind die Dächer ausreichend, um die energiepolitischen Zielsetzungen zu erreichen.“

Jetzt sagt Greenpeace: Das Erhöhen der Energiekapazität alleine wird nicht zum Erreichen der Energiewende ausreichen. Eigentlich sollte man weniger Energie verbrauchen. Was sagen Sie dazu?

„Der Ansatz ist grundsätzlich richtig. Also wenn wir Energieautonomie ernst nehmen, das Ziel erreichen wollen, wird der ganz wesentliche Faktor in der Energieeffizienz liegen. Also wir haben in Vorarlberg einen Gesamt-Energieverbrauch von zehn Terawattstunden. Das ist nicht nur Elektrizität, da sind die ganzen fossilen Treibstoffe – Stichwort Verkehr – mit dabei. Die Zielsetzung für die Energieautonomie ist, dass man von diesen zehn Terawattstunden auf 3,5 Terawattstunden herunter kommt und von diesen 3,5 Terawattstunden wird der allergrößte Teil auf den elektrischen Strom entfallen.“