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Gesundheit

Vorarlberg bei Organspenden im Spitzenfeld

Vergangenes Jahr ist am LKH Feldkirch erstmals damit begonnen worden, Spenderorgane auch nach dem Tod durch Herzstillstand routinemäßig zu entnehmen. Bislang war in Vorarlberg fast ausschließlich die Organentnahme nach Hirntod üblich. 2020 lag Vorarlberg im Spenderschnitt österreichweit an der Spitze.

13 Spenderinnen und Spender in Vorarlberg haben 2020 nach ihrem Tod Leben gerettet. Ihre Organe konnten erfolgreich transplantiert werden, teils haben sie gleich mehreren Patientinnen und Patienten geholfen (gespendet werden können zwei Nieren, die Leber, das Herz, die Lunge und die Bauchspeicheldrüse).

Konkret waren es in Vorarlberg sieben Organentnahmen nach Hirntod und – erstmals – sechs nach dem Tod durch Herzstillstand. Damit stammen 40 Prozent aller österreichischen Organspender, die nach einem Herzstillstand verstorben sind, aus Vorarlberg.

Vorarlberg Vorreiter

Durchschnittlich zählt Vorarlberg pro Jahr fünf bis zehn Organspender, so Wolfgang List. Er ist bereichsleitender Oberarzt der Intensivstation am LKH Feldkirch und seit acht Jahren lokaler Transplantationsbeauftragter. Als solcher ist er in ein europaweit agierendes Netzwerk eingebunden, der „Eurotransplant International Foundation“ mit Sitz in den Niederlanden. Der Stiftung gehören insgesamt acht Länder an, deren Transplantationszentren und Spitäler eng zusammenarbeiten.

Laut dem veröffentlichten Transplant-Jahresbericht 2020 sind im vergangenen Jahr in ganz Österreich 672 Organtransplantationen durchgeführt worden, 620 davon mit Organen Verstorbener. Vorarlberg ist das einzige Bundesland, in dem heuer der Gesamt-Spenderschnitt pro einer Million Einwohner auf über 30 erhöht werden konnte. Diesen Schnitt hat sich Österreich insgesamt zum Ziel gesetzt. Bundesweit hat sich in den vergangenen zehn Jahren ein Durchschnitt von 22 bis 25 Spender pro einer Million Einwohner eingependelt.

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Vergangenes Jahr wurden in Vorarlberg mehr Organe gespendet wie zuvor

In Österreich gilt das Widerspruchsrecht

„Bei uns in Vorarlberg werden die Organe für Spenden entnommen, also explantiert, aber nicht in den Körper der Empfänger transplantiert“, erklärt Wolfgang List. „Jene Vorarlbergerinnen und Vorarlberger, die aufgrund schwerwiegender Erkrankungen auf ein Spenderorgan warten, werden aber bei uns vor- und nachbetreut.“ Das nächstgelegene Transplantationszentrum befindet sich in der Universitätsklinik Innsbruck. Insgesamt gibt es in Österreich vier Zentren, in denen Organtransplantationen durchgeführt werden.

In Österreich gilt – anders als etwa in Deutschland und in der Schweiz – die sogenannte Widerspruchsregelung. Das heißt, wer nicht möchte, dass seine Organe nach dem Tod gespendet werden, der muss das zu Lebzeiten aktiv ablehnen. Entweder schriftlich oder mündlich vor Zeugen. Wer ganz sicher gehen will, lässt sich in das Widerspruchsregister eintragen. Die Widerspruchslösung gilt nicht nur in Österreich, sondern unter anderem auch in Frankreich, Schweden und Ungarn.