Soziales

Wieder mehr Druck auf Arbeitslose

Für Arbeitslose hatte das Ablehnen eines Jobangebots im ersten Halbjahr 2021 deutlich öfter Konsequenzen als im Vorjahreszeitraum. Mit der Normalisierung der Wirtschaft müssen Arbeitslose auch wieder mit den gewohnten Strafen rechnen, denn die Bestimmungen dafür wurden nie aufgehoben.

In Vorarlberg haben derzeit rund 10.000 Menschen keinen Job. Vor der Coronavirus-Krise waren es rund 8.500 Arbeitslose. Inzwischen sind aber alle Bereiche der Wirtschaft wieder angelaufen – also auch Gastronomie, Tourismus und sogar Nachtclubs. Angesichts dessen hat der österreichische Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Sonntag im ORF-Interview in der ZIB 2 aufhorchen lassen: Arbeitslose, die Jobs ablehnen, müssten wieder mit den gewohnten Strafen rechnen.

Mehr Jobangebote, mehr Sanktionen

Die Regeln für den Umgang mit Arbeitslosen, die Jobangebote ablehnen, wurden während der Hochphase der Pandemie weder aufgehoben, noch werden sie jetzt verschärft: Vielmehr war es schlichtweg so, dass in der Krise weniger Jobs frei waren und Betriebe auch weniger Arbeitskräfte gesucht haben.

Inzwischen sieht das aber anders aus, sagt AMS-Geschäftsführer Bernhard Bereuter: „Wir sind jetzt bei 4.560 offenen Stellen. Das sind sogar mehr als im Jahr 2019. Dadurch ergibt sich, dass mehr Personen Angebote vereiteln und daraus entstehen auch mehr Sanktionen – das können wir an den Zahlen ablesen.“

Bus Bahnhof
ORF
Bei einem Jobangebot sind bis zu zwei Stunden Wegzeit hin und zurück zumutbar

Kaum Chancen für Ablehnung

Im ersten Halbjahr 2021 hatte es 574 mal Folgen für Arbeitslose, die ein Jobangebot abgelehnt haben – im ersten Halbjahr 2020 waren es dagegen nur 407 Fälle, in denen eine Ablehnung Konsequenzen hatte.

In Vorarlberg hat man kaum eine Chance, einen Job abzulehnen, so Bereuter: „Für eine Vollzeitstelle sind Wegzeiten von bis zu zwei Stunden zum Arbeitsort und wieder nach Hause zumutbar. Wenn jemand innerhalb dieses Bereichs eine Stelle wegen der Wegzeiten ablehnt, wird der Leistungsbezug eingestellt.“ In Vorarlberg können eben viele Strecken in dieser Zeitvorgabe zurückgelegt werden.

Wenn Arbeitslose einen Job ablehnen, dann wird ihnen bis zu sechs Wochen das Arbeitslosengeld gestrichen – im Wiederholungsfall bis zu acht Wochen.

Hauptsache schnell wieder in Arbeit

Allerdings wird laut Bereuter jeder Fall für sich angeschaut und dann beurteilt. Dennoch sollte man zurzeit jedes Angebot annehmen, so der AMS-Geschäftsführer: „Je länger die Arbeitslosigkeit dauert, umso schwieriger wird der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt.“

Das sei einer der Gründe, warum das AMS so Wert darauf legt, Menschen rasch wieder in Beschäftigung zu bringen und so ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt wahren – denn Langzeitarbeitslose sind noch schwieriger zu vermitteln, erklärt Bereuter.