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Politik

Land will Ehrenamt und Vereinswesen neu beleben

In der Pandemie waren viele Menschen, die normalerweise anpacken und sich engagieren, zum Nichtstun verdonnert. Eine Zwangspause gab es auch für das Ehrenamt. Das soll jetzt wieder anders werden, die Landesregierung will mit einer neuen Strategie das Vereinswesen wieder in Fahrt bringen.

Mehr als die Hälfte der Vorarlberger engagiert sich ehrenamtlich in den 5.000 Vereinen im Land. Die pandemiebedingten Einschränkungen der zurückliegenden Monate haben das Vereinswesen und das Ehrenamt in Vorarlberg aber stark getroffen.

Landeshauptmann Wallner: Auch eine Chance

Grundsätzlich krank sei das Vereinsleben keineswegs, so Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) bei der Vorstellung der neuen Engagement-Strategie Vorarlberg. Aber die gesellschaftliche Entwicklung deute schon in Richtung Rückzug. Ehrenamtliche zu finden, werde immer schwieriger, da müsse gegengesteuert werden.

Die Pandemie sei eine „Vollbremsung“ für die Vereine gewesen, aber nun würden Vereinsobleute auch sagen, das Ganze komme noch stärker zurück, so Wallner: „Das heißt, da liegt auch eine Chance drinnen.“

Sechs Handlungsfelder

Den Neustart gelte es „optimal zu begleiten und zu unterstützen“, so der Landeshauptmann, es gehe um eine gezielte Hilfestellung für das Ehrenamt und das vielfältige Vereinswesen. Die Strategie wurde vom Büro für freiwilliges Engagement und Beteiligung (FEB) erarbeitet.

Sechs Handlungsfelder – konkret die Bereiche „Entwickeln“, „Stärken“, „Vernetzen“, „Fördern“, „Beraten“ und „Informieren“ – bilden den Kern der neuen Engagement-Strategie. Diesen Aufgabengebieten zugeordnet sind Maßnahmen, Projekte und Initiativen, mit denen das freiwillige Engagement im Land reaktiviert werden soll.

Konkret bedeutet das zum Beispiel mehr Vernetzung und Weiterbildung. Corona war für viele Obmänner und Frauen die Gelegenheit, den eigenen Verein genau unter die Lupe zu nehmen. „Es geht in erster Linie darum, zu erheben wie der Verein aufgestellt ist. Das heißt, wie ist die Sicht innen, wie ist die Sicht von Außen auf den Verein“, so Thomas Winzek, Obmann der Stadtmusik Bregenz.

Vereinsleben reaktivieren

Wie kann nach den Pandemie-Lockerungen, die am 1. Juli in Kraft treten, das Vereinsleben wieder reaktiviert werden. Darüber hat sich die Landesregierung Gedanken gemacht und ein ganzes Paket an Maßnahmen geschnürt.

aha plus: Monatlich 40 neue Jugendliche

Von einer positiven Entwicklung bei aha plus, dem innovativen Anerkennungssystem für engagierte Jugendliche in Vorarlberg, berichtete Projektleiterin Barbara Österle von der aha Jugendinfo. „Monatlich kommen 40 neue Jugendliche dazu, die sich engagieren wollen“, informierte Österle. Im Rahmen von aha plus stellen Organisationen „Mitmach-Möglichkeiten“ online.

Junge Menschen ab zwölf Jahren werden aktiv und sammeln neben Erfahrungen auch Punkte, die in einem digitalen System erfasst werden. Diese Punkte können gegen „Dankeschöns“ eingetauscht werden. Das sind sinnvolle Produkte (z.B. Veranstaltungstickets) oder besondere Erlebnisse (z.B. ein Helikopterflug). Die Punkte lassen sich auch für wohltätige Zwecke spenden.

Bürgermeister: Fokus auf Gemeinden legen

Für Tobias Bischofberger, Bürgermeister von Mellau und selbst Pfadfinder- und Feuerwehrmitglied, muss der Fokus noch stärker auf dem Engagement vor Ort, direkt in den Gemeinden, liegen. Es genüge nicht, Ehrenamtliche nur vor den Vorhang zu holen. In der Engagement-Strategie sieht er einen „wesentlichen Rahmen, den es nun zu beleben gilt“. In kleinen, überschaubaren und flexiblen Strukturen vor Ort.