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APA/Barbara Gindl
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Soziales

Risiken für Gewalt gegen Frauen verringern

Was kann jede und jeder Einzelne tun, damit körperliche oder psychische Gewalt gegen Frauen keine Chance mehr hat? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit eine Fachtagung des Fraueninformationszentrums Femail in Feldkirch. Sabine Mandl vom Ludwig Boltzmann Institut stand am Rande der Tagung dem ORF Rede und Antwort zum Thema.

Sabine Mandl vom Wiener Ludwig Boltzmann Institut erforscht seit Jahren, wie Frauen in Gewaltbeziehungen kommen und wie sie diesen entfliehen können. Mandls Forschungen zeigen, dass keine Frau – auch, wenn sie mit beiden Beinen im Leben stehe, sagen könne, ihr passiere das nicht. Dabei spiele es keine Rolle, ob es sich zum Beispiel um Akademikerinnen oder Arbeiterinnen handle.

Wirtschaftliche Unsicherheit spielt große Rolle

Allerdings könne die wirtschaftliche Situation durchaus eine Rolle spielen, so Mandl: Wirtschaftliche Unsicherheit, gerade jetzt zu Zeiten von Corona, und vor allem wirtschaftliche Abhängigkeit, seien Faktoren, die Gewalt begünstigten.

Dazu müsse sich die Gesellschaft verändern, sagt Mandl: „Es braucht eine gleiche Teilhabemöglichkeit für alle. Egal, ob ich als Mann oder als Frau oder als Mädchen oder als Bursch auf die Welt komme, der Staat muss mir die gleichen Bedingungen schaffen, damit ich mich gleichermaßen entwickeln kann. Das reduziert Gewalt.“

Höheres Risiko für Frauen mit Behinderungen

Ihre Forschungen in den vergangenen Jahren hätten auch gezeigt, dass Frauen mit einer Behinderung oder einer Beeinträchtigung ein bis zu viermal höheres Risiko tragen würden, Opfer von unterschiedlichen Formen von Gewalt zu werden. Dieses Thema sei gesellschaftlich noch nicht so richtig angekommen.

Es sei auch wichtig, auf die Sprache zu achten, so Mandl weiter. Besonders im Netz sei die Sprache oft sexistisch und übergriffig. Bei Umfragen unter Jugendlichen sei herausgekommen, dass die Hälfte der Befragten Beschimpfungen oder psychische Beleidigungen gar nicht als Gewalt auffassen würden. „Für sie ist das so ein normaler Umgangston“, so Mandl, da müsse man gegensteuern. „Besonders in Richtung gewaltfreie Kommunikation muss noch sehr viel getan werden.“