Michael Egger, Obmann des Vereins "Go West im ORF-Interview mit Martin Kopf
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Gesellschaft

Mehrzahl der Vorarlberger:innen offen und liberal

Diese Woche zu Gast im großen Samstagsinterview von ORF Radio Vorarlberg ist Michael Egger, der Obmann des Vereins „Go West“. „Go West“ ist ein gemeinnütziger Verein für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter* Personen welcher queere Lebensweisen in Vorarlberg sichtbar machen möchte.

Egger nimmt Vorarlberg und die Vorarlberger Gesellschaft als sehr tolerant wahr. Bestimmt gebe es Personen auf die das nicht zutreffe, in Summe sei Vorarlberg aber tolerant und liberal. Trotzdem gibt es laut Egger jeden Tag Diskriminierungen und das passiere in erster Hand aufgrund der österreichischen Gesetzgebung. „Jede Diskriminierung, die im Gesetz verankert war, musste von den Gerichten aufgehoben werden. Es hat noch keine Bundesregierung geschafft, das Thema wirklich anzupacken“, so Egger.

Aktuelle Diskriminierungen gebe es zum Beispiel noch bei der Einschränkung der Blutspende für homosexuelle Männer und gerade bei trans- und inter-Menschen müsse man bei der Gesetzgebung noch ein wenig aufholen. Egger fühlt sich dabei auch von der Politik im stich gelassen. Sei es bei der Eheöffnung oder beim Adoptionsrecht für LGBTIQ-Personen.

Michael Egger, Obmann des Vereins "Go West
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Michael Egger vom Verein „Go West“

LGBTIQA+ in der Gesellschaft bekannt

Früher war immer nur die Rede von Lesben, Schwulen oder Bisexuellen. Mittlerweile umfasst die Community viel mehr Menschen. Die englischsprachige Abkürzung dafür lautet LGBTIQA+. Was wie ein Zungenbrecher klingt versteht die Bevölkerung laut Egger mittlerweile. Es habe sicher eine Zeit gegeben, in der diese Community noch nicht so in aller Munde war, doch die Berichterstattung der letzten Jahre habe das geändert.

Bregenz bekommt eigenen LGBTIQA+-Bauftragten

Die Regenbogenfahnen sind das internationale Symbol der LGBTIQA+-Gemeinschaft und diese haben im Frühjahr in Vorarlberg für mächtig Aufsehen gesorgt. Immer wieder wurde von gestohlenen oder angezündeten Regenbogenfahnen berichtet. Für Egger ist das kein Zeichen von großer Ablehnung. Es sei ja nur eine Handvoll Fahnen gestohlen oder angezündet worden. Viel wichtiger sei, dass der Verein „Go West“ über 600 Fahnen in ganz Vorarlberg verteilt habe und die 590, die nicht gestohlen oder angezündet wurden, in Vorarlberg hängen.

„Pink-Washing“ beliebt bei Politikern und Unternehmen

Der Juni ist ja bekannterweise der sogenannte „Pride-Monat“. Gerade zu dieser Zeit schmücken sich die Politiker gerne mit ihrer Haltung für Offenheit und Vielfalt. Das ist aber oftmals nur Show und verschwindet dann wieder. Dieses sogenannten „Pink-Washing“ gibt es laut Egger nicht nur in der Politik sondern auch bei Unternehmen. Firmen würden in liberalen Ländern ihr Logo auf Social-Media-Plattformen ändern, in Ländern wie Ungarn oder Russland aber nicht. Für Egger ist das der falsche Ansatz. Entweder man stehe als gesamter Konzern dahinter und beschäftige mich mit Diversity-Management oder nicht.

Der Höhepunkt der „Pride-week“ findet heute um 14.30 Uhr mit einer Kundgebung am Kornmarktplatz in Bregenz statt. Es müsse gezeigt werden, wie groß die Community ist und auch wie viele Unterstützer:innen es außerhalb der Community gebe. Auf die Parade habe man dieses Jahr explizit verzichtet, die werde dann im nächsten Jahr dafür umso größer werden.

„Gräben sind nicht mehr so tief“

Vor fünf Jahren hat es zum ersten Mal überhaupt in Vorarlberg eine Parade gegeben. Seitdem hat sich viel getan. Die Baustellen seien zwar noch die gleichen, die Gräben seien aber nicht mehr so tief, mein Egger. Man arbeite immer noch an den gleichen Projekten, ist aber schon gut vorangekommen.