Kühe auf der Alpe
Sicheres Vorarlberg
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Wirtschaft

Alpwirtschaft braucht mehr Tiere

Zwei Fünftel der Vorarlberger Landesfläche werden als Alpweiden genutzt. Wer dieses für Vorarlberg so typische Landschaftsbild erhalten will, muss dafür sorgen, dass genug Vieh auf die Alpen getrieben wird. Das ist aber gar nicht so einfach – denn derzeit fehlen unter anderem Schweizer Tiere, die nicht mehr auf Vorarlbergs Alpen gebracht werden.

Die Hänge Vorarlbergs sind bis hinauf zur Waldgrenze geprägt von einem Wechsel von Wäldern und Alpweiden. Im Schnitt werden jährlich rund 10.000 Milchkühe und rund 25.000 Jungtiere auf die Vorarlberger Alpen getrieben. In den vergangenen Jahren sank laut der Vorarlberger Landwirtschaftskammer allerdings vor allem beim Jungvieh die Anzahl der Tiere, die auf den Alpen weideten.

Moosbrugger: „Weiden verbuschen“

Eine dauerhaft zu niedrige Zahl an Weidetieren könne es für einzelne Alpen schwierig machen, so Moosbrugger. In den vergangenen Jahren sei schon zu spüren, dass es herausfordernder werde für die Alpen, „die entsprechende Stückzahl an Vieh auch zu finden“.

Damit würden die Weiden „verbuschen“. Dornenbüsche und Sträucher würden sich in kurzer Zeit ausdehnen – „und die Alpe wächst zu, damit ist sie nicht mehr bewirtschaftbar“. Moosbrugger kritisiert zudem, dass im Tal immer mehr landwirtschaftlicher Grund verloren gehe, etwa für Industriebetriebe.

TBC hält Schweizer Vieh fern

Insgesamt rund 2.000 Tiere fehlen demnach auf den Alpen – vor allem, weil Schweizer Landwirte ihr Vieh nicht mehr auf Vorarlberger Alpen bringen, sagte Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Der Grund dafür heißt Rinder-Tuberkulose – kurz TBC. Diese Krankheit greift vom Rotwild auf die Alpkühe über. Deshalb werden die Jäger seit Jahren aufgefordert, mehr Rotwild zu schießen.

Die Landwirtschaftskammer hat diesbezüglich in der Vergangenheit von den Jägern mehr Einsatz gefordert. Jetzt bewege sich aber etwas, so Moosbrugger: „Ich habe das Gefühl, dass im heurigen Jahr erstmals sehr konkrete Maßnahmen gesetzt werden, auch gemeinsam mit der Bezirkshauptmannschaft Bludenz, dass hier etwas in Bewegung kommt.“ Im Bezirk Bludenz gab es immer wieder Diskussionen um die Abschusszahlen in manchen Gegenden.

Moosbrugger: Abschuss-Verbot für Wölfe überdenken

Moosbrugger forderte auch, das absolute Abschuss-Verbot für Wölfe zu überdenken. Bei kleiner werdenden Lebensräumen müsse man diesbezüglich „Spielregeln definieren“. Da und dort herrsche eine einseitig-romantische Vorstellung vom Wolf, so Moosbrugger. Er forderte, den Abschuss von Wölfen vor allem dann zu ermöglichen, wenn ein konkreter Wolf immer wieder Weidetiere tötet. Auch Landesrat Christian Gantner ist dafür, das absolute Verbot von Wolfabschüssen abzuschaffen.

Moosbrugger und Gantner bei einer PK auf der Alpe Schwende
Landwirtschaftskammer
Landwirtschaftskammer-Präsident Moosbrugger (links) und Landesrat Gantner bei der Pressekonferenz am Donnerstag auf der Schwendealp oberhalb von Dornbirn

Gantner: Bedeutung für den Tourismus

Landesrat Christian Gantner (ÖVP) betonte bei der Pressekonferenz die Bedeutung der Alpwirtschaft für den Tourismus. „Gerade der vergangene Sommer hat uns gezeigt, dass das Wandern wieder im Trend ist“. Und da spiele die Alp-Kulisse eine wesentliche Rolle. „Wir haben gerade im letzten Jahr der Pandemie ein Wiederkennenlernen der Urlaubsregion Vorarlberg auch durch österreichische Gäste erlebt“, so Gantner. Eine Befragung von Urlaubsgästen in Vorarlberg habe ergeben, dass die Berge, das Angebot an Wanderwegen und die reizvollen Natur- und Landschaftserlebnisse als die drei wichtigsten Gründe für den Vorarlberg-Urlaub angegeben wurden.

Laut Gantner hilft die öffentliche Hand der Alpwirtschaft mit insgesamt sechs Millionen Euro pro Jahr, mehr als die Hälfte kommt laut Gantner vom Land.

Kühe auf der Alpe Schwende
Landwirtschaftskammer
Auf der Schwendealp oberhalb von Dornbirn

Regeln zum Umgang mit Weidevieh

Für ein gutes Miteinander auf den Alpen erinnerte Moosbrugger an die zehn Spielregeln, die beispielsweise auch Unfälle mit Weidevieh verhindern können. Oft wüssten Wanderer, Spaziergänger oder Biker gar nicht, wie sie sich im Umgang mit den Tieren verhalten sollen. „Es geht am Ende um die Eigenverantwortung der Alpbesuchenden und das gute Miteinander von Landwirtschaft und Tourismus“, so Moosbrugger.

Die Landwirtschaftskammer hat Verhaltensregeln für den Umgang mit Weidevieh aufgestellt:

1. Kontakt zum Weidevieh vermeiden, Tiere nicht füttern, sicheren Abstand halten.
2. Ruhig verhalten. Weidevieh nicht erschrecken!
3. Mutterkühe beschützen ihre Kälber. Begegnung von Mutterkühen und Hunden vermeiden!
4. Hunde immer unter Kontrolle halten und an der kurzen Leine führen. Ist ein Angriff durch ein Weidetier abzusehen: Sofort ableinen.
5. Wanderwege auf Almen und Weiden nicht verlassen!
6. Wenn Weidevieh den Weg versperrt, mit möglichst großem Abstand umgehen!
7. Bei Herannahen von Weidevieh: Ruhig bleiben, nicht den Rücken zukehren, den Tieren ausweichen!
8. Schon bei ersten Anzeichen von Unruhe der Tiere Weidefläche zügig verlassen.
9. Zäune sind zu beachten! Falls es ein Tor gibt, dieses nutzen, danach wieder gut schließen und Weide zügig queren!
10. Begegnen Sie den hier arbeitenden Menschen, der Natur und den Tieren mit Respekt!

Start für den Alpsommer

Zwei Fünftel der Vorarlberger Landesfläche werden als Alpweiden genutzt. Ohne diese Alpen würde das Land im wahrsten Sinne anders ausschauen. Die Hänge des Landes sind – bis hinauf zur Waldgrenze – geprägt von einem Wechsel von Wäldern und Alpweiden. Wer dieses für unser Land so typische Landschaftsbild erhalten will, muss dafür sorgen, dass genug Vieh auf die Alpen getrieben wird.