Robert Schneider im Landestheater
ORF Vorarlberg
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Kultur

Literarischer Querkopf: Robert Schneider wird 60

Der Vorarlberger Schriftsteller und Autor Robert Schneider wird am Mittwoch 60 Jahre alt. Er landete 1992 mit dem Romandebüt „Schlafes Bruder“ einen Welterfolg – danach verlief seine Karriere wechselhaft.

Der Vorarlberger Autor, Journalist und Filmemacher Robert Schneider landete 1992 mit seinem Romandebüt „Schlafes Bruder“ einen Bestseller. Das über 1,8 Millionen Mal verkaufte und vielfach übersetzte Buch wurde zur Vorlage für Oper, Schauspiel, Ballett und Film. Danach verlief die Karriere des in Meschach bei Götzis (Bezirk Feldkirch) lebenden Autors wechselhaft, er stieg in die Filmbranche ein und ist heute Zeitungskolumnist. Am 16. Juni wird der Nonkonformist 60 Jahre alt.

„Geschenk und Prüfung zugleich“

Der Erfolg der Geschichte des schlaflosen Bauernbuben Elias Alder, die in der Verfilmung von Joseph Vilsmaier 1996 für einen Golden Globe nominiert war, war laut Schneider „Geschenk und Prüfung zugleich“. Seinen auch ökonomischen Aufstieg stellte der damals medial gehypte Autor selbstbewusst zur Schau, gab sich anspruchsvoll und eckte an, galt im Literaturbetrieb bald als „schwierig“. Während Schneiders ganz eigener Ton und seine altertümlich anmutende, bildgewaltige Sprache beim Debüt gut funktionierte, wurde sein Zweitling „Die Luftgängerin“ (1998) bei guten Verkaufszahlen von den Kritikern verrissen, deren Liebling er ohnehin nie war. Nach dem Flop konnten die Folgewerke, u.a. „Die Unberührten“ (2000), „Schatten“ (2002), „Kristus“ (2004) sowie der bisher letzte Roman „Offenbarung“ (2007) bei Kritik und Leserschaft nicht an den Erfolg anschließen.

In den Arbeiten des Individualisten spielen Außenseiter mit besonderer Begabung und Hingabe stets eine große Rolle, das Musikalische ebenso. Dass er seine Sprache über musikalische Parameter entwickle, führe oft zu abstrusen Missverständnissen, so der Autor, der sich als von den Schriftstellern des alten Österreich – Stifter, Musil, Canetti, Zweig, Roth – her sozialisiert sieht. Schreiben sei für ihn ein „Rausch“, betonte Schneider, zu dessen Werk auch Theatertexte und Lyrik gehören. Nach den Roman-Misserfolgen zog sich Schneider, gegen Kritik und Medien wetternd, für Jahre aus der Öffentlichkeit zurück und widmete sich der Familie; seiner Frau, einer Pilotin, und den drei Söhnen. Als die „Schlafes Bruder“-Tantiemen verbraucht waren, geriet er in Geldprobleme, die er mit seinen Privatgläubigern teilweise vor Gericht austrug. 2018 wurde er vom Vorwurf des versuchten Betruges freigesprochen.

Schon 2015 erklärte Schneider, sich vom Schreiben verabschiedet zu haben und versuchte einen Neuanfang in der Filmbranche. „Ich wollte und konnte nicht mehr schreiben“, so Schneider damals. „Mit 50 Jahren habe ich mich also hingesetzt und mir alles von null an angeeignet“, sagte er. Sein erster Film war Kardinal Schönborns Mutter Eleonore gewidmet, für das Online-Portal VOL.at lancierte er 2014 das Videokunstprojekt „Silent Faces“. Er bleibe „Schriftsteller in Bildern“. Mit dem Kinderbuch „Der Schneeflockensammler“ (2020, gemeinsam mit Linda Wolfsgruber) beendete Schneider seine literarische Abstinenz zumindest vorübergehend.

Schneider wurde von einem Bergbauernpaar adoptiert

Schneider wurde 1961 in Bregenz geboren und als Zweijähriger von einem Bergbauernpaar aus Meschach adoptiert. Er studierte ab 1981 zunächst Orgel und Komposition in Wien, brach das Studium dann aber ab, um zu schreiben. Sein Heimatdorf verließ er nur für diese Studienzeit und einen Aufenthalt in New York. Heute arbeitet Schneider etwa als Kolumnist für die „Kronen Zeitung“ in Vorarlberg („Schneiders Brille“), sprach für eine Interviewreihe mit Menschen über Corona und porträtiert in der Serie „Die Letzten“ Persönlichkeiten, die einem alten Handwerk nachgehen.