Insolvenz
Public Domain
Public Domain
Wirtschaft

Firmeninsolvenzen weiter rückläufig

Laut einer aktuellen Hochrechnung des Kreditschutzverbandes von 1870 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr um rund 48 Prozent gesunken.

Gemäß der Hochrechnung des KSV 1870 gab es im ersten Halbjahr 2021 1.000 Firmenpleiten. Das ist der niedrigste Wert an Firmenpleiten seit über 40 Jahren. Gegenüber dem Jahr 2019 beträgt das Minus sogar 61 Prozent. Gleichzeitig sind die geschätzten Verbindlichkeiten überproportional stark um rund 79 Prozent auf 365 Millionen Euro zurückgegangen.

„Seit Beginn des ersten Lockdowns vor über 15 Monaten gibt es pro Woche rund um die Hälfte weniger Unternehmensinsolvenzen als vor der Krise – und das in Zeiten der größten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg“, erklärt Karl-Heinz Götze vom KSV 1870. Die Bauwirtschaft verzeichnet mit 29 Prozent weniger Pleiten den geringsten Rückgang seit Ausbruch der Pandemie, die Gastronomie mit 59 Prozent hingegen den größten.

Insolvenzstatistik 1. Halbjahr 2021
KSV1870

„Safety-Car-Phase“ verzögert Erholung der Wirtschaft

Verantwortlich für die anhaltend niedrigen Insolvenzzahlen sind laut dem KSV 1870 die künstlichen Eingriffe der Bundesregierung, dank dieser sich zahlreiche Unternehmen in einer trügerischen Sicherheit wähnen. Die Zahl der Insolvenzen gehe zwar vorübergehend zurück, gleichzeitig würde sich der Schuldenberg der Betriebe aber vergrößern. Die kommende „Safety-Car-Phase“ für Steuerschulden, die ab Juli für drei Monate geplant ist, werde daran nichts ändern.

„Um den Schaden für Österreichs Wirtschaft nicht weiter in die Höhe zu treiben, sollte die Regierung die Gießkanne beiseite stellen und die finanzielle Unterstützung von Firmen beenden, die nach Ende der Hilfsmaßnahmen ohnehin in die Insolvenz schlittern werden. Viel besser wäre es, jene Betriebe gezielt mit Liquidität zu stärken, die eine reelle Überlebenschance haben – etwa im Rahmen einer Sanierung“, erklärt Götze.

KSV 1870 befürchtet keine Insolvenzwelle

Der KSV 1870 geht davon aus, dass es in Österreich im Zuge der CoV-Krise zu keiner plötzlich eintretenden Schockwelle von Insolvenzen kommen wird. Vielmehr erwartet er im Herbst 2021 eine Rückkehr zum Insolvenzniveau pro Woche wie vor der Krise. Für das kommende Jahr 2022 erwartet der Gläubigerschutzverband die Rückkehr zum „normalen“ Insolvenzaufkommen, wie es aus der „Vor-Corona-Zeit“ bekannt ist.

Privatkonkurse in Vorarlberg gestiegen

Während die Zahl der Privatkonkurse in Österreich im 1. Halbjahr 2021 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres leicht rückläufig ist, gibt es in den einzelnen Bundesländern teils gravierende Unterschiede. Salzburg verzeichnet mit einem Minus von über 40 Prozent den größten Rückgang, während Vorarlberg ein Plus von knapp 20 Prozent verzeichnet.