„45 Prozent der Gesundheits- und Krankenpflegepersonen im Akutbereich denken an einen Berufsausstieg“, lautet der alarmierende Titel der Studie, die in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband (ÖGKV) entstand. Gründe dafür seien vor allem die Belastungen der Krankenpflegerinnen und -pfleger in Österreichs Spitälern durch die Corona-Pandemie.
„Das stimmt so nicht“, entgegnet Elke Kovatsch, die Vorsitzende des Vorarlberger Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes und Pflegedirektorin am Landeskrankenhaus Rankweil: Bei der Studie seien auch jene Pflegekräfte einberechnet worden, die in ihren 30 Berufsjahren irgendwann einmal über einen Jobwechsel nachgedacht haben: „Und wer tut das nicht?“
Enorme Belastung führte zu großer Erschöpfung
Die Stimmung in der Vorarlberger Spitals-Pflege war und ist laut Kovatsch nie so schlecht, wie die Studie vermuten lässt. Auch wenn die Belastung enorm war: „Wir haben nicht gewusst, was auf uns zu kommt, wie intensiv das werden wird, auf was wir uns vorbereiten müssen und wie lange das gehen wird“, berichtet Kovatsch.
„Gepaart damit, dass wir mit Schutzkleidung arbeiten mussten und immer noch müssen, waren es schon hohe Belastungssituationen“, so die Pflegedirektorin. Aufgrund der aktuellen Entwicklung entspanne sich die Situation wieder. Was man laut Kovatsch jetzt aber merkt, ist eine große Erschöpfung.

Zu viel Arbeit für zu wenig Geld und Personal
Laut der ÖGKV-Studie sind mehr als 80 Prozent der Krankenpflegerinnen und -pfleger in österreichischen Spitälern mit ihrem Gehalt unzufrieden, klagen über zu hohe Arbeitsbelastung und steigenden Personalmangel. Auch das sei in Vorarlberg nicht so schlimm, wie die österreichweiten Ergebnisse vermuten lassen, sagt Kovatsch.
Der Pflegedirektorin zufolge verdienen die Pflegekräfte in Vorarlberg deutlich mehr als in anderen Bundesländern. Und die hohe Arbeitsbelastung sei der Pandemie geschuldet, das bessere sich aber von Tag zu Tag.
Personalmangel und Pensionswelle
Was aber zutrifft, ist der Personalmangel: „Wir haben mehr Menschen zu versorgen mit weniger Personal. Das wird schon kritisch werden. Es ist so, dass jetzt nicht mehr jede Stelle gleich besetzt werden kann“, sagt Kovatsch.
Man merke auch, dass jetzt die Pensionswelle der Babyboomer anstehe. Allein in Rankweil gehen laut der Pflegedirektorin heuer 13 Pflegekräfte in Pension. Eine Verbesserung der Situation sei derzeit nicht erkennbar.