Auto fährt durchs Bild, ist durch die Geschwindigkeit unscharf
ORF Vorarlberg
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Verkehr

Österreich hinkt bei Verkehrssicherheit hinterher

Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Verkehrssicherheit in Österreich stark verbesserungswürdig. Zwar ist die Zahl der Verletzten und Toten im Straßenverkehr gesunken, doch hinkt Österreich den sichersten Staaten Europas hinterher.

Die Zahlen der Todesopfer und Verletzten bei Straßenverkehrsunfällen ist in den letzten Jahren dank besserer Autotechnik, medizinischer Versorgung und verschiedener Verkehrsmaßnahmen gesunken. Im Jahr der Pandemie 2020 sind jeden Tag im Durchschnitt 21 Menschen weniger auf Österreichs Straßen verletzt oder getötet worden als 2019. In Vorarlberg hat sich die Zahl der Todesopfer den vergangenen Jahren zwischen 15 und 17 eingependelt.

„Von den insgesamt 38.074 im Straßenverkehr Verunglückten haben 344 ihr Leben verloren, in den Jahren davor lag die Zahl der Verkehrstoten jeweils über 400. Deutlich gestiegen ist allerdings die Anzahl der verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrer“, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Überhöhte Geschwindigkeit bleibt die Hauptursache bei tödlichen Verkehrsunfällen.

Tabelle Unfälle in Österreich nach Bundesländern
Statistik Austria
Quelle: Statistik Austria

Im Europavergleich liegt Österreich bei den Verkehrstoten (gerechnet auf eine Million Einwohner) nur auf Platz elf, so der jüngste Straßenverkehrsbericht der Europäischen Kommission. Die wenigsten Verkehrstoten in Europa je eine Millionen Einwohner weisen Dänemark Schweden und die Niederlande auf – das zeigt unter anderen diese Statistik über die Verkehrstoten in Europa im Vergleich.

Zu schnelles Fahren immer noch ein Kavaliersdelikt

„Geschwindigkeit hat einen großen Einfluss auf das Unfallrisiko und die Schwere der Verletzungen. Deswegen ist hier mehr Mut von den Ministerien gefragt, dass hier wirklich was passiert“, sagt Martin Pfanner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV).

Auto fährt durchs Bild, ist durch die Geschwindigkeit unscharf
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Man könne selbst mit 90 km/h durch ein Ortsgebiet fahren und sei deswegen nach derzeitiger Gesetzeslage noch kein Raser und verliere nicht seinen Führerschein. „Das ist nach unserer Meinung nach zu hoch angesetzt. Wir haben in Europa 20 verschiedene Vormerk-Kataloge und Österreich ist das einzige Land, in dem Geschwindigkeit kein Vormerkdelikt ist“, kritisiert Pfanner. Das sei ein Zeichen dafür, dass Geschwindigkeit in Österreich immer noch als Kavaliersdelikt angesehen werde.

Konsequentere Strafverfolgung

Bei der Ursachenforschung landet man schnell bei den Strafen. Während in Österreich Toleranzen von bis zu 5 km/h abgezogen werden, sind andere Länder restriktiver. In der Schweiz gibt es beispielsweise keine Toleranzgrenze, dort zahlt man bereits ab einem km/h zu viel, so Pfanner.

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Radfahrer im Kreisverkehr
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Im Kreisverkehr kann es für Radfahrer schnell mal eng werden
Auto fährt durchs Bild, ist durch die Geschwindigkeit unscharf
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Geschwindigkeit ist bislang kein Vormerkdelikt in Österreich
Schild, das Geschwindigkeit misst: Sie fahren…
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Temporeduktionen verringern nachweislich die Unfallzahlen
Martin Pfanner VCÖ
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Martin Pfanner, KfV

In der Schweiz liegen die Strafen rund fünfmal höher, in Skandinavien bis zu 15-mal höher. In Finnland etwa wird die Strafe anhand des Einkommens berechnet. Wer viel verdient, zahlt für dasselbe Vergehen eine weit höhere Strafe als jemand, der wenig verdient.

Mehr Platz auf den Straßen für jeden Einzelnen biete umso mehr Sicherheit, so Pfanner. Das senke auch die Unfallzahlen. Da es innerorts häufig schwierig sei, den Radfahrern ausreichend Platz einzuräumen, helfe eine Temporeduktion, um das Unfallrisiko einzudämmen.

Verbesserung der Verkehrssicherheit

Österreich hinkt den sichersten Staaten in Europa weit hinterher. So werden vor allem in Skandinavien oder in der Schweiz pro Einwohner deutlich weniger Menschen verletzt oder getötet. Die Verkehrssicherheit kann bei uns also noch stark verbessert werden.

Härtere Strafen angekündigt

Zwar soll das Bußgeld für besonders schnelles Fahren bald von 2.180 Euro auf 5.000 Euro erhöht werden. Im Extremfall soll auch das Auto beschlagnahmt werden können – mehr dazu in Rasen soll teuer zu stehen kommen. Verkehrsexperten geht das jedoch nicht weit genug. Sie fordern weitergehende Schritte.

Verkehrspsychologin beim ÖAMTC Marion Seidenberger sagte gegenüber ORF Vorarlberg, Strafen allein helfen nicht. Der Straßenraum werde allerdings knapper, vor allem durch neue Trends wie E-Scooter und E-Bikes. Sie plädierte für mehr gegenseitige Rücksicht im Straßenverkehr.

Gespräch mit ÖAMTC-Verkehrspsychologin Seidenberger

ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger spricht über die Sicherheit auf Österreichs Straßen.