Politik

Islam-Landkarte: Viele Muslime besorgt

Die heftig diskutierte Islam-Landkarte ist derzeit zwar nicht mehr online, sorgt aber weiter für scharfe Kritik – auch aus Vorarlberg. Vertreter muslimischer Organisationen zeigen sich besorgt und fühlen sich unter Generalverdacht gestellt.

Über 630 Moscheen, islamische Kultusvereine und andere Einrichtungen sind auf der Landkarte abgebildet, 34 davon in Vorarlberg. Nach Ansicht von Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) soll sie die Trennline zwischen dem Islam als Religion und dem politischen Islam als gefährliche Ideologie schärfen. Das von der Regierung eingesetzte Projekt ist umstritten, Kritikerinnen und Kritiker orten die Gefahr der Stigmatisierung – mehr dazu in „Kein Generalverdacht gegen Muslime“ (news.ORF.at).

Islamkarte
islam-landkarte.at
Die Islam-Landkarte

34 islamische Einrichtungen in Vorarlberg

34 Moschee-Vereine, Kulturvereine und andere islamische Einrichtungen in Vorarlberg sind auf der aktuellen Islam-Landkarte eingezeichnet. Eine der Grundlagen für diese umstrittene Online-Landkarte sind die jüngsten Forschungsergebnisse der Wiener Dokumentationsstelle Politischer Islam.

Graue Wölfe als gefährlich eingestuft

Von den als gefährlich eingestuften Strömungen ist vor allem die türkische Bewegung der Grauen Wölfe in Vorarlberg aktiv. Im Forschungsbericht heißt es dazu: „Charakteristisch ist eine rassistische, gewaltverherrlichende, rechtsnationalistische und teilweise islamistische Ideologie. Diese kann als integrationshemmend und für den gesellschaftlichen Frieden als problematisch angesehen werden.“

Fast ein Drittel aller Vorarlberger Einrichtungen auf der Islam-Landkarte sind Dachorganisationen zugerechnet, in denen die Grauen Wölfe Einfluss haben – dazu zählt der Bericht die Türkische Föderation und die türkischen Kulturvereine. Die Dokumentationsstelle sieht in den Grauen Wölfen den verlängerten Arm der am rechten Rand angesiedelten Partei MHP, die derzeit die AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstützt. Die Wölfe konzentrieren sich laut Bericht vor allem auf die Jugendarbeit und werden aus Ankara finanziert.

Viele Muslime in Vorarlberg sind besorgt

Durch die Veröffentlichung sind viele Muslime besorgt, sagt Elif Dagli, Vorsitzende der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Vorarlberg. Das Problem sei nicht die Auflistung, sondern die Einbettung innerhalb der Dokumentation „politischer Islam“. Damit würden Kulturvereine oder Moscheen in die Nähe von politischen Organisationen gerückt. Von keiner Einrichtung in Vorarlberg gehe eine Gefahr aus, im Gegenteil: Die Türen der Moscheen stünden für Dialog immer offen, so Dagli.

Murat Durdu, Parteiobmann der Heimat aller Kulturen, sieht in der Landkarte sogar eine Auflistung für islamfeindliche Angriffe. So könne man jede Moschee ausforschen, um sie gegebenenfalls anzugreifen. „Dass wirklich eine ganze Landschaft von religiösen Gemeinschaften unter dem Rahmen von Extremismus präsentiert wird, das tut dem Zusammenleben nicht gut; das entspricht auch nicht der Realität muslimischen Lebens in Österreich“, sagt Eva Grabher vom Verein „okay zusammen leben“.

Auf der Internetseite der Islam-Landkarte heißt es, dass es aufgrund der aufgeheizten Stimmung zu einem Wechsel des Betreibers der Plattform gekommen ist. Deshalb ist die Karte momentan nicht abrufbar.