Das frei zugängliche Bodenseeufer zählt zu den wichtigsten Naherholungsgebieten Vorarlbergs. Rund um den Bodensee sucht man vergeblich vergleichbar große Uferbereiche ohne Zäune oder Zutrittsbeschränkungen wie es das 130 Hektar große Natura-2000-Schutzgebiet rund um die Bregenzer Pipeline ist.
Trostlose Bilder von achtlos liegengelassenem Müll an der Pipeline bis hin zu Lärmbelästigungen haben aber in letzter Zeit den Unmut vieler Bregenzerinnen und Bregenzer auf sich gezogen. Immer häufiger mussten zuletzt die geltenden Vorschriften bezüglich Littering, Glasverbot, Lärmbelästigung oder auch Anstandsverletzungen (wie etwa Urinieren im öffentlichen Raum) zur Anzeige gebracht werden. Die Polizei hat jetzt die Kontrollen verstärkt und ist mit erhöhten Patrouillenfrequenzen sowie als Fahrradstreife unterwegs.
Maßnahmen gegen Partys an der Bregenzer Pipeline
Bei Kontrollen im Bereich der Pipeline am Bregenzer Bodenseeufer wurden am Freitagabend 33 Anzeigen verhängt. Insgesamt traf die Polizei in dem Gebiet laut eigenen Angaben auf 500 bis 600 Personen, die sich weder an Abstandsregeln noch Verordnungen zu Lärm, Müll oder Feuer hielten. Jetzt soll es Maßnahmen geben.
Uferaufsicht und Vermittlungsarbeit soll helfen
Das Durchsetzen der geltenden Vorschriften durch die Polizei wird begleitet von einem neu erarbeiteten Maßnahmenpaket, der von Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) beauftragten „Task Force“. Die Arbeitsgruppe besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der Polizei, der städtischen Abteilung für Rechtsservice und Bürgerdienste, der Gemeinwesenarbeit und des Jugendservice, der Stadtgärtnerei, des städtischen Bauhofs und der Fachstelle Abfallwirtschaft.
Die Maßnahmen umfassen neben der Einhaltung der COVID-19-Schutzmaßnahmen u. a. Probleme wie Littering (zurückgelassener Müll). „wilde“ Feuerstellen, Missachtung des Glasflaschenverbots, freilaufende Hunde und Lärm (beispielsweise durch laute Musikboxen). Neben dem Einsatz von Sicherheitswachen setzt die Stadt vor allem auch auf die Gesprächsbereitschaft der Besucherinnen und Besucher am Seeufer und setzt das vorgestellte Maßnahmenpaket nun laufend um.

Vier neue Stellen zur Uferaufsicht
Zur Verstärkung der Vermittlungsarbeit, die in erster Linie von städtischen Bediensteten der Gemeinwesen- und Jugendarbeit geleistet wird, wurde ein neuer Service eingerichtet. Die Stadt hat vier neue Stellen zur Uferaufsicht geschaffen. Ihre Aufgabe ist es, in den stark frequentierten Bereichen von der Pipeline bis zum Wocherhafen mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, Ansprechpartner bei Problemen zu sein und bei Bedarf auf die Einhaltung der Regeln und die Notwendigkeit von rücksichtsvollem und respektvollem Verhalten hinzuweisen.
Die Uferaufsicht baut auf die Erfahrungen der langjährigen Vermittlungsaktion „Gemeinsam am See“, die namensgebend für die neu präsentierte Aktion ist und diese auch unterstützt. Seit einigen Jahren gehen bei „Gemeinsam am See“ Bedienstete der Stadt Bregenz und Ehrenamtliche in Zweier- oder Dreierteams durch die Seeanlagen und machen auf die geltenden Regeln aufmerksam. Die Teams sind an einem gelben T-Shirt mit dem Aufdruck „Gemeinsam am See“ erkennbar. Das Team sanktioniert nicht, sondern verständigt, wenn notwendig, die Polizei. Auch Rundgänge der offenen Jugendarbeit werden bei gutem Wetter vom innerstädtischen Gebiet auf die Pipeline und das Molo ausgeweitet.
Tägliche Reinigung des Seeufers und größere Abfalleimer
Am gesamten Seeufer kommen pro Tag zehn bis 15 Kubikmeter Müll zusammen. Acht Mitarbeitende des Bauhofs und der Stadtgärtnerei reinigen daher täglich das gesamte Ufergebiet.
Von 5.00 bis 7.00 Uhr morgens, auch samstags und sonntags, wird dem Bereich von Molo und Pipeline besonderes Augenmerk geschenkt. Darüber hinaus wurden größere Abfalleimer installiert und visuelle Elemente vor Ort wie Bodenmarkierungen oder auf Großmülltonnen angebrachte Hinweise sollen auf die Spielregeln des rücksichtsvollen Umgangs aufmerksam machen.

Auch andere Städte haben ähnliche Probleme
Auch andere Städte sehen sich aktuell mit ähnlichen Problemen im öffentlichen Raum konfrontiert. Daher setzt Bregenz darüber hinaus auch auf Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen und die Nutzung von Synergien. Diese sind vor allem gemeindeübergreifend anzusetzen.
„Ich habe großes Verständnis für alle – Jung und Alt –, die nach coronabedingten Einschränkungen jetzt wieder das Seeufer besuchen und dort gemeinsam eine schöne Zeit haben möchten. Ich bitte aber gleichzeitig alle Nutzerinnen und Nutzer der Pipeline und anderer Bereiche, sich an die geltenden Spielregeln zu halten. Und ich bedanke mich vor allem auch bei jenen, die das ganz selbstverständlich tun, um das frei zugängliche Seeufer und seine Schönheit auch in Zukunft aufrechtzuerhalten“, so Michael Ritsch.