Impfpass wird abgestempelt
APA/EXPA/Johann Groder
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Coronavirus

CoV-Impfung für Kinder – pro und contra

In der Radio Vorarlberg-Sendung „Neues bei Neustädter“ ging es am Montag um das Thema „CoV-Impfung für Kinder – ja oder nein“. Viele Eltern sind sich unsicher, ob sie ihre Kinder impfen lassen sollen. Eines vorweg: Auch unter Experten gibt es unterschiedliche Meinungen zum Thema CoV-Impfungen für Kinder.

Zu Gast bei „Neues bei Neustädter“ war die Kinderärztin und Impfreferentin der Ärztekammer Daniela Jonas. Sie spricht sich klar für die Impfung für Kinder ab zwölf Jahren aus. Nur so könne man auch die gesamte Pandemie stoppen. Die Impfung sei sicher, es gebe Studien dazu, und in anderen Teilen der Welt – wie zum Beispiel in Kanada und den USA, wurden bereits eine halbe Million Kinder und Jugendliche geimpft.

Impfungen 12- bis 15-Jährige

Rauchen ist ungesund – das wird wohl jeder von uns unterschreiben. Ganz anders schaut es beim Thema Impfen gegen Corona aus. Da gehen die Meinungen heftig auseinander. Besonders, wenn es um Kinder und Jugendliche geht. Seit Freitag können ja auch 12- bis 15-Jährige den Impfstoff von Biontech-Pfizer bekommen.

Kinder erkranken in der Regel nicht schwer an Covid, aber die Folgeerkrankungen dürften nicht außer Acht gelassen werden, sagt Jonas. Hier sprach sie vor allem Long Covid an. Es gebe Jugendliche und Kinder, die Wochen und Monate nach der Erkrankung noch immer an Müdigkeit und Konzentrationsschwäche leiden würden. Außerdem könne es auch zu einer gefährlichen multiorganischen Entzündungsreaktion kommen.

„Positive psychische“ Effekte

Neben den Folgeerkrankungen sehen die Befürworter der Impfung auch die positiven psychischen Effekte. Die Einschränkungen in der Schule oder das ständige Maskentragen und das Nichtteilnehmen an verschiedenen Veranstaltungen müsse bei der Impfentscheidung berücksichtigt werden, sagt Arzt Karl Zwiauer, Mitglied des nationalen Impfgremiums.

„Risiko einer Erkrankung zu gering“

Kritischer sieht die Kinder-Impfung der Kinderarzt David Martin, Professor an der Uni Tübingen. Er ist kein Impfgegner, sieht aber die Impfung derzeit für nicht gerechtfertigt. Die Studien dazu, seien aus seiner Sicht noch zu „dünn“. Das Risiko, dass ein Kind schwer an Covid erkrankt, sei zu gering, um eine Impfung zu empfehlen, sagt Martin in „Neues bei Neustädter“.

Ein weiterer Grund für die Nicht-Impfung von Kindern sieht Martin in der Herdenimmunität, diese könne nicht aufgebaut werden, wenn Kinder und Jugendliche geimpft werden. Er ist für die Impfung der Risikopatienten. Sie müssten sich selber schützen, sagt Martin. Impfbefürworter sehen das Ende der Pandemie erst, wenn die Krankheit ausgerottet wird. Wie es zum Beispiel bei den Pocken in den 80er-Jahren gelungen sei. Bei den Masern gelinge es nicht, weil die Impfmoral zu gering sei.

Selber Impfstoff wie für Erwachsene

Kinder ab zwölf erhalten in Österreich den Impfstoff Biontech/Pfizer. Die Dosis ist dieselbe wie bei Erwachsenen. Sie werden zweimal innerhalb kurzer Zeit geimpft. Die Kinder reagieren laut Jonas gleich wie Erwachsene auf die Impfung, von Langzeitfolgen geht man sowohl bei den Erwachsenen als auch bei Kindern nicht aus. Kinder geben laut Studien das Virus im selben Ausmaß weiter wie Erwachsene.

Vormerkung ab zwölf Jahren bereits möglich

Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren können sich bereits zur Coronavirus-Schutzimpfung vormerken lassen – darauf weist Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) hin. Sie bekommen die Impfung wie die Erwachsenen in den Impfstraßen des Landes und nicht wie in anderen Bundesländern in den Schulen. Dazu gebe es zu wenig Schulärzte und in den Impfstraßen gehe es auch viel schneller, sagt Rüscher.

Inzwischen haben über 172.000 Menschen in Vorarlberg die Erstimpfung bekommen, 71.000 haben bereits den vollen Impfschutz. In der vergangenen Woche erhielten über 21.000 Menschen im Land Coronavirus-Schutzimpfung.