Raucher zieht an Zigarette
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Chronik

SUPRO: Jugendliche rauchen in Pandemie weniger

Laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria zum Weltnichtrauchertag rauchen rund 20 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher – also jeder Fünfte. Laut Angaben der SUPRO hat sich die CoV-Pandemie stark auf die jungen Raucher ausgewirkt – und zwar insofern, dass sie weniger geraucht haben.

Es ist Weltnichtrauchertag – der zweite mitten in der Pandemie. Diese habe sich insgesamt sehr unterschiedlich auf das Rauchverhalten ausgewirkt, sagt Andreas Prenn, Leiter des Vorarlberger Kompetenzzentrums für Gesundheitsförderung und Suchtprävention – kurz SUPRO.

Prenn geht davon aus, dass Kurzarbeit, Zukunftsängste und der ganze Stress mit Fernunterricht und Arbeiten von Zuhause bei den wirklich süchtigen Rauchern dazu geführt hat, dass sie öfter zur Zigarette gegriffen haben oder es noch immer tun. Bei Gelegenheitsrauchern sei das komplett anders, so Prenn: Die Zwangspause vom öffentlichen Leben habe bei vielen erwachsenen Gelegenheitsrauchern die Zigarette ins Abseits befördert.

Talk mit Philipp Kloinstein

Wenn wir über den Kampf gegen Krebs reden, kommen wir am Rauchen nicht vorbei. In jeder Zigarette stecken Stoffe, die Lungenkrebs auslösen können. Das ist kein Geheimnis und trotzdem rauchen viele Menschen.

Jugendliche konnten sich nicht treffen

Und diese Entwicklung zeige sich auch bei den Jugendlichen, sagt Prenn, hier sei sogar von „relativ stark“ gesunkenen Raucherzahlen auszugehen. Denn die junge Generation habe in der Pandemie viel weniger Gelegenheiten, zur Zigarette zu greifen, sagt Prenn: „Man konnte sich nicht in der Schule treffen, nicht an der Bushaltestelle, nicht in der Freizeit. Und bei den Kindern und Jugendlichen ist es ja auch oft so, dass sie beginnen, mit Freunden eine Zigarette zu rauchen, weil sie dazu gehören möchten. Und das ist ganz oft weggefallen.“

Prenn sagt aber auch, dass sich das Rauchverbot in der Gastronomie bewährt habe, das kurz vor der Pandemie eingeführt worden sei. Gerade bei den Jugendlichen sei zu bemerken, dass seither viel weniger mit dem Rauchen angefangen hätten.

SUPRO: Angst vor Covid hatte nur kurzzeitig Wirkung

Inzwischen gibt es Studien, die belegen: Langjährige Raucher haben schlechtere Chancen zu überleben, wenn sie schwer an Covid-19 erkranken – mehr dazu in oesterreich.ORF.at: Rauchen erhöht CoV-Risiko. Die Angst vor Covid sei aber nur kurzfristig ein Grund gewesen, Nichtraucher zu werden, sagt Prenn.

„Ich glaube, in der ersten Zeit des Lockdowns von März bis Juni 2020 war das sicher auch ein Argument für viele, mit dem Rauchen aufzuhören oder weniger zu rauchen. Aber ich denke, das hat sich mit dem Juni 2020 erledigt, da glaube ich hatte das keinen großen Einfluss mehr.“

Jeder dritte Raucher will aufhören

Jeder dritte Raucher in Österreich will laut Statistik die Finger von der Zigarette lassen, mit unterschiedlichem Erfolg. Allerdings geht der Trend in die gesündere Richtung – die Menschen, die überhaupt mit dem Rauchen beginnen, werden weniger.

Dennoch: Im europäischen Schnitt liegt Österreich bei den täglich Rauchenden mit rund 20 Prozent über dem Durchschnitt. Nikotinabhängigkeit gilt als die am stärksten verbreitete Sucht im Land, sie ist – inklusive Passivrauchen – gemäß aktueller Schätzungen für 15 Prozent der Todesfälle verantwortlich, teilte die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) mit.

ÖGK bietet Beratung an

Die ÖGK bietet als Unterstützung ein „Rauchfrei Telefon“ (0800-810-013) an, dort beraten klinische Psychologen kostenlos, wie man von den Zigaretten loskommen kann.

Auch das multimediale Angebot des „Rauchfrei Telefons“ habe sich in der Coronaviruskrise bewährt, heißt es von der ÖGK. Die Website zählte demnach durchschnittlich 800 Besucher am Tag – mit der höchsten Zugriffsrate am 25. März 2020, eine Woche nach Verhängung des ersten Lockdowns.

Primar Kloimstein: Rauchen ist versteckte Pandemie

Primar Philipp Kloimstein vom Krankenhaus Maria Ebene bestätigt, dass knapp 15 Prozent aller Todesfälle einen Zusammenhang mit dem Rauchen haben. Ungefähr zwölf bis 14 Tausend Menschen versterben jährlich durch die Folgen des Rauchens. Deshalb sieht er eine versteckte Pandemie.

Kloimstein erklärt, dass beim Rauchen, vor allem wenn man beginnt zu rauchen, die soziale Komponente eine große Rolle spiele. Da die meisten Menschen recht früh beginnen zu rauchen ist damit vor allem der Schulhof gemeint.