Es war ein Meilenstein, den Roman Sebrle im Jahr 2001 in Götzis erreichte. Mit 9.026 Punkten war er der erste Mensch, der die 9.000-Punkte-Marke im Zehnkampf übertraf. Dabei war Sebrle damals gar nicht Favorit auf den Sieg. „2001 war eigentlich Tomáš Dvořák der stärkere Zehnkämpfer“, erinnert sich der Götzis-Mitbegründer und damalige Meeting-Organisator Konrad Lerch. Der damalige OK-Chef war der Meinung, dass Weltrekordhalter Dvořák in der Lage sein könne, die 9.000er Marke zu knacken und deshalb ließ er die 30.000 Euro-Prämie für den Weltrekord versichern. Eine gute Idee, wie sich später herausstellte.
Doch der drei Jahre jüngere Sebrle wusste, dass es Zeit war, um aus dem Schatten seines Landsmannes herauszutreten. „Ich wusste, dass ich sehr gut drauf bin. Eine Woche vor Götzis war ich im Training etwas besser als Tomáš. Ich war darauf konzentriert, den Bewerb zu gewinnen“, sagte Sebrle im Nachhinein.
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Dvořák mit Knieproblemen nach Tag eins
Wie immer im Zehnkampf stiegen auch 2001 fünf Bewerbe am Samstag und fünf Bewerbe am Sonntag. Sebrle hatte die Startnummer drei und legte gleich rekordverdächtig los. Er lief die 100 Meter in 10,64 Sekunden und schaffte im Weitsprung 8,11 Meter – jeweils persönliche Bestleistung.
Anschließen folgten mit Kugelstoßen, Hochsprung und dem 400-Meter-Lauf drei Disziplinen, in denen sich Sebrle grundsätzlich mehr erwartet hätte. Am Ende des ersten Tages hielt er dennoch bei 4.675 Punkten, 30 mehr als Dvořák bei seinem Weltrekord nach dem ersten Tag hatte. Er lag nach Tag eins nur auf Rang drei, auch weil ihn Knieprobleme plagten.
Das Meeting in Götzis findet am kommenden Wochenende statt – nachdem es im vergangenen Jahr wegen der CoV-Pandemie abgesagt werden musste. Heuer sind 500 Zuschauer zugelassen.
Furioser Start in Tag zwei
Sebrle begann den zweiten Tag ähnlich furios wie den ersten und legte mit 13,92 Sekunden über 110 Meter Hürden und der persönlichen Bestleistung von 47,92 Metern im Diskuswurf den Grundstein für seinen Rekord. Im anschließenden Stabhochspringen erreichte Sebrle nicht seine gewünschte Höhe und musste sich mit 4,80 Metern zufrieden geben. Ein herber Rückschlag für den bis dahin auf Weltrekordkurs befindlichen Tschechen.
Auch im Speerwurf tat sich Sebrle zu Beginn schwer und lag nach zwei Versuchen bei nur 66,38 Metern. Im dritten Versuch schaffte er es aber, seine ganze Kraft in den Wurf zu stecken und erzielte mit 70,16 Metern eine neue persönliche Bestmarke, was den Weltrekord wieder in Reichweite brachte.
Rückblick auf Weltrekord in Götzis
Am Samstag beginnt im Mösle-Stadion in Götzis das Leichtathletik-Hypomeeting. Vor 20 Jahren hat der Tscheche Oman Sebrle als erster Mensch im Zehnkampf die 9.000-Punktemarke übertroffen.
Starkes Finish im 1.500 Meter Lauf war entscheidend
Vor der letzten Disziplin, dem 1.500-Meter-Lauf, wusste Sebrle, dass er eine Zeit unter 4:25,93 Minuten brauchte, um die 9.000er Marke zu knacken. Seine persönliche Bestleistung lag bis dahin bei 4:28 Minuten. Von Beginn an lief Sebrle gemeinsam mit dem stärksten Läufer im Feld, Attila Zsivoczky aus Ungarn, vorne weg – wobei Sebrle das Tempo nicht halten konnte und zurückfiel. Gegen Ende des Rennens wurde Sebrle wieder schneller und überquerte die Ziellinie bei 4:21,98 – und holte den Weltrekord.
Das Götzner Möslestadion bebte, alle Zuseher standen auf, um die Leistung des damals 26-jährigen Roman Sebrle zu würdigen. Der Tscheche lag völlig ausgepumpt am Boden und wusste, dass er gerade Sportgeschichte geschrieben hatte.
Weltrekord hielt elf Jahre lang
Elf Jahre lang hielt der Weltrekord des Tschechen, bis ihn Ashton Eaton im Jahr 2012 auf 9.039 Punkte verbesserte. Mittlerweile ist der Franzose Kevin Mayer mit 9.126 Zählern Rekordhalter. Insgesamt fünf Mal konnte Sebrle das Mehrkampfmeeting im Götzner Möslestadion für sich entscheiden. Vier der fünf höchsten Punktezahlen, die je in Götzis erzielt wurden, kamen von Sebrle.