Bergrettung, Bodenmannschaft
Bergrettung Vorarlberg /Dietmar Mathis
Bergrettung Vorarlberg /Dietmar Mathis
Chronik

Ansturm auf die Berge wird erwartet

Experten gehen davon aus, dass auch in diesem Sommer wieder viel los sein wird in den Bergen. Um Unfälle im alpinen Bereich so gering wie möglich zu halten, gibt es Verhaltensregeln in den Bergen, die beachtet werden sollten. Außerdem gibt es ein neues Ortungssystem, um Menschen besser finden zu können.

„Die Pandemie hat den Massentourismus ausgebremst, die heimischen Berge wurden neu entdeckt. Dieser Berg-Boom war schon im letzten Jahr spürbar. Wir hatten viele Einsätze, die uns durch die zusätzlichen Anforderungen der CoV-Pandemie gefordert haben“, so der Bundesgeschäftsführer des Österreichischen Bergrettungsdienstes, Martin Gurdet. Die Experten gehen davon aus, dass es im heurigen Sommer nicht anders sein wird.

500 Verletzte mehr als 2019

Wie aus der Alpinunfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit (ÖKAS) und der Alpinpolizei hervorgeht, kamen im Jahr 2020 261 Menschen in Österreichs Bergen ums Leben. Das Zehnjahresmittel liegt bei 290 Toten pro Jahr. Im Jahr 2020 starben österreichweit 42 Frauen (16%) und 219 Männer (84%) am Berg. Im Jahr 2020 sind 7.466 Verletzte in der Alpinunfalldatenbank zu verzeichnen – etwa 500 Verletzte mehr als im Vorjahr 2019.

Rettungsreflektor für bessere Personensuche

Immer öfter sind Menschen in den Bergen, die kaum Bergerfahrung haben. Die Experten raten daher, sich mit der Bergtour bereits im Vorfeld auseinanderzusetzen. Wichtig sei es auch, jemandem zu sagen, wo die Wanderung hingeht. Damit im Notfall auch am richtigen Ort gesucht werden kann.

Jedes Jahr werden in Österreich zwischen 300 und 400 Abgängigkeiten im alpinen Gelände angezeigt und Suchaktionen gestartet. Allen Bergsportbegeisterten wird von Bergrettung und Alpinpolizei eine neue Ortungstechnologie empfohlen, die die Personensuche im Falle eines Unfalles oder einer Notlage deutlich vereinfachen kann. „Ein Rettungsreflektor, nur wenige Zentimeter lang mit einem Gewicht von vier Gramm kann an Rucksäcken, Helmen oder Jacken simpel angebracht und im Ernstfall zum Lebensretter werden.“ Am Polizeihubschrauber kann im Bedarfsfall ein Detektor montiert werden, mit dem man relativ rasch große Flächen absuchen kann.

Sicherheitstipps von Experten

  • Selbsteinschätzung
    Schätze dein Können und deine Kräfte sowie jene der Begleiter, insbesondere von Kindern, ehrlich ein. Richte bei der Tourenplanung die Länge und die Schwierigkeit der Tour danach. Häufige Unfallursachen sind Übermüdung, Erschöpfung und Überforderung.
  • Tourenplanung
    Eine sorgfältige Tourenplanung verringert das Risiko von unliebsamen Überraschungen. Plane eine Alternative, falls sich die Bedingungen vor Ort so verändern, dass eine Durchführung der Tour zu gefährlich wäre. Passe dein Verhalten während der Tour den aktuellen Umständen an. Jemand sollte wissen, welche Tour du dir vornimmst und wann du deine Rückkehr geplant hast. Verirren führt oft zu aufwändigen, langwierigen und teuren Sucheinsätzen.
  • Ausrüstung
    Passe deine Ausrüstung an die Witterung sowie an die Dauer, Art und Schwierigkeit der Tour an. Orientierungsmittel und Notfallausrüstung wie Karten, Topos, Rucksackapotheke, Biwaksack, Handy mit vollem Akku, akustische/optische Signalmittel sowie Regenschutz und eine Lampe solltest du immer dabeihaben.
  • Verpflegung
    Gehaltvolle Nahrung, die den Magen nicht beschwert, ist der ideale Energiespender. Lege regelmäßig Pausen ein. Trinke ausreichend. Dehydration kann zu einer gefährlichen Schwächung des Kreislaufs führen.
  • Wettereinschätzung
    Hole schon bei der Tourenplanung Informationen von Wetter- und/oder Lawinenwarndiensten ein und beobachte die Wetterlage auch während der Tour ständig. Kehre bei einem Wettersturz rechtzeitig um bzw. suche Schutz. Nässe und Kälte führen rasch zu Unterkühlung und auch im Sommer schnell zu Leistungsverlust mit völliger Erschöpfung.
  • Tempo
    Das Tempo orientiert sich stets am schwächsten Mitglied einer Gruppe. Teile oder verlasse die Gruppe nie. Zu schnelles Gehen führt zu frühzeitiger Erschöpfung.