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APA/BARBARA GINDL
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Wirtschaft

Ohneberg: Vorarlberg könnte mehr EU-Geld erhalten

3,5 Milliarden Euro bekommt Österreich aus dem EU-Aufbaufonds, Vorarlberg erhält etwa 20 Millionen Euro davon. Gemessen an der Wirtschaftskraft ist das für IV-Präsident Martin Ohneberg viel zu wenig. Vorarlberg könnte an die 100 Millionen erhalten, wenn sich das Land stärker auf Innovationen konzentrieren würde, so Ohneberg.

Mit dem Geld aus dem Aufbaufonds sollen innovative, klimafreundliche und digitale Wirtschaftsprojekte finanziert werden. Eingereicht hat das Land Vorarlberg Projekte für Wohnraumsanierung, Elektrobusse, Schienenverkehr und digitale Schulen.

Die heimische Industrie hätte sich allerdings mehr Geld erwartet. Gemessen an der Wirtschaftsleistung seien 20 Millionen von 3,5 Milliarden viel zu wenig, so Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg. „Eigentlich müssten Vorarlberg mehr als 100 Millionen Euro zustehen“, so Ohneberg.

Ohneberg ortet Strukturschwächen

Der IV-Präsident macht Strukturschwächen dafür verantwortlich. Es zeige sich, dass die universitäre Struktur und die Struktur für Forschung und Entwicklung in Vorarlberg fehlten. Deshalb verwundere es ihn auch nicht, dass das Land – wie er sagt – alte Projekte für die EU-Förderung eingereicht habe.

Klimaschutz ja, aber auch da könne man innovativ sein, so Ohneberg weiter. Zum Beispiel mit der Wasserstoff-Forschung. 100 Millionen Euro aus dem EU-Topf will die Bundesregierung dafür springen lassen. In Vorarlberg gebe es „tolle Unternehmen“, die da auch einen Beitrag leisten könnten, so Ohneberg. „Das wäre genau das Richtige, wenn man ganz gezielt Projekte aus der Industrie gemeinsam mit der Wissenschaft unterstützen würde.“

Das Fördergeld dafür wird sich aber wohl ein anderes Bundesland abholen. Wasserstoff stehe nicht auf der Vorarlberger Projektliste, sagt Wirtschaftslandesrat Marco Tittler (ÖVP). Ein Jammer, meint IV-Präsident Ohneberg, denn mit Innovationen könnten mehr und nachhaltigere Jobs geschaffen werden als mit Sanierungs- und Infrastrukturprojekten, die das Land jetzt zur Förderung eingereicht habe.

Jenny: Bedeutung der Aus- und Weiterbildung

In Sachen Arbeitsplätze vertritt Wirtschaftskammer-Direktor Christoph Jenny eine andere Meinung. Es müsse nicht immer eine Innovation sein, so Jenny: „Es geht auch darum, bewährte Instrumente anzuwenden, dass sie sich vielleicht in ihrer Wirkung etwas verbessern.“

Denn immer mehr Unternehmen fänden immer weniger qualifizierte Mitarbeiter, sagt Jenny. Laut Jobportal des Arbeitsmarktservices seien in Vorarlberg mehr als 9.000 offen gemeldete Stellen verfügbar. Aus- und Weiterbildung sind für Jenny daher fast wichtiger als die Jagd nach noch mehr Innovationen. Dass sich Vorarlberg das EU-Geld vorwiegend für Klimaschutzprojekte abhole, erscheint Jenny jedenfalls richtig.