Selbsttests aus der Apotheke, Mehrere Teststäbchen, Testflüssigkeit etc auf einem Holztisch
ORF/Blum
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Coronavirus

Schnelltests könnten künftig Geld kosten

Über zwei Millionen Mal sind seit Jänner die kostenlosen Coronavirus-Schnelltests in Anspruch genommen worden. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hat nun betont, dass die Tests nicht immer gratis sein werden, da auch die Möglichkeit der Impfung besteht.

In einer Sondersendung von „Neues bei Neustädter“ bei ORF Radio Vorarlberg hat sich Landeshauptmann Wallner am Mittwoch gegen eine Impfpflicht ausgesprochen. Wenn sich jemand nicht impfen möchte, habe man das zu respektieren. Damit müssten aber gewisse Testpflichten in Kauf genommen werden.

„Ob wir auf Dauer und alle Ewigkeit Gratistests anbieten können, wenn es gleichzeitig die Impfung gibt, sei zu überlegen“, so Wallner. Solange „wir in Schwierigkeiten sind“, sei das kein Thema, aber künftig könnte sich das ändern.

Daniela Jonas, Markus Wallner und Hans Concin
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Daniela Jonas, Markus Wallner und Hans Concin

Gäste in der Sendung „Neues bei Neustädter“ waren Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP), Daniela Jonas, Kinderärztin und Impfreferentin der Ärztekammer sowie Hans Concin, Vorsorgemediziner und Gynäkologe.

Frage: Schwangeren wird nun die Coronavirus-Impfung angeboten. Finden Sie das gut?

Antwort von Hans Concin: Schwangere sind minimal mehr gefährdet, aber in aller Regel sind sie jung und gesund. Damit fallen die beiden höchsten Risikofaktoren Alter und schwere Krankheit üblicherweise weg. In den vergangenen 14 Monaten sind in Vorarlberg 5.000 Kinder geboren worden und keine einzige Mutter ist auf die Intensivstation gekommen. Das ist sehr beruhigend. Es gibt zwar eine größere Studie über 35.000 Schwangere, aber noch keine Ergebnisse für das erste und zweite Drittel der Schwangerschaft, da es die Impfung noch nicht so lange gibt. Für das letzte Drittel der Schwangerschaft haben wir sehr gute Ergebnisse, sowohl was die Impfreaktion betrifft als auch die Gesamtergebnisse für Mutter und Kind. Wichtig ist die individuelle Beratung. Was wir schon lange machen, ist die Umgebung der Schwangeren zu schützen, also die Priorisierung des Ehemannes und anderen nahen Kontaktpersonen.

Frage: Soll man mit der Impfung noch warten?

Antwort Hans Concin: Es ist nicht möglich, eine Person über eine längere Zeit zu schützen. Das Problem wird bis zum Ende des Jahres 2022 präsent sein. Das heißt, wer sich impfen lässt, hat das Problem im wesentlichen erledigt, wer sich nicht impfen lässt, ist immer mit dieser Gefahr konfrontiert. Die Gefahr bleibt und geht nicht weg.

Hans Concin
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Hans Concin

Frage: Was passiert, wenn ich einen Impftermin absagen muss?

Antwort Markus Wallner: Unsere große Bitte ist es, nicht bei der Impfhotline wegen eines Termintausches anzurufen. Wenn ein Impftermin nicht geht, wird man automatisch zum nächsten Termin eingeladen. Das passiert etwa in einem Zwei-Wochen-Rhythmus. Die Einladung erfolgt automatisch.

Frage: Braucht man eine Impfung, wenn man bereits am Coronavirus erkrankt war?

Antwort Daniela Jonas: Wenn man die Erkrankung durchgemacht hat, gibt es die Empfehlung, dass man die erste Impfung sechs bis acht Monate aufschieben kann. Wenn aber genug Impfstoff vorhanden ist, haben wir auch angeboten, trotzdem zu impfen. Studien zeigen, dass die Impfung dann gleich gut vertragen wird. Wenn man nach der ersten Impfung am Coronavirus erkrankt, wird noch diskutiert, ob und wann dann die zweite Impfung stattfinden soll. Studien zeigen, dass die Menge der Antikörper nach der zweiten Impfung nicht mehr so stark ansteigt. Also könnte davon ausgegangen werden, dass man sie nicht mehr braucht. Aber dazu gibt es vom Nationalen Impfgremium noch keine Empfehlung.

Daniela Jonas
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Daniela Jonas

Frage: Wenn man beide Impfungen erhalten hat und sich keine Antikörper bilden – was bedeutet das?

Antwort Daniela Jonas: Das bedeutet nicht, dass man nicht geschützt ist. Es gibt zwei Schienen im Immunsystem, die Antikörper und die zelluläre Immunität. Man muss nicht gleich verzweifeln, wenn man keine Antikörper gebildet hat. Man kann mittlerweile auch im Labor die zelluläre Immunität testen. Darüber sollte man mit seinem Hausarzt sprechen.

Frage: Wird eine Impfpflicht kommen?

Antwort Markus Wallner: Das glaube ich nicht und das würde auch nicht der Gesetzeslage entsprechen. Was aber im Hintergrund diskutiert wird, ist, ob es bestimmte Berufsgruppen geben muss, die geimpft werden müssen, etwa im Spitalsbereich. Ich persönlich bin nicht für eine Impfpflicht, ich bin für die Gleichstellung. Wenn sich jemand nicht impfen möchte, hat man das zu respektieren. Aber derjenige muss dann auch verstehen, dass es dann gewisse Testpflichten geben muss, da man Verantwortung gegenüber den anderen hat.

Markus Wallner
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Markus Wallner

Frage: Was sagen Sie zur Impfung für Kinder?

Antwort Daniela Jonas: Die Impfung mit Biontech/Pfizer ist ab 16 Jahren möglich. Bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA wurde die Zulassung dieses Impfstoffes für Elf- bis 15-Jährige beantragt. Wir erwarten dazu die Zusage in wenigen Wochen. Ich kann noch nicht sagen, ob ich die Impfung für diese Altersgruppe empfehle, da ich noch nicht alle Daten gesehen habe.

Frage: Können sich auch stillende Mütter impfen lassen?

Antwort Hans Concin: Eine Coronavirus-Impfung ist kein Problem, sie wird für stillende Mütter empfohlen. Bisher sind keinerlei Probleme bekannt geworden. Die Antikörper, die die Mutter bildet, gehen mit der Muttermilch auf das Kind über und das Kind bekommt auch einen Schutz.

Frage: Werden die Tests immer gratis sein?

Antwort Markus Wallner: Für jene, die sich nicht impfen lassen, werden wir weiterhin ein Testangebot haben müssen. Ob wir auf Dauer und alle Ewigkeit Gratistests für alle anbieten können, wenn es gleichzeitig die Impfung gibt, überlege ich mir, ob wir das machen können. Das wird ein Thema für die Zukunft sein, aber nicht so lange wir in Schwierigkeiten stecken. Aber auf Dauer alles gratis, das muss ich ehrlich sagen, wenn wir eine Impfung anbieten können, wird das über kurz oder lang schon ein Thema werden.

Frage: Ich mache mir Sorgen, weil es noch keine Langzeitstudien gibt. Sind die Sorgen berechtigt?

Antwort Daniela Jonas: Es gibt genau definierte Schritte, die eingehalten werden müssen, egal ob sich um ein Medikament oder um eine Impfung handelt. Diese Schritte wurden alle eingehalten und sie wurden beschleunigt, weil Länder auf der ganzen Welt mitfinanziert haben.

Antwort Hans Concin: Noch nie wurde eine Impfung so intensiv qualitativ und quantitativ getestet wie die Coronavirus-Impfung. Natürlich gibt es bei jeder neuen Impfung und bei jedem neuen Medikament nach der Einführung eine Nachbeobachtung, diese geschieht ständig auf der ganzen Welt.

Frage: Brauche ich überhaupt eine Impfung, wenn ich ein starkes Immunsystem habe? ?

Antwort Hans Concin: Das Immunsystem ist naiv, das heißt es kennt das SARS-CoV-2- Virus nicht. Das beste Immunsystem kann erst reagieren, wenn es dieses Virus kennengelernt hat. Leider führt dieses Virus extrem rasch zu einer Erkrankung und das Immunsystem kann nicht immer so rasch reagieren. Das heißt, dass das beste Immunsystem unvorbereitet ist und erst seine ganze Maschinerie anwerfen muss. Hier trifft ein gefährlicher völlig neuer Virus auf ein völlig unvorbereitetes Immunsystem. Das Immunsystem kann noch so gut sein, es kann nicht so rasch reagieren, das schwere Krankheiten und Tod verhindert werden können.