Das Bodenseeufer ist ein einzigartiger Lebensraum
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Umwelt

Bedrohte Artenvielfalt am Bodensee

Die „Roten Listen“ für Vorarlberg zeigen, dass durch die Veränderungen in der Landschaft viele heimische Arten gefährdet sind. Der Bodensee ist ein einzigartiger Lebensraum, in dem es Pflanzen gibt, die nirgendwo sonst existieren. Aber sie sind vom Aussterben bedroht – durch den Menschen und den Klimawandel.

Vorarlberg ist das einzige österreichische Bundesland, das die Erstellung von „Roten Listen“ über gefährdete Arten im Gesetz über Naturschutz und Landschaftsentwicklung rechtlich festgeschrieben hat. „Die Roten Listen für Vorarlberg zeigen, dass auch bei uns durch die Veränderungen in der Landschaft viele unserer Arten gefährdet sind“, so Cornelia Peter von der Umwelt- und Klimaschutzabteilung des Landes.

Von den 2.307 nachgewiesenen Schmetterlingsarten in Vorarlberg sind 132 ausgestorben/verschollen, 79 vom Aussterben bedroht, 212 stark gefährdet, 188 gefährdet, 269 weisen drohende Gefährdung auf. 38 Prozent sind somit in eine Gefährdungskategorie eingestuft.

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Der Schwalbenschwanz-Tagfalter
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Ein Schwalbenschwanz-Schmetterling, der im Naturschutzgebiet vor Insektiziden sicher ist
Die Zauneidechse
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Die selten gewordene Zauneidechse findet sich noch am Bodenseeufer
Bodensee-Vergissmeinnicht
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Das Bodensee-Vergissmeinnicht mag zwar unscheinbar sein, ist aber einzigartig

Aktiv gegen Biodiversitätsverlust

„Das Land Vorarlberg und die Gemeinden arbeiten mit zahlreichen Projekten aktiv gegen den Biodiversitätsverlust“, so Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne): „Schutzgebiete helfen empfindlichen Arten, zu überleben und für besonders bedrohte Arten werden maßgeschneiderte Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt.“ So wird zum Beispiel die einzigartige Strandlingsflur am Bodensee durch die Stadt Bregenz, unterstützt durch das Land Vorarlberg, sorgfältig überwacht und geschützt.

Mehrerauer Seeufer besonders geschützt

Das Naturschutzgebiet am Stadtrand von Bregenz zeichnet sich durch eine äußerst vielfältige Landschaft, bestehend aus naturnahen Auwäldern, Feuchtwiesen und sanften Kiesufern aus. Es ist ein wichtiger Rückzugsort für seltene Pflanzen und Tiere. „Obwohl das Mehrerauer Seeufer ein bedeutendes Naherholungsgebiet ist, konnten Dank Rücksichtnahme vieler BesucherInnen Ruhezonen für störungsempfindliche Arten erhalten werden“, so Gerold Ender von der Dienststelle Umweltschutz der Stadt Bregenz.

Bodensee-Vergissmeinnicht
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Das Bodensee-Vergissmeinnicht gibt es nur am Ufer des Bodensees

Einzigartiges Bodensee-Vergissmeinnicht

Das Bodensee-Vergissmeinnicht zum Beispiel ist klein, unscheinbar und einbmalig. Es kann am Bodensee existieren, weil ihm die Überschwemmung des Ufergebiets im Gegensatz zu anderen Pflanzen nichts anhat, erklärt Walter Niederer, der Regionalmanager des Europaschutzgebiets: „Es gibt nur wenige Tiere und Pflanzen, die mit Pegelschwankungen von 1,5 bis 2,5 Metern vom Winter zum Sommer aushalten und die haben hier überlebt.“ Vorarlberg habe hier eine herausragende Stellung im Naturschutz: „Aber eben auch eine internationale Verantwortung“, so Niederer.

Bodensee: Artenvielfalt vom Aussterben bedroht

Der Bodensee ist einzigartig, das gilt nicht nur, weil wir ihn als herrliches Erholungsgebiet kennen, sondern weil er in Bezug auf die Seen im europäischen Alpenraum einmalige Eigenschaften besitzt. Eine davon – ist sein Pegelstand, der im Schnitt um 1,5 Meter während des Jahres variiert. Das Ergebnis, es gibt hier Pflanzen, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Aber, sie sind wegen des Klimawandels vom Aussterben bedroht.

Gesetze allein reichen nicht

Allerdings hat das Bodensee-Vergissmeinnicht einen anderen, artenbedrohenden Kontrahenten: den Menschen. Darum herrscht an bestimmten Uferstellen zu gewissen Zeiten Betretungsverbot. „Aber wir können nicht alles mit Gesetzen und Verboten regulieren und anordnen. Wir sind einfach darauf angewiesen, dass die Menschen begreifen und mittragen, dass wir Schätze im Land haben und sie erhalten wollen“, so Umweltlandesrat Rauch.

Nicht nur Pflanzen bedroht

Klimawandelbedingt geht es längst nicht mehr nur um kleine Blümchen, Insekten etwa reduzieren sich radikal, 40 Prozent der Insekten weltweit sind verschwunden. Ein Problem, dass die Nutzpflanzen und damit Nahrungsmittelproduktion unmittelbar betrifft.

Die naturnahen Kiesufer des Bodensees, aber auch die durch den Menschen geschaffenen Flächen sind ein wertvoller Lebensraum für bedrohte Tierarten, die hier noch einen Rückzugsraum finden. Im und unter dem angeschwemmten Holz sind ganz spezialisierte Käfer und andere Insekten zu Hause. Auf dem im und vor dem Schilf abgelagerten Schwemmholz, kann man die die europaweit selten gewordene Zauneidechse noch beobachten.

Für die seltener werdenden, besonderen Arten am Bodenseeufer wird es also immer wichtiger, dass Erholungssuchende nur in den dafür zugelassenen Bereichen die Schönheit des Bodenseeufers genießen.