Frau beim Augenarzt
APA/HERBERT PFARRHOFER
APA/HERBERT PFARRHOFER
Gesundheit

Warum es weiter an Augenärzten fehlt

Wer keine akuten Sehstörungen oder Augenverletzungen hat, muss derzeit monatelang auf einen Termin beim Augenarzt warten. Grund ist ein akuter Mangel an niedergelassenen Augenärztinnen und Augenärzten. Ärztekammer und Gesundheitskasse wollen jetzt die Lehrpraxen im Land ausbauen.

In Vorarlberg gibt es 22 Kassenstellen für Augenheilkunde, fünf davon sind nicht besetzt. Obwohl die Stellen österreichweit und zum Teil auch in Deutschland ausgeschrieben sind, bewirbt sich niemand. Warum das so ist, fragt man sich auch bei der Vorarlberger Ärztinnen- und Ärtzekammer.

Nur lösbar durch mehr Ausbildung

Tatsache ist, dass auch in anderen Bundesländern und im benachbarten Ausland Augenärzte seit längerem Mangelware sind. In Vorarlberg kommt noch dazu, dass in den vergangenen ein bis zwei Jahren etliche Augenärzte in Pension gegangen sind, deren Stellen jetzt nur sehr mühsam nachbesetzt werden können. „Man kann das Problem nur lösen, wenn man mehr Medizinerinnen und Mediziner in Augenheilkunde ausbildet“, meint der Vizepräsident der Ärztekammer und Sprecher der niedergelassenen Ärzte, Burkhard Walla.

LKH stockt Ausbildungsplätze auf

Das Landesspital Feldkirch kann dazu als Lehrkrankenhaus nur eingeschränkt beitragen. Denn es ist gesetzlich geregelt, wie viele Augenärzte im LKH Feldkirch maximal ausgebildet werden dürfen, und das hängt von der Größe der dortigen Augenstation ab. Das sind derzeit 15 Plätze. Das LKH hat jetzt aber eine Sondergenehmigung erhalten und auf 17 aufgestockt. Bis auf eine Stelle sind derzeit alle besetzt, so das LKH. Aufgrund der Karrierechancen würden sich die meisten Augenärzte aber nach der Ausbildung für den Spitalsbereich entscheiden.

Augenarzt führt eine Augenoperation durch
APA/DPA/ROLF VENNENBERND
Im Spitalsbereich sehen Augenärztinnen und -ärzte offenbar bessere Karrierechancen

Lehrpraxis-Modell für Augenheilkunde

Lehrpraxen wären eine weitere Möglichkeit, mehr Fachärzte zu bekommen, so Burkhard Walla. Dort können Jungmediziner ein Jahr lang Berufserfahrung sammeln und sich fortbilden. Die Kammer arbeitet derzeit mit Krankenkasse und LKH Feldkirch ein solches Lehrpraxis-Modell speziell für Augenheilkunde aus.

Damit soll die Zahl der Ausbildungsplätze sozusagen auf Umwegen erhöht werden. Zudem bietet die Krankenkassen jetzt auch Spitalsärzten die Möglichkeit, zumindest einen Tag pro Woche im niedergelassenen Bereich mit Kassenvertrag zu arbeiten. Das soll dann auch in den Augenarztpraxen die Kapazitäten erhöhen.

Tarife eher nicht ausschlaggebend

Höhere Kassentarife würden sich hingegen kaum auswirken, so Walla. In Vorarlberg erhält ein Arzt pro Patient zwar recht viel von der Kasse. Allerdings ist das Einkommen gedeckelt. Soll heißen, ab einer gewissen Patientenzahl wird es immer weniger pro Patient. „In Summe sind die Jahresumsätze in anderen Bundesländern höher als in Vorarlberg“, so Walla. „Ich glaube aber nicht, dass mehr Geld mehr Anreiz schafft – weil es einfach nicht mehr Augenärzte gibt.“