Zwei Frauen stehen an Krippe
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Gesundheit

Hebammen-Mangel: Viele Mütter ohne Nachbetreuung

Sie betreuen Frauen vor, während und nach der Geburt und sind ein wichtiger Anker jeder werdenden Mutter – die Hebammen. Doch in Vorarlberg herrscht derzeit ein Hebammenmangel. Rund 700 bzw. 800 Neugeborene kommen durchschnittlich auf einen Kassenvertrag, also sechs Mal so viele wie eine Vollzeit-Hebamme im Jahr versorgen kann.

"Ich habe mich drei Monate vor dem Geburtstermin mit dem Thema Nachsorge beschäftigt und es war schon eine große Herausforderung, eine Hebamme zu bekommen, ich habe viel herumtelefoniert und dann zum Glück schlussendlich doch noch eine bekommen“, erzählt die frischgebackene Mama Christina Lang. Damit ist sie nicht alleine, in der Nachbetreuung herrscht österreichweit und vor allem in Vorarlberg ein großer Hebammenmangel.

Viele Mütter ohne Nachsorge-Hebamme

Sie betreuen Frauen vor, während und nach der Geburt und sind ein wichtiger Anker jeder werdenden Mutter – die Hebammen. Doch in Vorarlberg herrscht derzeit ein Hebammenmangel. Rund 700 bzw. 800 Neugeborene kommen durchschnittlich auf einen Kassenvertrag, also sechs Mal so viele wie eine Vollzeit-Hebamme im Jahr versorgen kann.

Keine Ausbildung in Vorarlberg

Viele Frauen müssen im Wochenbett ohne Hebamme auskommen, erklärt Bernadette Brieskorn, Landesgeschäftsführerin der Vorarlberger Hebammen. Das Problem liegt laut ihr vor allem darin, dass es in Vorarlberg keine Ausbildung gibt. „Diejenigen, die Hebamme werden wollen, müssen nach Tirol fahren oder nach Linz, Wien, Krems etc. und oftmals bleiben viele, wenn die Ausbildung fertig ist, dann dort stecken und es zieht sie nicht mehr nach Vorarlberg.“

Bewerberinnen und Bewerber würde es für die Ausbildung genügend geben, sagt auch die Vorarlbergerin Martina König-Bachmann, die Studienleiterin des Bachelorgangs Hebamme an der FH Tirol ist: „Die Bewerberinnenzahl bei uns in Tirol alle zwei Jahre liegt bei 300 und das zieht sich so durch ganz Österreich und Studienplätze haben wir so um die 17 bis 26. Wir können die große Bewerberinnenzahl derzeit also nicht annähernd decken.“

Hebamme tastet Bauch ab
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Nur sehr wenige Frauen in Vorarlberg bekommen nach der Geburt eine Kassenhebamme für die Nachversorgung

Niedrige Kassentarife sind großes Problem

Ein weiterer Grund für den Hebammenmangel sind die niedrigen Kassentarife, also der Lohn, den eine Kassenhebamme in Österreich bekommt. Viele entscheiden sich daher, nach der Ausbildung direkt ins Krankenhaus zu gehen oder Wahlhebamme zu werden – da hier wesentlich besser verdient wird.

Im Krankenhaus herrscht daher derzeit kein Mangel an Bewerberinnen. Hier hat man mehr das Problem, dass zu wenige Stellen für Hebammen vorhanden sind. Und daher eine Eins-zu-eins-Betreuung im Kreißsaal nicht möglich ist.

Hebamme betreut mehrere Frauen bei Geburt gleichzeitig

„Wir merkens im Alltag, wenn viele Gebährende gleichzeitig kommen, dann kommen wir an unsere Grenzen. Mehr Hebammenunterstützung ist doch etwas, was ich mir dezidiert wünsche. Zumal wir in den letzten Jahren eine deutlichen Geburtenzuwachs hatten und sich am Stellenplan nichts verändert hat“, so Michael Rohde, Leiter der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im LKH Bregenz.

Neben mehr Stellen am Krankenhaus und einer Erhöhung der Kassenverträge hofft man in Vorarlberg vor allem darauf, bald auch vor Ort eine Ausbildungsmöglichkeit bieten zu können, um die wenigen Hebammen, die es derzeit in Vorarlberg gibt, zu entlasten und frischgebackenen Mamas wie Christina eine schöne und stressfreie Zeit während und nach der Geburt bieten zu können.