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Chronik

Sexuelle Erpessung im Netz: Deutlich mehr Fälle

Durch die Pandemie hat sich auch das Sexualleben vieler Menschen ins Internet verschoben. Das spielt Betrügern in die Hände – und so ist die Zahl bekannter Fälle von „Sextortion“, einer speziellen Erpressungsmasche im Internet, massiv gestiegen. Dabei werden den Opfern intime Fotos oder Videos entlockt, dann wird mit der Veröffentlichung gedroht und Geld gefordert.

„Sextortion“ ist ein Kunstwort aus den Begriffen Sex und Extortion (englisch für Erpressung). Dabei handelt es sich um eine Form von sexueller Erpressung, bei welcher die Täter dem Opfer intime Fotos oder Videos entlocken. Wenn das geschafft ist, wird dem Opfer mit der Veröffentlichung des Bild- oder Videomaterials gedroht. Mit dieser Drohung geht dann meist eine Geldforderung einher.

Die Zahl der Fälle ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, sie habe sich in Vorarlberg versechsfacht, heißt es bei der Landespolizeidirektion (LPD) Vorarlberg. Die Anzahl angezeigter Fälle stieg damit von zwei bis drei pro Monat auf vier bis fünf Fälle pro Woche, sagt Harald Longhi, der Leiter des Bereichs für Informationstechnologie und Beweismittelsicherung bei der LPD Vorarlberg. Longhi rechnet allerdings mit einer hohen Dunkelziffer. Vermutlich würden viele Fälle aus Scham nicht angezeigt.

Beginn meist mit Flirt

Die Täter gehen oft nach einem typischen Muster vor – meist beginnt es als „harmloser“ Flirt im Internet. Im Regelfall sind die Täter Männer, die sich als attraktive Frauen im Netz ausgeben, damit sind viele der Opfer Männer. Über Internet-Portale treten die Täter mit anderen Menschen in Kontakt und beginnen mit diesen eine Unterhaltung. Nach und nach driftet der Chat in eine sexuell-orientierte Richtung ab. Die Betrüger bringen ihre Opfer schließlich dazu, sich vor der Webcam auszuziehen.

Die Täter selbst zeigen sich dagegen nicht nackt, sie nehmen stattdessen zum Beispiel Videomaterial aus Pornofilmen. Das Opfer glaubt, es mit einer realen Person zu tun zu haben, mit der es Intimitäten austauschen kann.

Sexuelle Erpressung im Netz: Deutlich mehr Fälle

Durch die Pandemie hat sich auch das Sexualleben vieler Menschen ins Internet verschoben. Das spielt Betrügern in die Hände – und so ist die Zahl bekannter Fälle von „Sextortion“, einer speziellen Erpressungsmasche im Internet, massiv gestiegen. Dabei werden den Opfern intime Fotos oder Videos entlockt, dann wird mit der Veröffentlichung gedroht und Geld gefordert.

Täter sitzen meist im Ausland

Dieses Vertrauen wird dann von den Tätern erbarmungslos ausgenutzt. Sie sammeln die intimen Bilder und Videos und drohen damit, die Materialien zu veröffentlichen – wenn nicht eine hohe Geldsumme überwiesen wird. Da werden laut Landeskriminalamt schon mal 1.000 bis 1.500 Euro verlangt – und eine solche Summe werde von manchen auch gezahlt, sagt Ermittler Harald Longhi.

Eine Analyse der IP-Adressen und Rückverfolgungen der Zahlungsströme zeigen, dass die Täter in der Regel weit entfernt im Ausland sitzen. Oft führten die digitalen Spuren nach Afrika, so Longhi. Die Betrüger finden sich dort nach Angaben des Vorarlberger Ermittlers teils sogar in Gruppen im hinteren Bereich von Internetcafés. Weil sich die Täter meist im weit entfernten Ausland aufhalten, ist es mit der Strafverfolgung schwierig. Die Ermittlungen laufen daher meist ins Leere.

Longhi: Im Internet nicht intim präsentieren

Longhi rät, sich grundsätzlich im Internet erst gar nicht so intim zu präsentieren. Falls man doch einem Betrüger auf den Leim gehe, solle man sich bei der Polizei melden und keinesfalls panisch eine Überweisung tätigen, so Longhi. Es bestehe keine Garantie, dass der Täter nach einer Zahlung mit der Erpressung aufhöre, zudem könne das Bild- und Videomaterial trotz Überweisung veröffentlicht werden.