Teresa Rotemberg entwickelt für ihre Bühnenfassung vollkommen neue erfrischende Bilder mit viel Bewegung. „Schlafes Bruder“ spielt mitten in der Natur, im Wald. Magische Momente, Naturgeräusche oder Emotionen werden im Orgelspiel eindrücklich transportiert.
Rotemberg setzt im Stück den Bürgerinnenchor ganz gezielt für die Dorfgemeinschaft ein. Dieser singt Coronavirus-bedingt reduziert und mit Maske. Lucian Hirzel spielt das Genie Elias Adler, den sensiblen Aussenseiter. Maria Lisa Huber schlüpft in die Rolle der einfachen, schlichten Elsbeth, die eingebettet in dieser sprachlosen Dorfgemeinschaft nicht einmal auf die Idee kommen kann, um ihre große Liebe Elias zu kämpfen. Und Nico Raschner, der als Cousin von Peter Elias sein Genie erkennt, ist, wie es seine Rolle vorsieht, dominant und böse. Er zieht in Wahrheit die Fäden und weiß, wie er Elias abhängig und zum hörigen Komplizen macht.
Ein genialisches Talent in einer Welt der geistigen Enge, zwischen der unbarmherzigen Härte eines Bergbauernlebens im frühen 19. Jahrhundert und der entrückten Sphäre der Musik, der Kunst. Ein Stück zwischen Liebe und Verrat, zwischen wildem Schaffensdrang und unstillbarer Todessehnsucht.
Zwischen Konstruktion und Neologismen
Als das Erstlingswerk des in Bregenz geborenen Robert Schneider 1992 erschien, war es nichts weniger als eine literarische Sensation. Die fiktive Biografie seines Elias Alder entzieht sich jeder Genreeinordnung, ihr Umgang mit der Sprache ist unerhört: Selbstbewusst spielt Schneider mit archaisch anmutenden Konstruktionen und Neologismen ebenso wie mit dem hiesigen Dialekt – und kennt dabei keine Angst vor Pathos.
Die Regisseurin und Choreographin Teresa Rotemberg erzählt „Schlafes Bruder“ für die Bühne indem sie Erzählung, Drama und choreografische Ausdrucksformen zusammenführt. Es wird zu einem Stück mit viel Dynamik und wirkt auf der Bühne erstaunlich aktuell.
„Schlafes Bruder“ auf der Bühne
Das Buch von Robert Schneider war vor gut 20 Jahren ein Welterfolg. Fast jeder hat es gelesen. Nach dem Buch kam ein Film, dann eine Oper und ein Ballett. Jetzt gibt es „Schlafes Bruder“ auch als Theaterstück. Am Donnerstag war Premiere am Landestheater. Das Publikum und der Autor waren begeistert.