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APA/dpa/Carsten Rehder
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Wirtschaft

„Sprungbrett“ soll Langzeitarbeitslosigkeit senken

Obwohl sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt mit jedem Öffnungsschritt weiter entspannt, wird die Situation für Langzeitarbeitslose, das sind diejenigen, die seit mindestens einem Jahr keine Beschäftigung haben, immer schwieriger.

Aktuell gibt es laut Arbeitsmarktservice mehr als 3.400 Langzeitarbeitslose in Vorarlberg. Das sind um rund 1.000 mehr als vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie. Frauen und Männer sind dabei gleich stark betroffen. Der Großteil der Betroffenen ist über 45 Jahre alt und hat auch eine schlechte Ausbildung. Auffallend ist aber, dass immer mehr Menschen zwischen 24 und 44 Jahren von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind.

Rund 1.000 Langzeitarbeitslose sollen nun durch die Aktion „Sprungbrett“ generell fit für den Arbeitsmarkt gemacht werden. Ob sie dabei in erster Linie in den sozialen Unternehmen Vorarlbergs wie Caritas, Aquamühle oder Integra beschäftigt oder direkt im ersten Arbeitsmarkt integriert werden können, ist noch unklar. Die Details werden in den nächsten Wochen ausverhandelt.

Sozialen Unternehmen fehlt Geld für mehr Beschäftigte

Insgesamt gibt es derzeit fünf große Beschäftigungsprojekte in Vorarlberg für Langzeitarbeitslose. Dort sind die Betroffenen im Durchschnitt vier bis sechs Monate beschäftigt. In dieser kurzen Zeit schafft es aber nur jeder Dritte, einen Job zu finden.

Grund dafür, dass es nicht mehr schaffen, ist das Geld. Die Sozialen Unternehmen werden zwar mit 12,5 Millionen Euro gefördert, bei der hohen Zahl an Langzeitarbeitslosen geht sich aber einfach nicht mehr aus als eine befristete Anstellung.

Deshalb wird nun große Hoffnung in das Projekt „Sprungbrett“ der Bundesregierung gesetzt. Bis Ende nächsten Jahres sollen dadurch bundesweit rund 50.000 Langzeitarbeitslose wieder eine Beschäftigung haben.

Langzeitarbeitslosigkeit stark gestiegen

In Vorarlberg hat Corona die Lage der langzeitarbeitslosen Menschen dramatisch verschärft. Innerhalb eines Jahres ist sie um 85 Prozent gestiegen. Die Sozialunternehmen fordern nun ein Umdenken.

Fehlender Tagesablauf kann zu Depressionen führen

Ulla Peter ist eine der Betroffenen. Seit 2005 hat sie keine fixe Beschäftigung. Immer wieder hat sie bei den Beschäftigungsprojekten der Caritas oder von Integra gejobbt, diese Beschäftigungen waren aber immer befristet. Sie hat keine abgeschlossene Ausbildung und als sie damals arbeitslos wurde, seien die ersten zwei Monate wie Urlaub für sie gewesen, danach merkte sie aber, dass etwas fehlte, schildert Peter die Situation. „Ich schrieb Bewerbungen, Bewerbungen und Bewerbungen und es kamen nur Absagen oder gar keine Antworten“, erklärt Peter.

Daraufhin sei sie zwischendurch in ein Loch gefallen und hatte Depressionen, aber ihre Freundinnen halfen ihr wieder auf die Beine. Aber egal wie viele Bewerbungen sie geschrieben hat und wie viele Kurse sie auch besucht hat – einen Job hat sie nie bekommen. Sie ist der Meinung, dass viele Chefs einfach Angst hätten, Leute ohne Ausbildung einzustellen.

Wenn man keine Arbeit hat, fehlt ein klarer Tagesablauf. Das kann laut Primar Philipp Kloimstein von der Stiftung Maria Ebene sogar in einer Depression enden. „Selbst wenn man im Lotto gewinnt und deshalb nicht mehr arbeitet, kann man in eine Depression fallen, weil der Tagesablauf fehlt“, so Kloimstein.