Lustenau Blauer Platz, Kontrolle CoV-Test
APA/JOCHEN HOFER
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Chronik

Masken- und Testpflicht: Die roten Zonen in Vorarlberg

In zwölf Bregenzerwälder Gemeinden und in Lustenau gelten seit Mitternacht verschärfte CoV-Maßnahmen. Dazu gehört eine Masken- und Testpflicht in festgelegten öffentlichen Bereichen. Welche Bereiche in welchen Gemeinden zu roten Zonen ernannt wurden, erfahren Sie hier.

Seit Mitternacht gelten in bestimmten Bereichen in den Gemeinden Lustenau, Alberschwende, Andelsbuch, Bezau, Bizau, Egg, Hittisau, Krumbach, Lingenau, Mellau, Reuthe, Riefensberg und Schwarzenberg verschärfte Maßnamen.

Die Zonen in den einzelnen Gemeinden

In den für jeden einzelnen Ort festgelegten Zonen müssen alle Personen ab 14 Jahren, die sich in diesen öffentlichen Bereichen aufhalten, eine FFP2-Maske tragen, zudem müssen alle Personen – bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Testbesuch, Arztbesuch, Feuerwehreinsatz oder Gerichtsvorladung) – einen gültigen negativen Test dabei haben. Dabei gelten registrierte Wohnzimmertests mit QR-Code (24 Stunden gültig), ein Selbsttest unter Aufsicht oder ein Antigentest in einer Teststraße (48 Stunden gültig) sowie ein PCR-Test (72 Stunden gültig).

Kinder unter zehn Jahren brauchen keinen Test

Kinder unter zehn Jahren brauchen keinen Test. Ebenso gilt eine Ausnahme von der Testpflicht unter anderem für alle Schülerinnen und Schüler an den Tagen, an denen sie Präsenzunterricht haben, sowie für Personen, die auf dem Weg zu einem Antigen- oder PCR-Test sind, bei Gefahr für Leib und Leben oder für den Weg zum Gericht. CoV-Genesene können statt Test eine ärztliche Bestätigung über ihre Infektion oder einen Absonderungsbescheid vorweisen, die nicht älter als sechs Monate sein dürfen, ebenso gilt ein maximal drei Monate alter Antikörpertest.

Für Personen, die in der Zone wohnen, heißt die Testpflicht, dass sie einen negativen Test brauchen, um den öffentlichen Raum zu betreten – es sei denn, es kommen Ausnahmen zum Tragen. Für den Aufenthalt im eigenen Garten gilt die Test- und Maskenpflicht auch in der Sicherheitszone nicht.

Schild Zone Masken- und Testpflicht
ORF/Giesinger
Die Verordnung kam für viele schnell – am Dienstagmorgen mussten vielerorts erst noch die Schilder aufgestellt werden

Start offenbar reibungslos angelaufen

Der Start der Masken- und Testpflicht in 13 Vorarlberger Gemeinden ging am Dienstag offenbar reibungslos über die Bühne. Bei einem Lokalaugenschein des ORF und der APA zeigten sich die Lustenauer Bürger diszipliniert, in der dafür ausgewiesenen Zone wurde praktisch niemand ohne Maske angetroffen. Beschwerden gab es so gut wie keine, versicherte ein Polizist der APA. Die Meinungen über die Maßnahmen gingen allerdings deutlich auseinander. Manche hielten sie für angemessen, andere hielten die Maskenpflicht im Freien für Übertrieben, wie sie bei einer ORF-Umfrage angaben.

500 Euro bei mehrfacher Weigerung

In Lustenau erstreckt sich die Masken- und Testpflicht über einen 500-Meter-Radius rund um das Rathaus. Im Zentrum des Orts, auf dem „Blauen Platz“, steht auch der Reichshofsaal, in dem Coronatests vorgenommen werden. Kurz nach 9.00 Uhr hatte sich dort eine kurze Warteschlange gebildet – unter Einhaltung der Coronavirus-Maßnahmen.

Der Polizist selbst sah sich am Dienstag „vor allem als Auskunftsperson“. Manche seien verwirrt und wüssten nicht, ob für Lustenau jetzt auch eine Ausreisetestpflicht gelte. Anderen hätten noch nichts von der Masken- und Testpflicht gehört. Mit wenigen Worten lasse sich aber praktisch alles klären. Ob denn schon jemand renitent geworden sei? „Nein“, versicherte der Polizist. Gestraft wird, wenn sich jemand mehrfach weigert. Das kann dann bis zu 500 Euro kosten.

Lustenau Blauer Platz mit Reichshofsall, Menschen stehen zum Testen an
ORF/Giesinger
Lustenau am Dienstagmorgen: Im Reichshofsaal finden den ganzen Dienstag über Testungen statt

Ausreisetestpflicht für den Bregenzerwald verlängert

Ein ähnliches Bild ergab sich im Bregenzerwald. Anders als in Lustenau besteht im Bregenzerwald allerdings eine Ausreisetestpflicht, die bis 4. Mai verlängert wurde. Sowohl im Bregenzerwald als auch in Lustenau werden die Oberstufenklassen seit Dienstag wieder im Distance-Learning geführt. Davon ausgenommen sind Maturaklassen – mehr dazu in: Masken- und Testpflicht in 13 Orten. Die Verordnung gilt zunächst für eine Woche.

Rüscher: „In einer bedrohlichen Situation“

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) verweist auf die hohen Infektionszahlen im privaten Bereich. Sie hofft, dass sich jetzt mehr Menschen testen lassen. „Wir erreichen den privaten Bereich direkt nicht, wir müssen dort auf die Bevölkerung zählen. Die Maßnahme jetzt bringt uns aber dazu, dass wir deutlich mehr Personen testen werden. Wir hoffen, dass das passiert und wir bitten die Bevölkerung auch, sich testen zu lassen und diese Maßnahmen bitte nicht zu umgehen“, so Rüscher in „Vorarlberg heute“.

Die Maßnahmen würden gesetzt, „weil wir jetzt wirklich in einer bedrohlichen Situation sind“. Es müsse gelingen, Infektionen zu erkennen und Infektionsketten zu unterbrechen, so Rüscher.

Wallner: Ausweitung der Sperrstunde könnte helfen

Auch Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hofft, dass mit den neuen Maßnahmen die Testzahlen in den betroffenen Gebieten steigen, wie er am Montagabend in der „ZiB2“ sagte: „Wir wollen auch die Bregenzerwälder zum Testen bringen“. Wallner betonte zudem, dass die Einführung der Modellregion mit geöffneter Gastronomie keinesfalls der Hauptgrund für die gestiegenen Zahlen sei.

Vielmehr sei von den gestiegenen Infektionszahlen sei nur ein geringer Teil auf die Öffnungsschritte in Vorarlberg zurückzuführen. „Der größte Teil geht zurück auf das Wachsen der britischen Mutation“, da seien sich Experten einig, so Wallner. Als Vorarlberg die Öffnungsschritte gesetzt habe, sei die Mutation in dem Bundesland noch nicht weit verbreitet gewesen.

Gastronomie als „kontrollierter Bereich“

Der Landeshauptmann kann zudem einer Ausweitung der Sperrstunde bis 22.00 Uhr einiges abgewinnen, wie sie mit den bundesweiten Öffnungsschritten geplant ist. Derzeit dürfen die Lokale in Vorarlberg nicht mehr nach 20.00 Uhr offen haben, zuletzt hatten sich dann jedoch zahlreiche Menschen etwa in Bregenz am See getroffen – mehr dazu in: Probleme mit CoV-Partys am Seeufer.

Die Gastronomie sei ein kontrollierter Raum, mit Zutrittstests, mit den Besucher-Limitierungen und Abstandsregeln, so Wallner. Die Reaktion der Bundesregierung, die Sperrstunde zu verlängern, das werde gerade mit den steigenden Temperaturen „ganz entscheidend“. Damit sei zu hoffen, dass sich nicht so viel in den unkontrollierten privaten Bereich verlagere. Wallner verwies dabei auch auf die Infektionslage im Bregenzerwald, die ihren Ausgang vor allem bei Familienfesten gehabt habe.

Wallner zu neuen Verschärfungen

Vorarlberg – Modellregion für großflächige Öffnungen – kämpft mit stark steigenden Infektionszahlen. In der ZIB2 ist dazu Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP).

Kurz sieht „positive Entwicklung“

In der Haltung unterstützt wurde Vorarlberg am Montag von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). In einem in ORF Radio Vorarlberg gesendeten Interview bewertete er die Entwicklung in Vorarlberg als „sehr, sehr positiv“. Er hätte sich einen wesentlich schnelleren Anstieg der Infektionszahlen erwartet, sagte er.

Die Ansteckungszahlen befänden sich auf einem Niveau wie in anderen Bundesländern bei rund 60 Prozent mehr an Testungen. Darüber hinaus gebe es in Vorarlberg kein Kapazitätsproblem in den Spitälern. Außerdem teste Vorarlberg mehr als andere Länder: „Wer weniger testet, findet natürlich auch weniger Fälle.“ Mehr dazu in: news.ORF.at: Vorarlberg kämpft mit steigenden Fallzahlen.

Experte Fidler: Verschärfte Maßnahmen sind gut

Auch Gesundheitsexperte Armin Fidler hält die verschärften Maßnahmen, die in Vorarlberg nun in Teilen des Bregenzerwalds und Lustenau gelten, für richtig. Der Public Health-Experte betonte, dass eine Masken- und Testpflicht in Ortszentren in anderen Ländern längst angewendet werde, es handle sich also nicht um ein Experiment. Eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen gebe es etwa in Deutschland, aber auch in Italien, Spanien oder Frankreich. „Das Tragen einer Maske in der Öffentlichkeit hat Signalwirkung“, so Fidler.

Nachdem es auch immer mehr junge Menschen als Träger einer Cov-Infektion gebe, sei auch die Umstellung auf Distance-Learning gutzuheißen. „Das wird europaweit so gemacht“, stellte Fidler fest. Dass im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung immer mehr Junge betroffen seien, liege zum einen daran, dass die Älteren schon geimpft seien, sagte Fidler. Ein weiterer Grund sei, dass man sich in jüngeren Lebensjahren unvorsichtiger gebe und sich nicht unbedingt an vorgegebene Maßnahmen halte.

Gesundheitsexperte zu den Verschärfungen

Gesundheitsexperte Armin Fidler erläutert unter anderem, inwieweit die Ausreise-Testpflicht im Begrenzerwald und der Maskenzwang an öffentlichen Plätzen gerechtfertigt sind.

Weitere 15.000 Impfungen

Auch für das kommende Wochenende stehen wieder CoV-Impfungen in den vier Impfstraßen in Dornbirn, Nenzing, Bregenz und Bezau an. Für die Zeit von Donnerstag (29. April) bis inklusive Montag (3. Mai) haben rund 15.000 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger eine Impfeinladung erhalten, informierte Gesundheitslandesrätin Rüscher am Dienstagmorgen in einer Aussendung.

Derzeit werden 50-jährige Personen (altersmäßig absteigend) immunisiert, außerdem die in Phase 2 bzw. 3 definierten Berufsgruppen. Vier Impfstraßen sind eingerichtet: in Dornbirn, Nenzing, Bregenz sowie Bezau. Bisher (Stand Dienstag) haben 107.676 mindestens eine Impfung erhalten, 34.227 davon haben bereits den vollen Impfschutz.