Bregenzerwald
ORF Vorarlberg
ORF Vorarlberg
Coronavirus

Masken- und Testpflicht in 13 Orten

In zwölf Bregenzerwälder Gemeinden und in Lustenau gelten seit Mitternacht verschärfte CoV-Maßnahmen. Dazu gehört eine Masken- und Testpflicht in festgelegten öffentlichen Bereichen. Verlängert wurde die Ausreisetestpflicht aus dem Bregenzerwald, und zwar um eine Woche bis 4. Mai.

Seit Mitternacht gilt in bestimmten Bereichen von folgenden Gemeinden eine Masken- und Testpflicht: Lustenau, Alberschwende, Andelsbuch, Bezau, Bizau, Egg, Hittisau, Krumbach, Lingenau, Mellau, Reuthe, Riefensberg und Schwarzenberg.

Jeder muss also in den vorgegebenen Bereichen im Ort eine FFP2-Maske tragen und einen gültigen negativen Test dabei haben. Dabei gelten registrierte Wohnzimmertests mit QR-Code (24 Stunden gültig), ein Selbsttest unter Aufsicht oder ein Antigentest in einer Teststraße (48 Stunden gültig) sowie ein PCR-Test (72 Stunden gültig). Die Verordnung gilt zunächst für eine Woche. Zudem werden sämtliche Oberstufenklassen im Bregenzerwald und in Lustenau wieder im Distance-Learning geführt. Davon ausgenommen sind Maturaklassen.

Für die Talschaft Bregenzerwald mit rund 32.000 Einwohnern gilt seit 20. April eine Ausreisetestpflicht. Sie wurde zunächst für eine Woche angesetzt, wird aber verlängert, da sich das Infektionsgeschehen nicht beruhigt hat.

Rüscher: „In einer bedrohlichen Situation“

Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) verweist auf die hohen Infektionszahlen im privaten Bereich. Sie hofft, dass sich jetzt mehr Menschen testen lassen. „Wir erreichen den privaten Bereich direkt nicht, wir müssen dort auf die Bevölkerung zählen. Die Maßnahme jetzt bringt uns aber dazu, dass wir deutlich mehr Personen testen werden. Wir hoffen, dass das passiert und wir bitten die Bevölkerung auch, sich testen zu lassen und diese Maßnahmen bitte nicht zu umgehen“, so Rüscher in „Vorarlberg heute“.

Die Maßnahmen würden gesetzt, „weil wir jetzt wirklich in einer bedrohlichen Situation sind“. Es müsse gelingen, Infektionen zu erkennen und Infektionsketten zu unterbrechen.

Infektionszahlen weiter gestiegen

Die meisten Infizierten im Bregenzerwald wurden – Stand Montagabend – in Schwarzenberg (47), Egg (45), Andelsbuch (43), Bezau (31) und Lingenau (27) verzeichnet, aber auch in anderen Gemeinden – Krumbach (17), Schoppernau (14) oder Mellau (11) – gab es vergleichsweise viele Infektionen. In manchen dieser Orte stiegen die Sieben-Tage-Inzidenzen über die 1.000er-Marke. Bei 64 der 316 Infizierten handelte es sich um Minderjährige. Der Bürgermeiser von Egg, Paul Sutterlüty, sagte, die Verschärfungen seien eine Folge der mangelhaften Test-Moral der Bürgerinnen und Bürger.

Vorarlberg verschärft CoV-Maßnahmen

Wegen der steigenden Covid-Infektionszahlen zieht Vorarlberg die Zügel fester an. Ab Dienstag sind in mehreren Gemeinden die Ortszentren nur noch mit Schutzmaske und negativem CoV-Test begehbar. Die Verschärfungen betreffen den Bregenzerwald und Lustenau.

Lustenau: „Absoluter Handlungsbedarf“

Ähnlich präsentierte sich die Lage in Lustenau, das mit knapp 24.000 Einwohnern Österreichs größte Marktgemeinde ist. Auch dort nahmen die Fallzahlen zuletzt stark zu. Auch in Lustenau war der Anteil der Minderjährigen hoch.

Ab Dienstag kann man sich ab 8.00 Uhr im Reichshofsaal ganztägig testen lassen. Anmeldung unter www.vorarlberg.at/coronatest. Auf dem Weg dorthin ist man von der Testpflicht ausgenommen.

Lustenau befindet sich bei den Inzidenzzahlen im Spitzenfeld, sagte Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP) gegenüber ORF Radio Vorarlberg. „Wir haben absoluten Handlungsbedarf“, so Fischer. Rund um das Rathaus wurde ein Bereich von rund 500 Meter eingegrenzt. Die Maßnahmen gelten im Gebiet innerhalb Zollamt Lustenau-Au, Roseggerstraße/Radetzkystraße zur Staldenstraße/Holzstraße bis zum Engelkreisverkehr und Grindelstraße/Reichshofstraße/Reichsstraße bis zum Zollamt Au-Lustenau.

Im Sportpark werden der stark frequentierte Fitnessparcours und der Jugendplatz Habedere gesperrt. Der Wochenmarkt und alle Eigenveranstaltungen der Gemeinde sind in diesem Zeitraum abgesagt. Es ist weiterhin ohne Einschränkungen möglich, das Ortsgebiet zu verlassen oder einzureisen, betonte die Gemeinde in einer Aussendung am Montagabend.

Lokalaugenschein Lustenau und Bregenzerwald

„Vorarlberg heute“ hat sich in Lustenau und im Bregenzerwald umgehört, wie die Verschärfungen der CoV-Maßnahmen angenommen werden.

Modellregion soll aufrecht bleiben

Keine Auswirkungen haben vorerst die stark angestiegenen Infektionszahlen auf die Fortführung der Modellregion Vorarlberg. Die Landesregierung betont immer wieder, daran festhalten zu wollen, solange die Intensivkapazitäten nicht an ihre Grenzen stoßen. Die Sieben-Tage-Inzidenz habe als Hauptkriterium zur Lagebeurteilung ausgedient. Man müsse auch die Lage auf den Intensivstationen, den Impffortschritt und die Zahl der Tests, aber auch die wirtschaftliche Situation und die Bereitschaft der Bürger, die Maßnahmen mitzutragen, einbeziehen. Ansteckungen passierten vorwiegend im privaten Bereich, heißt es.

Wallner: Ausweitung der Sperrstunde sinnvoll

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) hofft, dass mit den neuen Maßnahmen die Testzahlen in den betroffenen Gebieten steigen, wie er am Montagabend in der „ZiB2“ sagte. Von den gestiegenen Infektionszahlen sei nur ein geringer Teil auf die Öffnungsschritte in Vorarlberg zurückzuführen. „Der größte Teil geht zurück auf das Wachsen der britischen Mutation“, da seien sich Experten einig, so Wallner.

Der Landeshauptmann sprach sich zudem für eine Ausweitung der Sperrstunde aus, wie sie mit den bundesweiten Öffnungschritten vorgesehen ist. Die Gastronomie sei ein kontrollierter Raum, die Ausweitung der Sperrstunde sei gerade mit den steigenden Temperaturen wichtig, damit sich das Zusammensetzen nicht in den unkontrollierten privaten Bereich verlagere.

Wallner zu neuen Verschärfungen

Vorarlberg – Modellregion für großflächige Öffnungen – kämpft mit stark steigenden Infektionszahlen. In der ZIB2 ist dazu Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP).

Experte Fidler: Verschärfte Maßnahmen sind gut

Gesundheitsexperte Armin Fidler hält die verschärften Maßnahmen, die in Vorarlberg nun in Teilen des Bregenzerwalds und Lustenau gelten werden, für richtig. Durch die verschärfte Test- und Maskenpflicht erreiche man auch Personen, die von sich aus keinen Test machen würden, so Fidler auf APA-Anfrage.

Für viele in Vorarlberg seien die im März im Bereich Gastronomie, Sport und Kultur gesetzten Öffnungsschritte ein Anreiz, sich testen zu lassen – nach Angaben von Landesrat Christian Gantner (ÖVP) wurden in der vergangenen Woche 124.137 Personen auf das Coronovirus überprüft. Für andere führe man nun weiterführende Maßnahmen ein, sagte Fidler.

Der Public Health-Experte betonte, dass eine Masken- und Testpflicht in Ortszentren in anderen Ländern längst angewendet werde, es handle sich also nicht um ein Experiment. Eine Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen gebe es etwa in Deutschland, aber auch in Italien, Spanien oder Frankreich. „Das Tragen einer Maske in der Öffentlichkeit hat Signalwirkung“, so Fidler.

Hauptfaktor für Anstieg: Britische Mutation

Nachdem es auch immer mehr junge Menschen als Träger einer Cov-Infektion gebe, sei auch die Umstellung auf Distance-Learning gutzuheißen. „Das wird europaweit so gemacht“, stellte Fidler fest. Dass im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung immer mehr Junge betroffen seien, liege zum einen daran, dass die Älteren schon geimpft seien, sagte Fidler. Ein weiterer Grund sei, dass man sich in jüngeren Lebensjahren unvorsichtiger gebe und sich nicht unbedingt an vorgegebene Maßnahmen halte.

Wichtig war Fidler zu betonen, dass die in Vorarlberg gestiegene Sieben-Tage-Inzidenz nicht auf die Öffnungsschritte im März zurückzuführen sei. „Das wird oft falsch kolportiert“, sagte Fidler. Man schaue sich sowohl in Vorarlberg als auch bei der AGES in Wien jeden Tag genau an, wo sich die Leute ansteckten. „Die Öffnung per se hat nicht zu einer höheren Fallzahl geführt“, unterstrich der Experte. Die Verschlechterung der Vorarlberger Zahlen habe vielmehr damit zu tun, dass die britische Mutation sich in Vorarlberg drei Wochen später als in Ostösterreich breitgemacht habe. „Das ist der Hauptfaktor“, so Fidler.

Gesundheitsexperte zu den Verschärfungen

Gesundheitsexperte Armin Fidler erläutert unter anderem, inwieweit die Ausreise-Testpflicht im Begrenzerwald und der Maskenzwang an öffentlichen Plätzen gerechtfertigt sind.