Rheintrieb Zahnräder
Rheintrieb
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Wirtschaft

Entwicklung: Mit Wasser statt Öl schmieren

Die Firma Reintrieb GmbH will Getriebe künftig mit Wasser statt mit Öl schmieren. Dazu wurden spezielle Zahnräder aus Hartmetall entwickelt. Hinter dem Unternehmen stehen die Vorarlberger Brüder Dominik und Vincent Cofalka.

Mit den speziellen Zahnrädern der Wiener Firma Reintrieb GmbH soll ein wassergeschmiertes Getriebe möglich werden. Die Firma hat bei der Technischen Universität München Testreihen in Auftrag gegeben und spricht nun von einem „Durchbruch“. Als nächster Schritt ist nun ein Prototyp geplant sowie eine Kapitalrunde, um die Entwicklung zur Marktreife zu bringen.

Am Test an der TU München war Professor Karsten Stahl beteiligt. Gegenüber der APA spricht er von „überraschenden Ergebnissen“. Im Labormaßstab auf den Prüfständen habe es funktioniert, damit scheine eine Anwendung möglich, so der Maschinenbauingenieur und Spezialist für Maschinenelemente, Getriebe und Antriebstechnik. Der Verschleiß und andere Punkte wie Zahnbruch, Fressen und Oberflächenermüdung seien beherrschbar. Es gebe aber auch noch viele offene Fragen, sieht Stahl weiteren Forschungsbedarf.

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Rheintrieb Zahnräder
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Dominik Cofalka
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Dominik Cofalka
Vincent Cofalka
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Vincent Cofalka
Siegfried Lais und Michael Seibe
Rheintrieb
Der Erfinder des wassergeschmierten Getriebes Siegfried Lais (links) mit Chefingenieur Michael Seibel bei der Inspektion eines Reintrieb- Teststands an der TU München

Härter als Stahl, aber dennoch elastisch

Der Wunsch nach Getrieben mit alternativer Schmierung oder sogar ohne Schmierung besteht schon lange. Es gibt bereits Kunststoffgetriebe, aber bei hochbelasteten Getrieben komme man um Stahlzahnräder und Öl als Schmiermittel nicht herum.

Bei der Firma Reintrieb setzt man auf die Kombination des Materials. Im Einsatz sind Hartmetalle, die härter als Stahl aber dennoch elastisch genug für ein Getriebe sind.

Ökonomische und ökologische Gründe

Hinter der Firma Reintrieb stehen die Vorarlberger Brüder Dominik und Vincent Cofalka sowie der deutsche Ingenieur Siegfried Lais. Letzterer sei der „Daniel Düsentrieb“ des Gründertrios, wie Reintrieb-Geschäftsführer Dominik Cofalka gegenüber der APA erklärt.

In der Schifffahrt, wo schon ein geringfügiger Wassereintritt einen Schmierabfall und damit einen Getriebeschaden verursachen kann oder in der Lebensmittelindustrie, wo ein Ölaustritt in der Produktion einen Produktrückruf auslösen kann, sieht Cofalka ökonomische Gründe für ein wassergeschmiertes Getriebe. Weil Schmierstoffe oft giftig sind, würden auch ökologische Gründe für Alternativen zum Schmieröl sprechen.

„Wir sind angeschaut worden wie die Irren“

Die Reintrieb GmbH hat ein europäisches Patent für ölfreie, wassergeschmierte Hochleistungsgetriebe. Die Entwicklung und Erprobung des Konzepts wurde von Privatinvestoren und aus staatlichen Mitteln der EU, des Austria Wirtschaftsservice und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft finanziert.

Die Finanzierung sei aber zum Teil schwierig gewesen. „Wir sind angeschaut worden wie die Irren. Jeder Ingenieur hat uns den Vogel gezeigt“, sagt Cofalka. Bis 2018, als beim ersten Testlauf an der TU München „den Bayern das Lachen vergangen ist“, so Cofalka. Auch die Partnersuche sei nicht einfach gewesen. „Alle reden von Innovation, aber wenn jemand mit etwas wirklich Neuem kommt, verstecken sich alle“.

Cofalka denkt unter anderem deshalb an die Marine als Einstiegsmarkt, weil sein Bruder Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes ist. Weiters sei mit dem Vorarlberger Kranhersteller Künz eine Entwicklungspartnerschaft beabsichtigt. Eine Kooperation besteht laut Cofalka auch mit dem steirischen Getriebebauer Ehgartner aus Leoben.