Der Heilige Petrus Canisius war ein katholischer Prediger und Verfasser eines sehr weit verbreiteten Katechismus – eines Religionsbuches über die Grundlagen des katholischen Glaubens. Seit 100 Jahren ist er auch der Patron der Diözese Innsbruck, zu der früher auch Vorarlberg gehörte. Zum 500. Geburtstag des Heiligen ist nun eine Biografie erschienen – verfasst von dem aus Au im Bregenzerwald stammenden Religions-Historiker Matthias Moosbrugger.
Unglaublich wirkungsvoll, doch auffallend unbekannt
Moosbrugger, der als erster Absolvent der Universität Innsbruck zwei Studien sub auspiciis praesidentis absolviert hat, also zweimal die Doktorwürde in Anwesenheit des Bundespräsidenten verliehen bekam, hält den Hl. Canisius sowohl historisch, als auch theologisch für eine höchst spannende Figur: „Er ist eine unglaublich wirkungsvolle Gestalt des 16. Jahrhunderts gewesen, aber zugleich auch eine auffallend unbekannte Berühmtheit dieser wichtigen Zeit.“
Berühmt für seinen Katechismus
Petrus Canisius verzichtete auf eine Karriere als Jurist und Politiker in den Fußstapfen seines Vaters im holländischen Nimwegen (damals zur Diözese Köln gehörend) und zog stattdessen eine geistliche Karriere vor. Berühmt wurde Canisius vor allem als Autor eines Katechismus, eines Religionsbuches, das in hunderten Auflagen erschien und vor allem Kindern die Grundlagen des Glaubens nahebringen wollte.
„Petrus Canisius ist sicher einer der meistgelesenen Autoren der letzten Jahrhunderte", erklärt Moosbrugger: "Bis ins 20. Jahrhundert hinein, als die große Zeit des canisianischen Katechismus vorbei war, hat man katholische Religionsbücher im Volksmund mindestens als Canisi bezeichnet. So prägend war er mit seinem großen Bestseller.“
Zahlreiche Schriften hinterlassen
Canisius’ Kurzfassung der Glaubens- und Sittenlehre der katholischen Kirche zum Gebrauch im Schulunterricht erschien über mehrere hundert Jahre hinweg in über 1.000 Auflagen. Canisius hat noch viel mehr Schriften und Predigten hinterlassen, gehörte er doch zu den aktivsten Vertretern der katholischen Gegenreformation.
Biografie über Petrus Canisius
Zum 500. Geburtstag des Predigers und Kirchenreformers Petrus Canisius schrieb ein Bregenzerwälder Wissenschafter eine Biografie des streitbaren Katholiken.
Erneuerer der katholischen Kirche
Canisius war ein streitbarer und sprachlich aggressiver Verfechter der katholischen Lehre im Kampf gegen die Verbreitung der Reformation, gehörte aber zu den katholischen Theologen, die die Schriften der Gegenseite nicht nur verdammten, sondern auch studierten und versuchten, dagegen zu argumentieren, sagt Moosbrugger. Er bezeichnet ihn auch als „wichtigen Erneuerer der katholischen Kirche im Schatten der Reformatoren des 16. Jahrhunderts“.
Einrichtung von Schulen
Bleibenden Einruck hinterließ auch seine Einrichtung von Jesuitenschulen im deutschsprachigen Raum als wichtige Stütze der Gegenreformation im 16. Jahrhundert – zum Beispiel in Innsbruck, wo er bis heute als Patron der Diözese präsent ist. Populär ist er dennoch nicht, was vielleicht auch an seiner Förderung des Hexenwahns im 16. Jahrhundert liegt.
Verbreitung des Hexenwahns
Vor allem in seiner Zeit als Domprediger in Augsburg war Canisius auch an der Verbreitung des Hexenwahns beteiligt. Mathias Moosbrugger meint: „Von großer Angst umgetrieben hat er als wirkmächtiger Prediger seine eigene Hexenangst unter seinen Zuhörern verbreitet.“
Es sei der große dunkle Fleck auf Canisius Biografie, sich in diesen Glauben einzupacken und nicht auszubrechen aus dieser Zeit, so Moosbrugger: "Ich würde mich aber als Historiker davor hüten, historisch den Stab über ihn brechen zu wollen: Wer weiß, was wir für Vorurteile hegen, von denen wir momentan noch gar keine Ahnung haben.“
Faszinierend und doch fast vergessen
Auf der anderen Seite findet Mossbrugger aber faszinierend, wie aktiv Petrus Canisius war: Er hat unzählige Briefe, zwei autobiografische Rückblicke, über 1.000 Seiten Bücher und Predigten und 12.000 Seiten Notizen hinterlassen, war mit den wichtigsten Gestalten seiner Zeit – von Päpsten bis Kaisern – in Kontakt und hat jährlich mehrere tausend Kilometer in ganz Europa zurückgelegt. Kurzum: eine faszinierende Figur, die in der Öffentlichkeit fast vergessen ist.