Dass das Wiener Burgtheater eine Vorpremiere in Bregenz gibt, liegt an der dort gegebenen Möglichkeit, trotz Pandemie vor 100 Zuschauern spielen zu dürfen. In dem 1.500 Personen fassenden Saal des Festspielhauses wirken 100 Gäste überschaubar, doch war die Vorfreude auf das Gastspiel aus der Bundeshauptstadt groß. Die Tickets sowohl für Samstagabend als auch für die Sonntagsvorstellung waren innerhalb weniger Minuten verkauft.
Selten gespieltes Shakespeare Stück
„Richard II.“ ist nicht das bemerkenswerteste Theaterstück von William Shakespeare und wird darum auch eher selten gespielt. Das ist durchaus nachvollziehbar, ist das Werk doch eher eine anstrengende Auseinandersetzung mit Herrschaftsbildern und einem Kampf um die Macht in endlos anmutenden Dialogen.
Burgtheater-Ensemble tritt in Bregenz auf
Österreichweit hat die Bundesregierung Kultureinrichtungen seit einem halben Jahr das Aufsperren verboten; aktuell darf nur in der Modellregion Vorarlberg gespielt werden. Aus diesem Grund ist das Burgtheater-Ensemble aus Wien für die Premiere zu Shakespeares Königsdrama „Richard II.“ extra nach Bregenz gereist. Die Tickets waren innerhalb von zehn Minuten verkauft.
Im Zentrum steht die bittere Realität der Hauptfigur – König Richard II. Er muss damit umgehen, dass man ihn um seinen Königstitel bringen will. Jan Bülow verkörpert den König mit großem Einsatz und durchschreitet ein emotionales Wellental.
Johan Simons legt über die Figur des Herrschers hinaus den Fokus auf zwei Frauen. Königin Isabel (Richards Ehefrau) bekommt mehr Text als die Vorlage ursprünglich hergab. Stacyian Jackson sorgt mit ihrer Darstellung dafür, dass die Figur kraftvoll und zu einem antreibenden Charakter wird. Sprachlich zeigt Jackson manchmal aber Schwächen. Eine weitere Idee von Simons ist die Besetzung der Männerfigur Heinrich Bolingbroke durch Sarah Viktoria Frick. Frick spielt überzeugend, frisch und bestätigt damit die Entscheidung der Regie, die Figur weiblich zu besetzen. Das Ensemble insgesamt harmoniert ausgezeichnet.
Weitere Gastspiele geplant
Das Publikum – auch darüber erfreut, für einmal andere Schauspieler in Bregenz zu hören und zu sehen – war gefangen vom Spiel. Nach dem Ende des Stücks und einem tiefen Durchatmen dauerte es länger als sonst, bis der Schlussapplaus einsetzte. Der war dann aber durchaus laut und als Bestätigung zu verstehen – vor allem im Hinblick auf weitere geplante Gastspiele des Burgtheaters in Kooperation mit den Bregenzer Festspielen.
Wann die „echte“ Premiere in Wien gefeiert werden kann, steht nach wie vor nicht fest. Ursprünglich war sie für November 2020 geplant gewesen, sie musste aber auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Nach den zwei Vorstellungen in Bregenz hofft man nun darauf, „Richard II.“ im Mai in Wien zeigen zu können.