Ein Hirte treibt Kühe auf eine Alpe
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Landwirtschaft

Weniger Vieh auf Alpen wegen TBC-Gefahr

Im Silbertal sind die Alp-Anmeldungen für heuer um 30 Prozent zurückgegangen. Die Bauern fürchten, dass ihr Vieh vom Wild mit TBC angesteckt wird. Jetzt gibt es im Montafon und im hinteren Silbertal einen neuen Anlauf, die Tuberkulose in den Griff zu bekommen.

Die Rinder-Tuberkulose beschäftigt Vorarlberg schon seit rund zehn Jahren. Das Wild überträgt die Krankheit auf Rinder – meistens, wenn sie im Sommer auf den Alpen sind. Als Hotspot gilt zum Beispiel das Silbertal. Um die Verbreitung einzudämmen, wird seit Jänner sogar über sogenannte Regulierungs-Gatter diskutiert, in die das Wild hineingelockt und geschossen werden soll.

Sorge um die Tiere und ein Imageproblem

Unabhängig davon machen sich Bauern aber Sorgen um ihre Tiere. Also wollen immer weniger ihre Kühe im Sommer im Silbertal auf die Alp schicken. „Im Vergleich zum Vorjahr sind es ca. 20 bis 30 Prozent weniger“, sagt Hubert Dobler vom Alpwirtschaftsverein. Vor allem die Alpen im Silbertal leiden: „Natürlich haben wir ein Imageproblem, aber grundsätzlich müssen wir die Hausaufgaben besser machen, als sie bis jetzt gemacht wurden.“ Bisher habe es zwar Bekenntnisse gegeben, aber wenig Taten, so Dobler.

Andreas Bitschnau, Landwirt in Bartholomäberg
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Andreas Bitschnau auf seinem Hof in Bartholomäberg

Voraussetzung: Konsequente Bejagung

Andreas Bitschnau lebt in Batholomäberg vom Vertrieb des Fleisches seiner Tiere. Hier hat man derzeit das TBC-Problem nach konsequentem Bejagen im Griff, aber es ist nicht weit ins Silbertal. Bitschnau sömmert die Tiere gleich in Bartholomäberg. Ins Silbertal würde er sie aber nur unter bestimmten Voraussetzungen bringen:

„Wenn die Jagdwirtschaft das auf einer Alpe in einem Gebiet ernst nimmt und wirklich vom Frühjahr weg mit der Bejagung beginnt, und über das ganze Jahr über konsequent bejagt, um die Sicherheit auf der Alpe sicherzustellen und die geforderten Abschusszahlen zu erreichen, dann kann man das Vieh mit gutem Gewissen auf die Alpe geben", meint Bitschnau.

Gespräche über Abschuss

Hinter den Kulissen laufen wieder Gespräche, auch der neue Standesrepräsentant Jürgen Kuster drückt aufs Tempo: „Konsequenter bejagen, konsequenter die Zahlen beobachten, konsequent die richtigen Abschüsse vornehmen und gemeinsam an einem Strang ziehen. Dann bin ich überzeugt, ist es machbar.“ Man sei dran, heißt es von Seiten der Jäger, die derzeit keine Stellungsnahme abgeben möchten. Der Abschussplan liegt im Silbertal bei 520 Stück Rotwild, geschossen wurden bis Ende Februar 420.

Weniger Kühe wegen TBC-Gefahr auf Alp

Das Wild überträgt Tuberkulose auf Rinder, wenn sie im Sommer auf den Alpen sind. Als Folge wollen immer weniger Bauern ihre Kühe im Sommer vom Silbertal auf die Alp schicken.

„Immer ein mulmiges Gefühl“ wegen TBC

Vollerwerbsbauern können kein Risiko eingehen, erklärt Bernhard Schrottenbaum aus Schruns: „Natürlich hat man immer diesen Nebengedanken. Aus diesem Grund haben wir den Großteil unseres Viehs auch in Tschagguns. In Schruns-Vorderkappell ist es auch noch recht gut mit dem Rotwild. Unser gesamter Bestand wird auch jährlich auf TBC untersucht, aber man hat schon immer ein mulmiges Gefühl dabei.“

Schrottenbaum bringt bringt sowieso nur sein Jungvieh und die Rinder auf die Alpe, seine Milchkühe bleiben in Schruns: „Als Vollerwerbsbetrieb ist es wichtig, dass wir auch im Sommer Einkommen haben. Dazu brauchen wir das Milchgeld und deshalb müssen die Kühe daheimbleiben.“ Die Jagdsaison hat begonnen, auch heuer sollen 520 Stück Rotwild in diesem Gebiet erlegt werden. Das muss gelingen, fordern Alpwirtschaft und Landwirte.