Eine große Herausforderung in der Strahlentherapie ist es, punktgenau jenes Gewebe zu bestrahlen, das von Tumorzellen befallen ist. Da sich durch die Atmung nicht nur der Mensch, sondern auch das zu bestrahlende Gewebe auch im Liegen bewegen, ist das nicht einfach.
Eine große Hilfe ist hier der neue Oberflächen-Scanner, der seit wenigen Wochen in der Abteilung für Radioonkologie und Strahlentherapie am Landeskrankenhaus Feldkirch im Einsatz ist. Dieser kann auch die kleinsten Bewegungen der Behandlungsregion erfassen und gibt nur dann Strahlung frei, wenn sich das Ziel auch tatsächlich an der vorab berechneten Stelle befindet.
Scanner berechnet die Oberfläche des Patienten
Der Scanner erkennt und berechnet die Oberfläche des Patienten, erklärt Mediziner Christof Kreuter. Damit können auch die Atemphasen beobachtet werden. Da verschafft den Spezialisten die Möglichkeit, Patienten ganz gezielt nur in einer bestimmten Atemposition zu bestrahlen.
Während der Behandlung werden die Bewegungen nämlich millimetergenau erkannt. Die Bestrahlung – etwa einer Metastase eines Lungenkrebspatienten – wird sofort unterbrochen, wenn dieser nicht mehr richtig liegt oder sich das Gewebe durch die Atmung verschoben hat. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet das, dass sie mit weniger Nebenwirkungen rechnen können. Das Risiko, gesunde Organe zu gefährden, wird kleiner.
Große Vorteile für Brustkrebspatientinnen
Gerade bei jungen Frauen mit Brustkrebs, bei denen die Brust linksseitig bestrahlt werden muss, kann so das Herz aus dem Bestrahlungsfeld herausgenommen werden. In einer tiefen Einatmungsphase rücken Brustwand und Herz weiter auseinander – und dieser Moment wird genutzt, um zu bestrahlen.
Wenn die Patientin ausatmet und die Organe wieder näher zusammenrücken, setzt die Bestrahlung automatisch aus. Das Risiko, dass ihr Herz möglicherweise Jahrzehnte später an den Folgen von Strahlungsschäden erkrankt, wird damit stark reduziert.
Erhöhte Behandlungschancen
Dadurch, dass durch punktgenaue Bestrahlung umliegendes Gewebe geschont wird, sind sogar Behandlungen möglich, die vorher nicht durchführbar waren. „Etwa in bestimmten Bereichen der Lunge und der Leber, wo man zuvor nicht ausschließen konnte, gesundes Gewebe zu schädigen“, sagt Kreuter.
„Vor allem bei radiochirurgischen Eingriffen ist das Gerät sehr hilfreich, denn da geht es um einzelne Millimeter. Künftig erhöht der Oberflächen-Scanner also die Behandlungschancen" betont der Mediziner.