Telefonseelsorge
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Soziales

Immer mehr Männer rufen Telefonseelsorge an

Die Telefonseelsorge Vorarlberg hat im vergangenen Jahr aufgrund der CoV-Pandemie so viele Anrufe verzeichnet wie nie zuvor in der 40-jährigen Geschichte. Fast 16.000 Anrufe haben die 86 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entgegengenommen. Interessant: Im CoV-Jahr haben sich mehr Männer bei der Telefonseelsorge gemeldet.

Jedes fünfte Gespräch hat sich um das Thema Einsamkeit gedreht. Die Ausgangsbeschränkungen, ihre Folgen und die allgemeine Krise haben den Menschen im Land ordentlich zu schaffen gemacht, sagt Sepp Gröfler von der Telefonseelsorge.

Interessanterweise haben viel mehr Männer als gewöhnlich die Telefonseelsorge in Anspruch genommen, sagt Gröfler weiter. Normalerweise reden Männer nicht so gerne, aber finanzielle Unsicherheit und auch Probleme in der Beziehung hätten dazu geführt, dass vermehrt Männer angerufen haben. Die Telefonseelsorge sei dafür ein gutes Ventil, um Entlastung zu bieten.

Anrufe zum Thema Suizid zurückgegangen

Die Zahl der Anrufe zum Thema Suizid habe im vergangenen Jahr leicht abgenommen. Gröfler geht davon aus, dass dieses Thema mit Verspätung wieder an Brisanz zunehmen werde. Viele Menschen würden in der Krise funktionieren, sobald es dann ruhiger werde, würden auch die Schatten auf der Seele wieder größer.

Großes Engagement bei den Mitarbeitenden

Aktuell sind 86 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Telefonseelsorge ehrenamtlich tätig. Sie arbeiten ca. 200 Stunden im Jahr ehrenamtlich für die Bevölkerung. Die Motivation sei in der Pandemie gestiegen, die Mitarbeitenden haben sich zusätzlich engagiert und so die Mehrarbeit abgedeckt. Sich zu engagieren, helfe einem auch selber mit der Krise zurecht zu kommen, sagt Gröfler.

Leichtigkeit bei Jugendlichen geht verloren

Jugendliche nützen laut Gröfler gerne die Möglichkeit des Telefonseelsorge-Chats. Bei den Gesprächen merke man, dass die Leichtigkeit der Jugendlichen in der Krise verloren gehe. Es sei vorher schon schwierig gewesen, sie mussten bereits oft sehr vernünftig sein. Nun gehe den Jugendlichen mit dem Homeschooling langsam der Saft aus. Er verstehe den Frust der Jugendlichen, sagt Gröfler.

Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr und kostenlos unter der Nummer 142 erreichbar.