Immer mehr Menschen haben genug von den Lockdowns. Forscher der Universität Oxford in England haben die Mobilitätsdaten und die Infektionen in 152 Ländern miteinander verglichen. Dabei zeigt sich, je länger das öffentliche Leben in einer Zwangspause ist – auch wenn es dazwischen Lockerungen gibt – desto weniger Menschen halten sich daran. Die Forscher ziehen den Schluss, dass sich das Virus langfristig so nicht eindämmen lässt.
Disziplin hat nachgelassen
Fiedler, Experte für öffentliche Gesundheit der Landesregierung, widerspricht der Studie. „Naja, wir wissen aus Erfahrung und auch empirisch, dass Lockdowns natürlich wirken. Wenn man sich zurückerinnert vor einem Jahr: Und ich kann mich erinnern an absolut leere Autobahnen, dann ist das natürlich nicht mehr zu vergleichen mit dem, was wir jetzt sehen“, so Fiedler.
Die Disziplin, sich an neue Regeln zu halten, habe definitiv nachgelassen. Strenge Vorgaben seien jetzt nur mit strengeren Kontrollen und autoritärem Umgang durchsetzbar, glaubt Fiedler. Er sieht jedoch zum Lockdown keine alternativen Mittel, solange nicht genügend Menschen geimpft seien.
„Kurze, harte Lockdowns“ effektiver
Die gesetzten Maßnahmen wirkten immer noch, allerdings weniger als bei der ersten Welle, sagte auch der Komplexitätsforscher Peter Klimek am Freitag im Ö1-Morgenjournal mit Bezug zu der Studie. Am besten seien harte und kurze Lockdowns – auch gegen die Pandemiemüdigkeit – mehr dazu in „Kurze, harte Lockdowns“ am sinnvollsten (news.ORF.at).
Appelle wie in Japan funktionieren hierzulande nicht
Japans Regierung schickt den Menschen Appelle aufs Handy, die Regeln einzuhalten. Fidler glaubt nicht, dass es ähnlich in Österreich funktionieren könnte. „Um ganz ehrlich zu sein: Ich kenne die japanische Gesellschaft sehr gut. Ich habe in Japan gearbeitet, das wird bei uns nicht funktionieren. Die asiatischen Gesellschaften sind da ganz anders: Gesellschaften, die viel konformer verlaufen als unsere. Aus-der-Reihe-tanzen wird dort sozial geächtet, das ist bei uns nicht so“, sagte Fidler gegenüber ORF Radio Vorarlberg. Fidler geht davon aus, dass die Viren wie andere auch im Sommer zurückgehen werden.