Essen wird serviert
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Chronik

Gastronomie zieht Gäste aus anderen Bundesländern an

Vorarlberg ist bekanntermaßen ein Tourismusland. Aber derzeit zieht Vorarlberg offenbar mit einer in Österreich einzigartigen Möglichkeit an: ein Gasthaus zu besuchen. Aus Tirol und sogar aus Salzburg und Oberösterreich kommen Gäste für einen Tag, um einfach mal wieder essen zu gehen, wie ein „Vorarlberg heute“-Lokalaugenschein in Bregenz gezeigt hat.

Am späten Vormittag in der Landeshauptstadt Bregenz. Die Gastronomie brummt – und das nicht nur, weil die Vorarlberger die Wirtshäuser besuchen, wie ein Lokalaugenschein von „Vorarlberg heute“ zeigt. Was als Modellversuch für ein Bundesland umgesetzt wurde, dessen Infektionszahlen und dessen Anteil an Virusmutationen vergleichsweise niedrig sind, hat offenbar auch Anziehungskraft für viele außerhalb Vorarlbergs. Eine mögliche Erklärung für die niedrigen Zahlen war, dass Vorarlberg mit den vielen Grenzen drumherum in gewisser Weise abgekapselt war.

Zwei Wochen nach der Öffnung nutzen nun offenbar auch etliche Besucher aus anderen Bundesländern die Möglichkeit zum Gasthausbesuch – nicht nur im Süden Vorarlbergs in Grenznähe zu Tirol, vielmehr fahren Besucher sogar bis an den Bodensee.

Gastrotourismus aus den anderen Bundesländern

Seit die Gastronomie in Vorarlberg wieder geöffnet hat, haben Gäste aus anderen Bundesländern Vorarlberg als Tagestrip entdeckt.

Negativer Coronavirus-Test als Eintrittskarte

Der Nachweis eines negativen Coronavirustests und eine Reservierung als Eintrittskarte sind die Voraussetzung für den Gasthausbesuch, die Gäste müssen sich registrieren lassen. Das gilt für alle Gäste – egal, aus welchem Bundesland sie kommen. Etwa viele Tiroler wollen offenbar in Vorarlberg ein kleines Stück Freiheit genießen, so feiert eine Besucherin aus Zams im „Wirtshaus am See“ in Bregenz mit einer Freundin ihren 25. Geburtstag. Für „Wirtshaus am See“-Wirtin Daniela Berthold ist die Herkunft der Gäste vorher nicht ersichtlich, wie sie sagt: „Bei der Platzierung haben wir dann festgestellt, dass das Tiroler Gäste sind, per E-Mail kann man das nicht feststellen.“

„Dass man wieder mal wo essen gehen kann“

Im Gasthaus „Kornmesser“ in der Bregenzer Innenstadt kam beim Lokalaugenschein sogar rund die Hälfte der Gäste aus anderen Bundesländern. „Wir sind hier ganz im Westen und eigentlich nicht so spannend für alle, weil wir so klein sind, und jetzt sind wir auf einmal so spannend für alle, und es kommen alle“, sagt Theresia Zwerger, die Wirtin des „Kornmesser“.

Und die Gäste nehmen die Möglichkeit dankbar an: „Wie man sieht, ess ich gern – und bin auch froh, dass man da wieder im Gasthaus essen kann – und a Glaserl Wein trinken“, sagt ein Besucher aus Telfs in Tirol.

Maximal vier Erwachsene an einem Tisch

Allerdings: Für die Sitzordnung gibt es genaue Vorgaben. An einem Tisch dürfen maximal vier Erwachsene aus höchstens zwei Haushalten sitzen – dazu können minderjährige Kinder dieser Erwachsenen kommen. Die Tische müssen jeweils zwei Meter auseinander stehen. Ein Wohnzimmertest reicht nicht als Eintrittskarte – auch nicht, wenn er mit QR-Code hochgeladen werden kann. Vielmehr braucht es einen PCR-Test, einen Antigen-Test oder einen Selbsttest an der Teststraße.

Willkommene Umsatzbringer

Für manchen Wirt sind die Gäste aus den anderen Bundesländern nach dem langen Lockdown willkommene Umsatzbringer. Dieter Sapper, Gastwirt des Bregenzer Restaurants „Isola Bella“, weiß, wie sich die Gäste etwa aus Tirol einen schönen Tagesausflug gestalten – mit einem klar eingeteilten Programm: „Am Morgen steigen sie in den Zug und fahren nach Bregenz, machen sich einen schönen Tag, gehen zweimal essen und etwas trinken und fahren am Abend wieder mit dem Zug heim“, erzählt Sapper.

Fahrt von rund 300 Kilometern

Ein Ehepaar aus Fiss-Ladis in Tirol fährt für den Besuch in Bregenz insgesamt rund 300 Kilometer: „Da freuen wir uns jetzt schon wochenlang, dass wir wieder herreisen dürfen – immerhin eine Strecke 150 Kilometer.“ Und die beiden haben sich vorgenommen, wiederzukommen – im Sommer, wenn es vielleicht wieder mit Übernachtung geht. Derzeit müssen die Tagesausflügler aufgrund der Ausgangsbeschränkungen um 20.00 Uhr wieder daheim sein.