Olympoische Ringe mit Feuerwerk
GEPA pictures/ Christian Walgram
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Sport

Mennel pocht auf schnelle Impfung für Athleten

Der Generalsekretär des ÖOC, der Vorarlberger Peter Mennel, hält an der Forderung fest, die fixen Olympia-Starterinnen und -Starter und jene, die sich noch für die Sommerspiele in Tokio qualifizieren können, so bald wie möglich zu impfen. Sportminister Werner Kogler (Grüne) erklärte dagegen, dass eine Impfung nur für aktuell qualifizierte Athleten realistisch sei – und das auch frühestens im Juni.

Der Generalsekretär des ÖOC, der Vorarlberger Peter Mennel, spricht im ORF-Interview von einer Verpflichtung gegenüber den Athletinnen und Athleten, da sie ja auch Österreich international vertreten und dadurch einem größeren Risiko ausgesetzt seien.

Und die Zeit dränge massiv, so Mennel, die Spiele in Tokio beginnen am 23. Juli. „Wir wissen, dass es Nebenwirkungen gibt durch die Impfung, dass diese auch die Leistungsfähigkeit der Athleten stark beeinflussen kann.“

Mennel: Viele Konkurrenten bereits geimpft

Und viele Konkurrenten aus anderen Ländern seien bereits geimpft, verweist Mennel auf das Beispiel des österreichischen Diskuswerfers Lukas Weißhaidinger. Von 40 Konkurrenten Weißhaidingers seien bereits 35 gemeinsam mit ihren Trainern geimpft, dadurch habe der Österreicher einen Wettbewerbsnachteil – „und er ist einer unserer großen Medaillenkandidaten“, fügt Mennel hinzu.

Es handle sich nicht um riesige Mengen, die das ÖOC fordere, so der Generalsekretär. „Das sind 200 Dosen für die gesamte Athletenschaft, die sich noch qualifizieren kann beziehungsweise schon qualifiziert ist. Wir müssen im April impfen – und zwar besser in der ersten Hälfte als in der zweiten Hälfte.“

Peter Mennel im Interview
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Der Vorarlberger Generalsekretär des ÖOC, Peter Mennel, fordert eine baldige Impfung auch für die Athleten, die sich noch für die Olympischen Spiele qualifizieren können

Kogler: Vorreihung erst frühestens Juni möglich

Sportminister Werner Kogler kann sich jedoch derzeit nur die Vorreihung von bereits fix qualifizierten Sportlerinnen und Sportlern vorstellen, und das auch frühestens ab Juni. Grundsätzlich sei er dem Ansinnen gegenüber aufgeschlossen, aber schnell werde es nicht gehen, sagte Kogler der „Kleinen Zeitung“. „Deshalb sehe ich für jene Sportler, die sich noch qualifizieren müssen, kaum eine Möglichkeit. Bei denen, die an Olympia teilnehmen, sollte es sich aber ausgehen.“ Sportler würden auch nur in Regenerationsphasen geimpft werden können, man müsse mit Impffolgen und -reaktionen rechnen.

Kogler betonte, dass es im Impfsystem nach dem Alter gehe, also von den Älteren zu den Jüngeren. Es müsse daher auch ethische und moralische Diskussionen geben dürfen, wenn es wirklich Ausnahmen geben sollte. Wenn, dann sieht Kogler die eben erst am Anfang des Sommers: „Ende Juni, spätestens Ende Juli, sollten ja alle eine Impfung haben, die eine brauchen bzw. wollen. Da ist es dann schon im Juni absehbar, dass man wenige Hundert Impfungen vorziehen kann.“

Mennel reagierte mit Unverständnis

Auch im APA-Interview zeigte Mennel Unverständnis für Koglers Aussagen: „Es ist schade, dass nicht mehr Verständnis da ist, dass Athleten, die noch um die Qualifikation kämpfen müssen, weil sie ein Jahr lang kaum Qualifikationsmöglichkeiten hatten, unter Umständen auch international Wettbewerbsnachteile erleiden und einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind.“ Höchstbelastungen würden ein höheres Infektionsrisiko nach sich ziehen.

Man sei bereits seit Ende Dezember mit den politisch Verantwortlichen im Gespräch, nun sei es aber schon fast April. „Wenn Anfang Mai geimpft würde, wäre es schon eher fünf nach zwölf“, sagte Mennel. Beim Impfstoff Johnson & Johnson wäre keine Zweitimpfung nötig, sonst wäre man dann aber schon im Juni einen Monat vor den Olympia-Wettkämpfen. Impfmäßig nicht abgedeckt wäre dann fast der gesamte Zeitraum der Vorbereitung und Qualifikationen.

Segler Benjamin Bildstein and David Hussl (AUT) im Einsatz
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Holten einen Quotenplatz für Österreich: Der gebürtige Tiroler David Hussl und der Vorarlberger Benjamin Bildstein freuen sich auf Tokio. Das Team segelt für den Yachtclub Bregenz.

Mennel: Andere Länder haben das erkannt

Dabei ging es neben den noch zu erringenden Quotenplätzen auch um die nationale Ausscheidung für bereits errungene Quotenplätze, wie etwa im Triathlon. „Da müssen wir halt dann beide Athleten impfen, es kann doch nicht an ein paar Impfdosen liegen“, meinte Mennel. Man müsse das immer in Relation sehen, da die Chance Olympia nur alle vier bzw. aktuell fünf Jahre komme. Andere Länder hätten das erkannt, in Serbien etwa seien alle Tokio-Athleten bereits geimpft.

„Weiter alles dran setzen“

Er selbst werde als vom ÖOC-Vorstand und vom Medizinischen Beirat und der Kommission beauftragt weiter alles daransetzen, dass die Impfung für die Athleten möglichst rasch erfolge. „Wir sind die ganze Zeit dran, weil der Hut brennt. Es ist schade, dass man nicht mehr Verständnis hat, dass das etwas ganz Besonderes ist, dass deswegen niemand einen riesigen Nachteil hat.“

Von den rund 70 für die Tokio-Spiele erwarteten ÖOC-Aktiven sind etwa 40 durch Quotenplätze fixiert. In einigen Sportarten gibt es darüber hinaus quasi Fix-Teilnahmen, da etwa Golfer Matthias Schwab, Tennis-Ass Dominic Thiem oder einige Judokas bis zur Deadline nicht mehr aus den Quotenplätzen fallen können. Ob Kogler diese Aktiven in die fixen Olympia-Teilnehmer miteinbezieht, konnte auch Mennel nicht beantworten. „Ich kenne die Definition von ‚fix‘ nicht“, sagte der Vorarlberger.

„Für einen Athleten eine ganz entscheidende Geschichte“

Mennel selbst ist 65 Jahre alt und wäre damit gemäß dem altersmäßig abgestuften Konzept aktuell mit einer Impfung an der Reihe. „Ich verzichte gerne auf meine Impfung, wenn man dafür einen Athleten impfen kann“, stellte der ÖOC-„General“ fest. Die vulnerablen Gruppen seien zumindest mit der ersten Dosis durchgeimpft, und ihm komme es auf ein paar Wochen nicht an. „Aber ein, zwei Wochen früher geimpft zu werden, sind für einen Olympia-Athleten eine ganz entscheidende Geschichte.“