Frau sitzt über Papieren und stützt ihren Kopf auf
Kawee – stock.adobe.com
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Wirtschaft

Pandemie beschleunigt Pleiten nicht

Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren von Privatpersonen ist zwar im ersten Quartal 2021 ist gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 31 Prozent gestiegen. Die CoV-Krise sei dafür aber nicht verantwortlich, heißt es von Seiten des Kreditschutzverbandes (KSV).

Ein Privatkonkurs entstehe im Regelfall nicht aufgrund eines singulären Ereignisses, sondern sei das Ergebnis einer längeren Phase der Verschuldung, erklärt Regina Nesensohn, Leiterin des Kreditschutzverbandes Vorarlberg. Das trete vor allem dann auf, wenn es den Menschen gut geht und eine positive Konjunktur herrsche.

Österreichweit ist die Anzahl der Privatkonkurse sogar etwas rückläufig. Das zeigt, dass die Menschen, die aufgrund der CoV-Krise von Arbeitslosigkeit oder Einkommensreduktion betroffen sind, nicht sofort in die Privatinsolvenz rutschen. Im Jahr 2020 waren beispielsweise lediglich 0,3 Prozent aller eröffneten Schuldenregulierungsverfahren auf die Corona-Pandemie zurückzuführen.

Insolvenzstatistik 1. Quartal 2021
KSV1870

KSV skeptisch gegenüber Insolvenznovelle

Die für Juli 2021 geplante Neustrukturierung der Insolvenzordnung, die eine verkürzte Entschuldungsdauer von drei Jahren für Privatkonkurse vorsieht, habe bereits jetzt erste Auswirkungen. Schuldner würden sich mehr Zeit lassen, Privatkonkurs anzumelden, so der KSV.

„Wir halten die Gleichstellung von gescheiterten Unternehmern und Verbrauchern weiterhin für unangemessen und plädieren für eine Beibehaltung der aktuell gültigen fünf Jahre“, so Nesensohn. Man befürchtet, dass durch die Abschaffung der Mindestquote im Abschöpfungsverfahren die durchschnittliche Rückzahlungsquote vermutlich weit unter zehn Prozent liegen werde.

Pandemiehilfen verschleppen Pleiten

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im ersten Quartal 2021 ist gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um rund 60 Prozent gesunken. "Der einzige Grund für das Einbrechen der Pleitenzahlen ist der Eingriff der öffentlichen Hand in die regulären Wirtschaftsabläufe, und dies seit Beginn des ersten Lockdowns im März 2020. Langfristige Stundungen von öffentlich-rechtlichen Abgaben und staatlichen Beihilfen führen dazu, dass Unternehmen, die bereits vor der Pandemie schwach aufgestellt waren, am Markt verbleiben können.“ schildert Nesensohn.

Keine Pleitewelle in Sicht

Der KSV sieht keine Pleitewelle in naher Zukunft, da nicht absehbar ist, wie lange die staatliche Unterstützung noch geht. Er geht davon aus, dass die Zahl der Firmenpleiten frühestens im Herbst steigen wird. „Eine regelrechte Insolvenzwelle ist aus heutiger Sicht am Horizont nicht erkennbar. Wann auch immer die Insolvenzzahlen steigen werden, gehen wir von einer stetigen Steigerung der Firmenpleiten aus. Dieser Anstieg wird bis in die Jahre 2022 und 2023 hineinreichen", erklärt Nesensohn.