Jugendlicher, Fuße Turnschuhe
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Soziales

Jugend als Verlierer der Covid-Krise

Die CoV-Pandemie stellte das Leben von jungen Menschen auf den Kopf. Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch fordert mehr Unterstützung für Risikofamilien, denn das Kindeswohl sei auch in der Krise vorrangig.

Die CoV-Pandemie prägte 2020 auch die Arbeit der Kinder- und Jugendanwaltschaft Vorarlberg (KiJa). Kontaktbeschränkungen und Distance Learning hätten gerade für junge Menschen vieles auf den Kopf gestellt, vor allem in Risikofamilien. Diese bräuchten nun mehr Unterstützung, forderte Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch bei der Präsentation des Tätigkeitsberichts am Donnerstag.

Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch
ORF
Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch

„Das Vorrangigkeitsprinzips des Kindeswohls gilt auch in der Krise“, sagte er. Es sei nicht leicht gewesen, auf die kinderrechtlichen Auswirkungen von Gesetzen und Verordnungen in kurzer Frist aufmerksam zu machen, junge Menschen in der Krise zu erreichen und Einschränkungen im Angebot akzeptieren zu müssen, so Rauch.

Jugend litt unter Wegfall der Sozial- und Tagesstruktur

Laut Studien fühlten sich 70 Prozent der Elf- bis 17-Jährigen äußerst oder ziemlich belastet. Sie litten unter dem Wegfall der Sozial- und Tagesstruktur und der Sportangebote. Bei 31 Prozent fanden sich psychische Auffälligkeiten, vor der Pandemie lag dieser Wert bei 18 Prozent.

Dazu kamen übermäßige Nutzung digitaler Medien, die Zunahme von familiärer Gewalt und je nach familiären Ressourcen erhebliche Bildungslücken. Psychosoziale Angebote waren zu Beginn des Jahres 2021 massiv überlastet, so Rauch.

Comeback für Kinder- und Jugendsport
Mathias Eßmeister / noe.ORF.at
Die Fußballplätze blieben während der Coronavirus-Zeit leer

Eingriffe in Kinderrechte nicht immer verhältnismäßig

Kinderrechte seien durch die Covid-19-Maßnahmen ebenso wie jene der Erwachsenen erheblich beschnitten worden, die Eingriffe seien nicht immer verhältnismäßig. Die KiJa habe sich bei Verstößen dagegen für die Reduktion von Strafen und Strafhöhen für Jugendliche eingesetzt.

Viele Anfragen drehten sich um die Schule, etwa die Maskenpflicht oder um die unklare Lage zur Vorgangsweise bei Auftreten eines Covid-19-Falls an Schulen. Rauch vermisste hierbei Ansprechpartner: „Es war schwer, jemanden vom Infektionsteam zu erreichen, geschweige denn eine verbindliche Antwort zu erhalten.“

Schulschließungen führten zu Betreuungsnotstand

Als überschießend kritisierte die KiJa den Umstand, dass Fachpersonen nicht mehr in die Kindergärten gehen durften, etwa für Schulscreenings. Über Wochen seien im Frühjahr zudem grenzüberschreitende familiäre Kontakte nicht möglich gewesen. Die Schulschließungen hätten Familien in einen Betreuungsnotstand gebracht und Druck erzeugt, sie dürften daher nur das letzte Mittel sein.

Die KiJa fordert einheitliche Vorgaben beim Nachholen von Schularbeiten. Das Nachholen des Schulstoffs im Sommer lehne man klar ab, die Erholungsphase sei gerade jetzt besonders wichtig. Zudem müsse der Kinderschutz vor Gewalt, die Begleitung von Alleinerziehern und der KiJa-Kontakt zu Kindern in sozialpädagogischen Einrichtungen verbessert werden. Dafür und für Schulworkshops hoffte Rauch auf eine personelle Aufstockung.

Leere Schulklasse
ORF.at/Carina Kainz
Die Schulschließungen sorgten in vielen Familien für Probleme

Forderung nach Präventionsangeboten zu Mobbing

24 Prozent der Anfragen betrafen 2020 Rechtsfragen, 20 Prozent drehten sich um Kontaktrecht und Obsorge, zwölf Prozent betrafen Schule und Kindergarten, fünf Prozent Mobbing. Unabhängig von der Ampelfarbe sollten Präventionsangebote zu Mobbing, Cybermobbing und Kinderrechte an Schulen ermöglicht werden, zudem müssten ausreichend Mittel für die Schulsozialarbeit bereitgestellt werden, verlangte Rauch.

Die KiJa ist auch Opferschutzstelle des Landes Vorarlberg. 2020 kontaktierten 17 Personen die Anlaufstelle erstmals wegen ihrer Gewalterfahrungen, 15 Personen erhielten von der Opferschutzkommission gesamt 45.500 Euro zugesprochen.